Nahostkonflikt
"Merkels weinendes Flüchtlingskind" Sahwil postete verbotene Parole
15.11.2023, 08:17 UhrIm Juli 2015 ist Reem Sahwil als "weinendes Flüchtlingsmädchen" bekannt geworden. Ihre Interaktion mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel verbreitete sich im Netz und sie wurde zu einer Hauptakteurin der Asypolitik Deutschlands stilisiert. Jetzt rückt die Libanesin erneut ins Rampenlicht, nachdem sie auf Instagram die Worte "from the river to the sea"gepostet hatte - eine erst vor kurzem vom Bundesinnenministerium verbotene Parole.
#merkelstreichelt
Sahwil traf damals während des Bürgerdialogs "Gut Leben in Deutschland" in Rostock auf die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Während der Veranstaltung schilderte die Libanesin mit palästinensischen Wurzeln das Schicksal ihrer Familie und fing vor laufender Kamera an zu weinen, als sie von deren nicht gesicherten Aufenthaltsstatus redete. Daraufhin streichelte Merkel ihr die Schulte und sagte: "Das hast du doch prima gemacht", während sie weiter auf die Rechtslage verwies, darüber berichtete unter anderem "Spiegel".
Prompt erntete der Auftritt der ehemaligen Kanzlerin Kritik. Ihr Clip verbreitete sich weltweit wie ein Lauffeuer unter dem Hashtag #merkelstreichelt. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, wurde ihr vorgeworfen, sie sei hartherzig. Der Medienrummel wirkte sich auch auf Sahwil aus, welche fortan im Mittelpunkt der Asylpolitik Deutschlands stand. "Ich war praktisch die Person für dieses Thema, was mich sehr überfordert hat", sagte sie "The Pioneer".
Sahwil mit verbotener Parole
Mittlerweile ist aus dem Flüchtlingskind eine Autorin geworden, mit klarer Meinung. 2017 veröffentlichte Sahwil ihr Buch "Ich habe einen Traum: Als Flüchtlingskind in Deutschland". Überfordert ist die inzwischen 23-Jährige nicht mehr und sie bleibt politisch weiter aktiv: Auf Instagram postet Sahwil eine Zeichnung, auf der die Umrisse Israels zu sehen ist. Unter den Umrissen stehen die Worte "from the river to the sea" folgend von dem Hashtag #freepalestine, darüber berichtete "Bild". Zuvor hatte das Bundesministerium des Innern und für Heimat die Parole verboten.
Die Parole "From the river to the sea, Palestine will be free", fordert die Befreiung der palästinensischen Bevölkerung, und zwar vom Fluss Jordan bis hin zum Mittelmeer, also das Gebiet des Staats Israel. Auch Sahwil lehnte als Palästinenserin den jüdischen Staat Israel ab, erklärt sie 2015 im Gespräch mit "Welt". Demnach greifen diejenigen, die Partei für Israel ergreifen, "die kollektive Identität einer auseinandergerissenen Familie" an.
Bislang war dieser Satz von der Meinungsfreiheit gedeckt, da die Aussage nicht eindeutig zu Gewalt aufstachelte, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Inzwischen wertet die Staatsanwaltschaft München nach Vorgabe des Bundesinnenministeriums den Spruch anders. Innenministerin Nancy Faeser hatte infolge des Vereinsverbotes gegen die radikalislamische Hamas bestimmte "Kennzeichen" ebenfalls verboten. Am Ende der Liste steht folglich: "Die Parole 'Vom Fluss bis zum Meer' (auf Deutsch oder anderen Sprachen)."