Kommentar zum Tod von George Floyd: USA brauchen eine andere Polizei
29.05.2020, 14:33 Uhr
Es ist fast sechs Jahre her, dass der 18-jährige schwarze High-School-Absolvent Michael Brown in einem ärmlichen Vorort von St. Louis von einem Polizisten erschossen wurde. Das löste damals landesweite Proteste aus. Was hat sich seither geändert? Zumindest, wenn man auf die Zahlen sieht: So gut wie nichts. In jedem Jahr seither kamen mehr als 1000 Menschen durch Polizeigewalt zu Tode – Zahlen, wie man sie in keinem vergleichbaren zivilisierten Land findet.
Und jetzt? Nach dem schockierenden Tod des 46-jährigen George Floyd wird wieder dieselbe Debatte geführt. Aber Rassismus allein reicht als Erklärung nicht aus. Es wäre zu billig, das auf der persönlichen Ebene von Polizisten abzuhandeln. Die Polizei insgesamt muss ins Auge gefasst werden. Das fängt schon bei der Ausbildung an. Viele Polizisten in den USA genießen ein nur wenige Monate langes Training, bevor sie auf Streife gehen. Sie sind psychologisch oft nicht geschult für die Situationen, in die sie geraten. Das Versagen ist systemisch.
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Es gibt Möglichkeiten, diese Gewaltexzesse durch Polizisten einzudämmen. Dafür gibt es auch Beispiele in den USA. In San Francisco wurden die Regeln dafür, wann Polizisten jemanden niederringen oder wann sie gar von der Schusswaffe Gebrauch machen dürfen, verschärft. Und siehe da: In den vergangenen zwölf Monaten hat es nicht einen solchen Todesfall mehr gegeben.
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Doch San Francisco ist eine der liberalsten Städte der USA. In anderen Bundesstaaten läuft die Entwicklung zum Teil noch in die entgegengesetzte Richtung. Der damalige US-Präsident Barack Obama hatte 2015 dafür gesorgt, dass das Pentagon die Polizeikräfte nicht mehr so freigiebig mit militärischen Waffen – darunter Raketenwerfer – ausrüsten darf. Sein Nachfolger Donald Trump hat aber auch das rückgängig gemacht – wie alles, was den Namen seines Vorgängers trug. Das Problem fängt ganz oben an.
62 Kommentare
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Schubi
Nicht nur die USA braucht eine andere Polizei. Auch in D. sollte man genauer hinschauen, wenn man bei der Polizei so einstellt...
ak95630
Dubios
Da brint ein Polizist auf verabscheuungswürdige Weise einen Afro-Amerikaner um. Und schon heißt es:"USA brauchen eine andere Polizei".
Als der Islamist Amri in Berlin am Breitscheidplatz in Berlin 12 Menschen tötet und weitere 67 verletzt, kommt als erste Reaktion, dass man diesen Vorgang nicht verallgemeinern oder gar instrumentalisieren dürfe. Im deutschen Journalismus sind offenbar einige gleicher als andere ...
Pro Clubberer
@ realo: Ich hoffe auch, dass wir das Problem des Rassismus, der sich in den letzten Jahren leider wieder aus der rechten Szene und der AFD speist, niedrig halten können. Vor allem wenn man endlich von der Justiz genauer hinschauen würde, Akten nicht einfach geschreddert werden können oder verschwinden und nicht so halbherzig wie bei dem NSU-Prozess zwar langatmig, aber letztlich nicht gründlich genug allen Hinweisen nachgegangen wird oder gar Beweismaterial ausgeklammert worden ist!
Dennoch glaube ich, dass unser Volk durch die Nürnberger Prozesse und die Aufarbeitung in den vergangenen Jahrzehnten einigermaßen vor einem ausufernden Rassismus gefeit ist, wenn wir aufmerksam bleiben.
Die Situation bezüglich Rassismus in den USA - um den geht es ja hier - ist eine grundlegend andere! Die USA haben nie in ihrer Geschichte einen nationalen Läuterungsprozess durchlaufen wie Deutschland!
Es wurde bisher keinerlei Selbstkritik von den USA gezeigt bezüglich all der Kriege und Gräueltaten, die man seit den Atombombenabwürfen über Japan, den Korea-Kriegen, den Kriegen gegen Libyen,den Irak (2-mal), Afghanistan usw. usw.
unter der Überschrift für die Freiheit und gegen den Terrorismus geführt hat.
Diese Kriege hat man in den USA geschickt instrumentalisiert, als seien die USA bedroht worden, was ja de facto nach dem Zerfall der UdSSR überhaupt nicht mehr gegeben war, aber alle US-Bürger sind sich einig und schwenken ihre Fähnchen, wenn es ums Ausland und Krieg geht.
Doch das ist nur noch Fassade. Im Innern brodelt es, weil die Amerikaner allmählich merken, dass sie und ihre Interessen in der Regierung nicht vertreten werden, ja dass sie gar nicht angemessen beteiligt sind, sondern es sind die Eliten und Reichen, die ihre eigenen Interessen vertreten.
Zu meiner Schulzeit haben wir noch staunend von einem Land der unendlichen Möglichkeiten, vom Märchen des Tellerwäschers, der Millionär werden könne, erzählt bekommen.
Selbst die US-Bürger haben inzwischen verstanden, dass sie "verarscht" werden, weil die USA keinen funktionierenden Sozial-Staat haben.
Der Mord an den Afro-Amerikaner ist nur wieder so ein Auslöser, der den allgemeinen Frust des einfachen Volkes zum Kochen bringt und zeigt wie gespalten diese Nation eigentlich ist. Es gibt kein taugliches soziales Gerüst, das die Menschen in Notfällen trägt und zusammenhält wie z. B. in Deutschland. In den USA ist jeder auf sich gestellt und das ist auch so gewollt! Nur das funktioniert nicht mehr.
Für mich ist es tatsächlich eine sehr spannende Frage, ob die US-Bürger im Herbst die Fortsetzung dieses Desasters wählen werden oder den Wechsel und damit zumindest die Möglichkeit, dass sich einiges zum Besseren wendet.
lol
... ich versuche, es mir vorzustellen:
die Welt lacht sich scheckig, dass der größte, incredible´ste Führer aller Zeiten, der beste Boss der unglaublich stärksten Nation der Welt ... !!sich im Bunker versteckt hat!!
da muss man sich dann halt mit Tänengas durch die Staaatsmacht den Weg freikämpfen lassen um martialisch mit Bibel in der Hand ein Gotteshaus zu missbrauchen ... und versuchen, Autorität im Panzerknacker oder Dalton-Comic-Format zu demonstrieren
ich geniesse jeden Schmerz, den dieser verantwortungslose Kriegstreiber empfindet
Korrekturleser
lol,
hab ich Ihnen irgendwas getan? Ihr Kommentar
„mit @Korrekturleser werden Sie mich nicht mehr in einer Diskussion erleben“
zu diesem Artikel https://www.nordbayern.de/region/kommentar-die-afd-baut-sich-ihre-welt-1.10139479
spricht ja nicht gerade für Objektivität sondern eher, dass alles, was von mir kommt schon allein darum falsch sein muss.