Nach Bidens Wahlsieg: Amerika bleibt Trump-Country

15.12.2020, 16:05 Uhr
Der neue Präsident der USA Joe Biden steht vor einer großen Aufgabe.

© BRENDAN SMIALOWSKIJIM WATSON, AFP Der neue Präsident der USA Joe Biden steht vor einer großen Aufgabe.

Es geht auch darum, kleinere Erfolge für die eigene Partei und Wählerbasis zu erzielen. Aber auch um nach einem brutal geführten Wahlkampf das Land zu einen. Doch nach Donald Trump ist alles anders. Der will seine Niederlage nicht eingestehen, selbst nach einem nun klaren und eindeutigen Ergebnis im "Electoral College”.


Biden demonstriert Tatendrang - erste wichtige Personalie


Für den 20. Januar, dem "Inauguration Day” für Joe Biden plant er eine Massenveranstaltung in Florida, um sich feiern zu lassen, die alternative Welt des Donald Trump. Amerika nach Trump bedeutet nicht Amerika ohne Trump. Der macht einfach weiter und wird die kommenden Wochen alles daran legen, die Verschwörungstheorien der gestohlenen und manipulierten Wahl weiter zu spinnen, seinem Nachfolger die größten Steine und fiesesten Stolperfallen in den Weg zu räumen. Von einem Abgang oder einem Rückzug von Trump ist nichts zu sehen.

Er führt weiter Wahlkampf und wird das auch über den 20. Januar hinaus tun. Mit viel Geld in der Hand und der Ankündigung eventuell 2024 erneut kandidieren zu wollen hält er die Republikaner in Schach. Zweidrittel der republikanischen Abgeordneten im Kongress unterstützten seine waghalsigen Erklärungsversuche nach dem Wahltag am 3. November. Sie distanzierten sich nicht, machten sich vielmehr zum Gehilfen Trumps, der mit seinen Verschwörungstheorien und seiner systematischen Unterminierung der demokratischen Grundfesten Amerikas, das Land in mehr als gefährliche Fahrwasser brachte. Die USA stecken in einer tiefen politischen und gesellschaftlichen Krise, die noch lange nicht überstanden ist. Ein Land tief gespalten, in dem die eine Hälfte der Wähler das Ergebnis der Wahl anzweifelt.

Trump kontrolliert auch weiterhin die Republikaner, niemand wird es wagen nach vorne zu treten, um einen Neuanfang nach der Ära Trump auszurufen, die Partei neu auszurichten, zu hinterfragen, was in den Swing States Nevada, Arizona, Georgia und anderen schief gelaufen ist. Denn Trump erklärte ja, er habe die meisten Stimmen in diesen Bundesstaaten erhalten, nur sei ihm die Wahl geklaut worden. Eine inhaltliche Wahlanalyse ist somit nicht gegeben.

Lautstarke Basis

Trumps Basis ist lautstark, sie folgt ihm blind und wird nicht dulden, dass andere in der GOP die Führungsrolle übernehmen werden. So lange also Donald Trump nicht zur Seite tritt, abdankt, sich zurück zieht, so lange haben die Republikaner keine Chance auf einen Neuanfang. Die nächsten Kongresswahlen stehen 2022 an und über 2024 wird schon jetzt mit der Ankündigung des Noch-Präsidenten gesprochen. Nach der Wahl ist vor der Wahl, ein irrsinniger Endloskreislauf "Made in USA”.

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