Naturkatastrophe

Erdbeben in Südostasien: Viele Tote, Hunderte Verletzte

28.03.2025, 09:55 Uhr
In Myanmar sind viele Gebäude schwer beschädigt worden.

© Uncredited/The Myanmar Military True News Information Team/AP/dpa In Myanmar sind viele Gebäude schwer beschädigt worden.

Ein starkes Erdbeben mit Stärke 7,8 in Südostasien hat viele Menschenleben gekostet. Es gibt schwere Schäden an Gebäuden. In Myanmar herrscht Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy beschädigt worden sein und brechen könnten. Laut Wissenschaftler gibt es zudem eine realistische Gefahr von weiteren Erdbeben in der Region. Ein Überblick:

Die Opfer

In Myanmar, wo das Epizentrum lag, kamen nach Angaben des Militärführer Min Aung Hlaing mindestens 144 Menschen ums Leben. Über 730 wurden verletzt, wie die Junta im staatlichen Fernsehen bekanntgab. 

Im benachbarten Thailand wurden bislang drei Todesfälle offiziell bestätigt. Medienberichten zufolge sind bis zu zehn Tote inzwischen geborgen worden, 101 Menschen sollen allein in Bangkok noch vermisst sein. 

Hunderte Menschen wurden in Myanmar verletzt, viele werden noch unter Trümmern vermutet.

Hunderte Menschen wurden in Myanmar verletzt, viele werden noch unter Trümmern vermutet. © Uncredited/The Myanmar Military True News Information Team/AP/dpa

Das Auswärtige Amt teilte mit, es gebe keine Erkenntnisse über betroffene Deutsche. Die Lage sei aber noch sehr unübersichtlich, hieß es am Mittag. Auf den bei Urlaubern beliebten Inseln Koh Samui und Phuket spürten Anwohner nichts von dem Erdstoß. 

Die Lage in Myanmar

Das stärkere Beben ereignete sich etwa 50 Kilometer östlich von Monywa im Zentrum Myanmars. In dem östlich davon gelegenen Mandalay, der mit 1,6 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt des Landes, kamen nach Medienberichten zehn Menschen beim Einsturz einer Moschee ums Leben.

Bei dem Beben stürzte ein Tempel in Myanmar ein.

Bei dem Beben stürzte ein Tempel in Myanmar ein. © Aung Shine Oo/AP/dpa

In Taungoo brach ein Kloster ein, in dem Vertriebene untergebracht waren. In Sagaing stürzte eine alte Brücke ein. Fotos zeigten zudem beschädigte historische Pagoden in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw. Das Rote Kreuz in Myanmar spricht von verheerenden Schäden. Es bestehe große Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy brechen könnten.

Beschädigte Pagoden in Naypyidaw in Myanmar.

Beschädigte Pagoden in Naypyidaw in Myanmar. © Aung Shine Oo/AP/dpa

Seit einem Militärputsch im Februar 2021 versinkt das frühere Birma ohnehin schon in Gewalt und Chaos, verschiedene Rebellengruppen kämpfen teils erfolgreich gegen die Armee. Aus dem Land dringen nur wenige Informationen nach außen.

Die Lage in Thailand

Im benachbarten Thailand stürzte in der Hauptstadt Bangkok der Rohbau eines mehr als 30 Stockwerke hohen Gebäudes nach den Erschütterungen ein. Videos im Internet zeigten, wie Arbeiter vor dem einstürzenden Hochhaus davonliefen. Thailands Institut für Notfallmedizin meldete dort drei Tote und 68 Verletzte. Nach Medienberichten wurden Stunden nach dem Beben noch mehr als 80 Arbeiter vermisst.

In Bangkok ist ein sich im Bau befindliches Hochhaus eingestürzt.

In Bangkok ist ein sich im Bau befindliches Hochhaus eingestürzt. © Wason Wanichakorn/AP/dpa

Hier hatte die Erde minutenlang gebebt, Menschen verließen in Panik ihre Häuser. 17 Krankenhäuser in Provinzen des Landes seien beschädigt worden, berichtete das Portal „Nation Thailand“ nach Angaben des Gesundheitsministeriums. Vor allem hätten die Gebäude Risse. Thailands Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra erklärte am Abend (Ortszeit) aber, die Schäden hielten sich in Grenzen. Die Menschen könnten in ihre Wohnungen zurückkehren.

Das Erdbeben

Das Deutsche Geoforschungsinstitut (GFZ) in Potsdam verzeichnete für das Erdbeben eine Stärke von 7,8 in Myanmar in einer Tiefe von circa 24 Kilometern. Die US-Erdbebenwarte USGS maß die Magnitude 7,7 in zehn Kilometer Tiefe. Zudem registrierten beide Organisationen ein paar Minuten später etwas südlich ein weiteres Erbeben mit einer Stärke von 6,4. 

Laut dem GFZ ereignete sich das Erdbeben in der Sagaing-Verwerfung. Hier bewegen sich die indische Kontinentalplatte und die eurasische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa 18 Millimeter pro Jahr aneinander vorbei. Es bauen sich Spannungen auf, die sich immer wieder entladen - wie nun nach einer ruhigeren Phase, die über fast 70 Jahre angehalten hatte, erläuterte das Geoforschungsinstitut. Dessen Experten gehen aktuell von einer Bruchlänge von mehr als 200 Kilometern aus.

Die Wissenschaftler rechneten damit, dass in den nächsten Stunden bis Tagen Ereignisse der Stärke 6 bis 6,5 auftreten können. „Das ist ein typischer Prozess“, sagte der Geophysiker Oliver Heidbach vom GFZ der Deutschen Presse-Agentur. Es könne Nachbeben-Serien geben, die in der Anzahl und Stärke mit der Zeit abnehmen. Alternativ kann es ein weiteres starkes Beben geben. Die seismischen Wellen könnten erhebliche weitere Schäden anrichten, da sie auf bereits beschädigt Gebäude treffen. 

Thailands Ministerpräsidentin sprach Lokalmedien zufolge von gut von einem Dutzend Nachbeben innerhalb von weniger Stunden.

Die Reaktionen

Myanmars Juntaführer Min Aung Hlaing sagte im staatlichen Fernsehen, dass er Hilfe der internationalen Gemeinschaft und anderen Organisationen angefordert habe. Und er habe bereits Indien und dem Verband südostasiatischer Nationen, abgekürzt ASEAN, erlaubt, Helfer in den Regionen zu unterstützen. Es wurde zudem in mehreren Regionen Myanmars der Notstand ausgerufen. 

Militärchef Min Aung Hlaing inspiziert in Myanmar eine stark beschädigte Straße.

Militärchef Min Aung Hlaing inspiziert in Myanmar eine stark beschädigte Straße. © Uncredited/The Myanmar Military True News Information Team/AP/dpa

Die EU unterstützt nach eigenen Angaben bereits mit Satellitenbildern und hat weitere Hilfe angeboten. Der Malteser Hilfsdienst stellt zunächst 250.000 Euro Nothilfe zur Verfügung - die Caritas weitere 100.000 Euro.

„Nach dem schweren Erdbeben in Myanmar und Thailand sind unsere Gedanken bei den Opfern, ihren Familien und Freunden“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Plattform X. „Wir hoffen, dass die Suche nach Vermissten rasch gelingt und wünschen den Verletzten schnelle Genesung.“

Myanmar schon gezeichnet durch Chaos und Gewalt

Das Beben ereignete sich etwa 50 Kilometer östlich von Monywa in der Landesmitte. In dem östlich davon gelegenen Mandalay, der mit 1,6 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt Myanmars, kamen zehn Menschen beim Einsturz einer Moschee ums Leben. In Taungoo brach zudem ein Kloster ein, in dem Vertriebene untergebracht waren. Fünf Menschen starben, darunter auch Kinder, wie Khit Thit Media weiter berichtete. Auch dort sollen noch mehrere Menschen eingeschlossen sein. In Sagaing brach eine alte Brücke ein.

Fotos zeigten zudem beschädigte historische Pagoden in Myanmars Hauptstadt Naypyitaw und ein beschädigtes Kloster. Seit einem Militärputsch im Februar 2021 versinkt das frühere Birma ohnehin schon in Gewalt und Chaos, verschiedene Rebellengruppen kämpfen teils erfolgreich gegen die Armee.

Hunderte Menschen wurden in Myanmar verletzt, viele werden noch unter Trümmern vermutet.

Hunderte Menschen wurden in Myanmar verletzt, viele werden noch unter Trümmern vermutet. © Uncredited/The Myanmar Military True News Information Team/AP/dpa

Hunderte Menschen wurden in Myanmar verletzt, viele werden noch unter Trümmern vermutet.

Hunderte Menschen wurden in Myanmar verletzt, viele werden noch unter Trümmern vermutet. © Uncredited/The Myanmar Military True News Information Team/AP/dpa

In Bangkok bebte minutenlang die Erde, Menschen verließen in Panik ihre Häuser. Im Stadtteil Silom im Zentrum der Hauptstadt waren Tausende Menschen auf der Straße, viele rannten. Sofort waren auch Helfer im Einsatz, die die Menschen anleiteten, sich unter freien Himmel zu begeben und die Gebäude zu verlassen. Aus den Krankenhäusern wurden Patienten auf die Straßen gebracht. In vielen Wohnanlagen ließ das Beben die Schwimmbecken überschwappen.

Schäden und Verletzte in China

In China war das Beben auch in der an Myanmar angrenzenden Provinz Yunnan in Südwestchina deutlich zu spüren, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Betroffen waren unter anderem die Großstadt Kunming und die bei Touristen beliebten Orte Lijiang und Dali.

Der Katastrophenschutz in der Stadt Ruili sprach von Schäden an Häusern und Verletzen, wie chinesische Medien unter Berufung auf die Behörde berichteten. Ein Video auf der chinesischen Online-Plattform Weibo, Chinas Pendant zur Plattform X, zeigte Trümmerteile auf einer Straße in Ruili und Schäden an einem Hausdach. Auch in den chinesischen Provinzen Guizhou und Guangxi waren die Erdstöße zu spüren. Aus Vietnam, wo etwa in der Hauptstadt Hanoi die Erde bebte, wurden zunächst keine Schäden bekannt.

Oft verheerende Schäden

Bei schweren Erdbeben wie jetzt in Myanmar sind die Schäden meist verheerend. Oft sterben Tausende, durch die Zerstörungen verlieren ganze Bevölkerungen ihr Zuhause. Gerade Asien ist immer wieder betroffen. Afghanistan (Juni 2022), Indonesien (September 2018) und Nepal (Mai 2015) erleben Katastrophen mit Tausenden Toten. Als besonders verheerend ist das Erdbeben vom März 2011 vor der japanischen Ostküste in Erinnerung, das fast 16.000 Menschenleben forderte und die Havarie des Atomkraftwerks in Fukushima verursachte.

In Pakistan und Indien werden nach einem Beben der Stärke 7,6 im Oktober 2005 an die 80.000 Todesopfer gezählt, 3,5 Millionen Menschen werden obdachlos. Zuvor hatte Weihnachten 2004 ein starkes Seebeben vor der Insel Sumatra gewaltige Tsunamis ausgelöst, die Tod und Zerstörung an die Küsten des Indischen Ozeans brachten. Geschätzt 230.000 Menschen starben - darunter mehr als 500 Deutsche.

Rettungskräfte sind vor einem Hochhaus im Einsatz, das nach einem Erdbeben der Stärke 7,7 in Bangkok eingestürzt ist.

Rettungskräfte sind vor einem Hochhaus im Einsatz, das nach einem Erdbeben der Stärke 7,7 in Bangkok eingestürzt ist. © Sakchai Lalit/AP/dpa

Rettungskräfte helfen einer verletzten Frau, die nach einem Erdbeben unter einem Gebäude eingeschlossen war.

Rettungskräfte helfen einer verletzten Frau, die nach einem Erdbeben unter einem Gebäude eingeschlossen war. © Aung Shine Oo/AP/dpa