Masterplan zu Kernfusion: Söder und Blume wollen Bayern zu Forschungs-Pionier machen

dpa

29.9.2023, 11:57 Uhr
Ottobrunn: Markus Blume (l, CSU), Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Söder, (r. CSU) Ministerpräsident von Bayern, sitzen während der Eröffnung der Hyperloop-Teststrecke in der Transportkapsel. Die Kernfusion gilt als saubere und relativ risikofreie Zukunftstechnologie.

© Peter Kneffel, dpa Ottobrunn: Markus Blume (l, CSU), Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Söder, (r. CSU) Ministerpräsident von Bayern, sitzen während der Eröffnung der Hyperloop-Teststrecke in der Transportkapsel. Die Kernfusion gilt als saubere und relativ risikofreie Zukunftstechnologie.

Bayern will in einem eigenen Programm die Forschung an der Kernfusion als mögliche Energiequelle der Zukunft voranbringen. Eineinhalb Wochen vor der Landtagswahl präsentierten Ministerpräsident Markus Söder und Wissenschaftsminister Markus Blume (beide CSU) am Donnerstag in Garching am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik einen bayerischen "Masterplan zur Förderung der Kernfusion und neuartiger Kerntechnologien".

Mit fünf Maßnahmen soll die Kompetenz im Freistaat ausgebaut werden, zudem kündigte Söder 100 Millionen Euro für die Fusionsforschung bis 2028 an. Zu dem ehrgeizigen Plan gehört auch der Bau eines Demonstrationskraftwerks binnen etwa zehn Jahren. Die Grünen kritisierten Söders Vorstoß.

"Statt den Ausbau der Erneuerbaren ehrlich anzupacken, träumt er von der Kernfusion", sagte Landtagsfraktionschef und Spitzenkandidat Ludwig Hartmann. "Die mag vielleicht in Jahrzehnten einen Beitrag zur Energieversorgung leisten - doch selbst das ist nur eine Hoffnung mit vielen Fragezeichen. Wir brauchen jetzt Energie. Wind und Sonne sind überall unbegrenzt vorhanden, wir können sie sofort beernten." Söders Initiative koste die Menschen in Bayern am Ende bares Geld.

Als Punkte nennt der Plan die Einrichtung eines Expertengremiums als Vorläufer eines Bavarian Fusion Clusters. Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Industrieunternehmen und Start-ups sollen einbezogen sein. Ziel sei es, Bayern zu einem wissenschaftlichen Hotspot der Kernfusionsforschung zu machen. Ferner enthält der Plan eine Ausbildungsoffensive an den Hochschulen mit sechs neuen Lehrstühlen und ein Fusionsförderprogramm.

Bayern will die Initiative für eine nationale Gesamtstrategie für Kernfusion ergreifen. "Wir glauben daran, dass Kerntechnologie Zukunft hat", sagte Söder. "Wir steigen ein in die Mission Kernfusion." Bayern wolle hier Pionier sein. Blume sagte, bereits ab dem kommenden Wintersemester werde es erstmals ein Studienangebot Kernfusion geben. Das Rennen sei eröffnet. "Wir brauchen eine nationale und europäische Strategie. Wir würden gerne mit anderen Partnern auf die Überholspur wechseln."

Der Wissenschaftsminister hält es für vorstellbar, dass um 2040 mit Kernfusion Strom erzeugt werden kann. Wissenschaftler unter anderem in Garching gehen eher davon aus, dass dies erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts möglich sein wird. Ehrgeizigere Pläne haben Start-ups, die teils von einem Einsatz schon in zehn Jahren sprechen. Erst kürzlich hatte das Bundesforschungsministerium ein zusätzliches Förderprogramm von 370 Millionen Euro angekündigt.

Bei der Kernfusion werden Atomkerne anders als in herkömmlichen Atomkraftwerken verschmolzen statt gespalten. Theoretisch ließen sich damit sehr große Energiemengen erzeugen - und das klimaneutral. Forschungen laufen weltweit. Unter anderem baut seit 2007 ein Verbund von internationalen Wissenschaftlern - darunter auch aus Russland und China - in Frankreich an dem gemeinsamen Fusions-Forschungsreaktor ITER. Er soll mehr Fusionsenergie freisetzen, als zur Zündung der Reaktion erforderlich ist, aber noch keinen Strom liefern.

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