"Malu" kennt jeder, ihren Gegner kaum einer

Harald Baumer

Berlin-Korrespondent der NN

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12.3.2021, 18:44 Uhr

Es war nur eine Kleinigkeit, aber die war sehr aussagekräftig. Vor wenigen Tagen wurde von einem Online-Medium das Fernsehduell zwischen den rheinland-pfälzischen Spitzenkandidaten angekündigt. In der Meldung hieß es, es träten "Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und ihr Herausforderer von der CDU (den genauen Namen muss ich noch nachreichen) zum Schlagabtausch an". Der Autor hatte also kurz vor der Landtagswahl nicht parat, wie denn eigentlich der Bewerber der CDU um das Amt des Ministerpräsidenten heißt.

Das sei hier gerne nachgeholt: Es handelt sich um Christian Baldauf (53) - Jurist, Vorsitzender der Landtagsfraktion, seit 20 Jahren Abgeordneter und nun eben unmittelbarer Konkurrent der sozialdemokratischen Regierungschefin Dreyer. Baldauf kämpft mit einer Reihe von Problemen, die in der Zusammenschau dazu führen dürften, dass er kaum eine Chance auf den Einzug in die Mainzer Staatskanzlei hat.

Seine seit sieben Jahre amtierende Gegnerin ist im Lande überaus beliebt. Sie knüpft damit an ihre Vorgänger Rudolf Scharping und Kurt Beck an. Drei Jahrzehnte schon ist Rheinland-Pfalz eine SPD-Hochburg. Zudem konnte sich Malu Dreyer auch noch während der Corona-Pandemie als Krisenmanagerin profilieren, während Oppositionsführer Baldauf kaum öffentliche Aufmerksamkeit genoss. Am Ende könnten es fünf oder sechs Prozentpunkte sein, die zwischen den führenden Sozialdemokraten und den zweitplatzierten Christdemokraten liegen.

Dreyers Karriere startete im Rathaus

Die 60-jährige Ministerpräsidentin hat einen Lebenslauf hinter sich, der - rückblickend - geradezu wie eine Lehrzeit für ihr jetziges Amt aussieht. Die frühere Staatsanwältin war Bürgermeisterin von Bad Kreuznach, Wohndezernentin der Stadt Mainz und viele Jahre Sozialministerin des Bundeslandes. 2013 wurde sie Nachfolgerin des überaus beliebten Kurt Beck.

Schon vor über 25 Jahren erhielt sie die ärztliche Diagnose, an Multipler Sklerose zu leiden. Über lange Zeit behielt sie das für sich, doch dann entschied sie, ihre Krankheit öffentlich zu machen. Entgegen mancher Befürchtungen hat sich dieses Outing für sie nicht negativ ausgewirkt. Sie gilt trotz manch körperlicher Einschränkungen als eine Frau, die ihr Kabinett und die Partei voll im Griff hat, Zwischenzeitlich wurde sie sogar als Favoritin für den SPD-Vorsitz gehandelt, was sie dann aber selbst mit einer klaren Absage beendete.

Zunächst regierte Malu Dreyer mit einer rot-grünen Regierung, doch in ihrer zweiten Amtszeit reichte das nicht mehr für eine Mehrheit. Nun führt sie eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP an. Das wird bundesweit beachtet, denn dieses Bündnis könnte auch in anderen Ländern und im Bund Schule machen und somit den Machtansprüchen der Union gefährlich werden. Unter der Ministerpräsidentin arbeiteten so unterschiedliche Parteien wie Grüne und FDP reibungslos zusammen.

Gute Chancen für die Fortsetzung der Ampel

Die neuesten Umfragen sagen erneut eine klare Mehrheit für diese "Ampel" voraus. Wenn es der Ministerpräsidentin mit ihrer Beliebtheit gelingt, die SPD noch ein wenig nach oben zu ziehen, könnte es sogar wieder für das in Deutschland selten gewordene Rot-Grün ausreichen. Doch das würde aber eine ziemlich knappe Angelegenheit.

Manches scheint wenige Tage vor der Wahl noch möglich, nur eines eher nicht: dass die CDU eine Rolle bei der Regierungsbildung spielt. Dabei hatte der Spitzenkandidat Baldauf zu Beginn des Wahlkampfes den Mund noch ziemlich voll genommen. Er zog im Sommer mit einer "30 Jahre SPD-Abschiedstour" durch das Land. Das scheint kaum erreichbar - ausgerechnet in einem Land, das mit dem jungen Helmut Kohl mal einen sehr bekannten christdemokratischen Ministerpräsidenten hatte.

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