Neue Vorwürfe: Weiter Wirbel um fränkischen Klinikchef

7.7.2017, 08:09 Uhr
Neue Vorwürfe: Weiter Wirbel um fränkischen Klinikchef

© Montage: nordbayern.de

Ein besonders drastisches Beispiel sind die Vorgänge um die Kündigung von Dr. Detlef Kohl, bis vor gut einem Jahr Chefarzt in Erlangen. Der sei "zum Abschuss" freigegeben worden, heißt es, weil er und andere Kollegen unter dem wachsenden Spardruck die Versorgung der Patienten bedroht gesehen hätten.

Der unter anderem wegen zahlreicher Personalentscheidungen unter Beschuss geratene Vorstand der mittelfränkischen Bezirkskliniken, Helmut Nawratil, hat offenbar das Aufsichtsgremium getäuscht. Das geht aus Unterlagen, die unserer Zeitung vorliegen, sowie Insiderinformationen über die fristlose Kündigung eines Erlanger Chefarztes hervor. Dabei handelt es sich um Dr. Detlef Kohl, einst Chef des Zentrums für Neurologie und Neurologische Rehabilitation (ZNR) des Klinikums am Europakanal.

"Wer nicht hörig und unterwürfig ist, der muss weg"

Vorwürfe, Verdächtigungen, Angriffe steigerten sich über Monate hinweg. "Man hat gemerkt, die wollen ihn einfach loswerden, weil er Nawratil nicht blindlings folgt", erzählt einer aus dem inneren Kreis des Erlanger Klinikums am Europakanal, ein Haus, das zu den mittelfränkischen Bezirkskliniken gehört.

Dr. Detlef Kohl war offenbar einer von denen, die ständige Personalkürzungen nicht hinnehmen wollten. "Es spielte keine Rolle, dass die Qualität des Krankenhauses kaum noch zu halten war", schildert einer die Zustände. Erlangen ist immerhin eine der großen Neurologie-Einrichtungen in Bayern. Es ging um "Geld rauspressen, Geld, Geld, Geld“, sagt ein Mitarbeiter, der Nawratil als "herrschsüchtig, berechnend und eiskalt" beschreibt.

Kohl musste nach starkem Druck Nawratils, der jetzt selbst aufgrund seines geschäftlichen Gebarens und zweier teurer Dienstwagen unter Beschuss gerät, nach etwa einem Vierteljahrhundert in Diensten des Bezirks und nach Monaten der Auseinandersetzungen vor gut einem Jahr gehen. Zunächst hatte der umstrittene Klinikmanager gegen Kohl den schweren Vorwurf des Abrechnungsbetrugs erhoben. Eine Kommission fand aber nichts Belastendes.

Ende April 2016 unternahm Helmut Nawratil dann einen zweiten Anlauf, den Mediziner loszuwerden. Der hatte Erfolg. Der Verwaltungsrat stimmte am Ende einer fristlosen Kündigung zu, weil Nawratil dort argumentiert habe, so Insider, Kohl habe eine Aufforderung einfach ignoriert, zu kritischen Vorfällen Stellung zu nehmen. Es existiert allerdings ein Schriftverkehr, der genau das Gegenteil aussagt. Dessen Existenz hatte Nawratil damals verschwiegen.

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