Maskenpflicht in Supermärkten: Österreich verschärft Corona-Maßnahmen

30.3.2020, 13:42 Uhr

Die österreichische Regierung hat im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie die Maßnahmen verschärft und unter anderem eine Mundschutz-Pflicht für Einkäufe angekündigt. Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte am Montag in Wien, dass die Supermärkte voraussichtlich ab Mittwoch mit der Verteilung von Masken an den Eingängen beginnen werden. Derzeit werde auf entsprechende Lieferungen gewartet. "Es ist jetzt schon klar, dass viele Menschen an dieser Krankheit sterben werden - das lässt sich auch nicht verhindern. Aber wir müssen zumindest unser Möglichstes tun, damit nicht mehr Menschen sterben, als sterben müssen", sagte Kurz.

Zukünftig soll man Supermärkte nur noch betreten dürfen, wenn man eine Schutzmaske trägt. Diese Masken sollen an den Eingängen der Geschäfte gegen eine geringe Gebühr verkauft werden. Damit soll verhindert werden, dass in den oftmals stark frequentierten Märkten weiterhin Viren verschleudert und damit weitere Personen mit dem Coronavirus infiziert werden.

Experten hatten eine solche "längst überfällige Maskenpflicht" zuletzt wiederholt gefordert. Mehrere Wissenschafter sehen in einem offenen Brief in den asiatischen Ländern ein Vorbild, etwa beim Tragen von Schutzmasken. Dies mache die Ansteckung schwieriger und verlangsame damit die Ausbreitung, "und noch wichtiger, es führt uns zu Bewusstsein dass wir die Aufgaben haben andere zu schützen".

Bereits seit zwei Wochen sind in Österreich Ausgangsbeschränkungen und weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Kraft. Die Menschen sollen das Haus nur verlassen, wenn sie einkaufen, arbeiten oder anderen helfen müssen. Spaziergänge mit Menschen aus dem eigenen Haushalt sind gestattet. Ansammlungen mit mehr als fünf Leuten werden von der Polizei aber aufgelöst, zudem werden harte Strafen verhangen. Laut Innenminister Karl Nehammer können diese bis zu 3600 Euro pro Person betragen, etwa wenn "Corona-Parties" gefeiert oder Polizisten angegriffen oder gar bespuckt werden. Zahlreiche Geschäfte sowie sämtliche Restaurants und Lokale sind geschlossen, an Schulen und Universitäten wird derzeit nicht gelehrt.

Maßnahmen zeigen bereits Wirkung

Die tägliche prozentuale Steigerung der Infektionszahlen ist mit den Maßnahmen zurückgegangen. In der Alpenrepublik gab es mit Stand Montag, 8 Uhr, 8813 bestätigte Infektionen mit Sars-CoV-2. Fast 1000 Menschen wurden wegen der vom Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19 in Krankenhäusern betreut, 193 von ihnen intensiv. Die Zahl der Todesopfer stieg am Montag auf mehr als 100.

Schon vor der Pressekonferenz der Regierung hatte die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtet, dass laut einem ihr vorliegenden Expertenpapier deutlich strengere Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus notwendig seien. Die Experten, die laut der APA die Regierung beraten, warnen demnach vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems Mitte April, sollte sich das Virus weiter so schnell verbreiten wie aktuell.

"Türsteher" an den Eingängen der Geschäfte

Frühestens Ende April sollen in Österreich erste Geschäfte wieder für Kunden geöffnet werden. Zunächst unter anderem die Baumärkte – darauf sollen sukzessive weitere Branchen folgen. Die Auflagen für den Geschäftsbetrieb sollen jedoch auch danach streng bleiben. So soll etwa immer nur eine gewisse Anzahl von Personen zeitgleich in die Geschäfte gelassen werden. "Türsteher" könnten so wie in Großbritannien kontrollieren, ob man das Geschäft betreten darf.

Im Laufe des Mai sollen nach und nach auch Dienstleister wie Friseure wieder den Betrieb aufnehmen dürfen. Auch hier soll es strenge Corona-Auflagen geben. Bei Frisören beispielsweise ein Mindestabstand zwischen den Kunden im Salon.Zeitgleich mit der Öffnung der Dienstleistungsbetriebe wird der Büroalltag im Laufe des Mai schrittweise das Homeoffice wieder ablösen, und auch Auswärts gegessen wird in Österreich frühestens wieder ab Mai. Dann dürfen die Lokale schrittweise wieder öffnen – ähnlich wie der Handel unter Bedingungen betreffend den Mindestabstand - und vorerst nur während des Tages.

Es ist die Frage, ob sich unter anderem Bayern an den jetzt offensichtlich noch einmal verschärften Schutzmaßnahmen Österreichs orientieren wird. Immerhin war Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der erste Länderchef in Deutschland, der umfassende Ausgangsbeschränkungen erlassen hatte. Die Regelungen im Freistaat zur Eindämmung der Corona-Pandemie gehören aktuell zu den strengsten in der Bundesrepublik.

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