Neue Tickets und klares Zeichen
„Menschenverachtender Wahlkampf“ und Abschiebetickets: Deutlicher Protest an AfD-Büro in Franken
18.1.2025, 16:23 UhrAktuell kursieren – unter anderem auf Social Media – zahlreiche Videos, in denen eine scharf umstrittene Wahlkampfmaßnahme der AfD kritisiert wird. Dabei geht es um gefälschte Abschiebe-Tickets, die im Raum Karlsruhe in Baden-Württemberg verteilt wurden. Wie zuvor unter anderem das "ZDF" mitteilte und auch auf Social Media zu sehen ist, erinnern die verteilten Flyer optisch an Flugtickets, sind an "illegale Einwanderer" gerichtet und mit dem Abflugdatum 23. Februar, also dem Tag der Bundestagswahl, datiert. Die Tickets sollen für eine "Reise" "Von: Deutschland – Nach: Sicheres Herkunftsland" gelten.
Im oberfränkischen Landkreis Bayreuth haben Aktivistinnen und Aktivisten jetzt Konsequenzen gezogen und eine Gegenaktion gestartet. Wie zunächst das antifaschistische Aktionsbündnis "Widersetzen Bayreuth" auf Instagram mitteilte, hatten in der Nacht von Freitag auf Samstag "überzeugte Demokrat*innen der Gruppierung ‚Nachhilfe für Nazis‘ Tickets für den Besuch einer KZ-Gedenkstätte an der Scheibe des Bayreuther AfD-Parteibüros hinterlassen."
Dabei soll es sich laut "Widersetzen Bayreuth" - anders als bei den gefälschten Abschiebe-Tickets - "um ein ernst gemeintes Bildungsangebot [handeln]. Vielleicht hilft der Besuch ja gegen Geschichtsrevisionismus, Rassismus, Faschismus und die Machtergreifung derartiger Parteien", heißt es weiter.
Aktion in der Innenstadt sollte gestört werden
Außerdem wurde das Türschloss des Parteibüros verklebt, sodass "die Mitglieder der Partei ‚in Ruhe über das Angebot nachdenken können‘". Durch die Aktion sollte zudem der Infostand der AfD in der Bayreuther Innenstadt gestört werden, der am Samstag, 18. Januar, aufgestellt werden sollte.
Die Verantwortlichen hinter "Widersetzen Bayreuth" bezeichnen die zuvor durchgeführte Wahlkampfkampagne der AfD als menschenverachtend. Laut "Widersetzen Bayreuth" wurde inzwischen auch eine Anzeige wegen Volksverhetzung eingereicht, die sich gegen den Kreisverband Karlsruhe der AfD richtet. Laut "ZDF" laufen die Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung bereits.
"Wir müssen uns den menschenverachtenden Erzählungen der AfD jetzt entschieden widersetzen. Es reicht nicht mehr aus, mehr zu sein. Solange die AfD mit geschichtsrevisionistischen Äußerungen wie den gefälschten Abschiebe-Tickets Schlagzeilen macht, versucht sie die Grenzen des sagbaren immer weiter zu verschieben. Schon heute stellt die AfD eine große Bedrohung für unsere Demokratie, unsere Gesellschaft und unser Miteinander dar. Deswegen haben wir heute ein bisschen Nachhilfe für Nazis gegeben. Und wir werden es wieder tun, solange die AfD ihre Position nicht ändert", äußerte sich "Widersetzen Bayreuth" weiter.
"Spaltet unsere Gesellschaft"
Dem "ZDF" zufolge reagierte unter anderem auch die Landesvorsitzende der Linken Baden-Württemberg, Sahra Mirow, auf die Abschiebe-Ticket-Aktion der AfD. Diese zeige mit dem Vorgehen ihr wahres Gesicht und "spaltet unsere Gesellschaft und verbreitet Hass und Hetze".
Zu der Protestaktion am AfD-Büro in Bayreuth wurde am Samstag auch die Polizei hinzugezogen. Laut ersten Informationen der Nachrichtenagentur "News5" begab sich daraufhin eine Streife zu dem Ort des Geschehens und stellte die angeklebten Tickets sicher. Der Sachschaden am Schloss beträgt demnach rund 100 Euro.