Bundestagswahl 2021
Noch unentschlossen? Vielleicht helfen Wahl-O-Mat, Sozial-O-Mat und Co.
25.9.2021, 13:41 UhrWahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2021
Am bekanntesten ist der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), der am 2. September als spielerische Wahlentscheidungshilfe an den Start gegangen ist. Diesen gibt es bereits seit 2002, und er wurde bisher im Vorfeld von Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen 85 Millionen Mal genutzt.
Sein Prinzip ist einfach: Sie beantworten zu verschiedenen Themen, welche die an der Wahl teilnehmenden Parteien in ihrem Programm haben, Fragen - am Ende spuckt der Wahl-O-Mat die Parteien aus, die Ihren Vorstellungen am nächsten kommen.
Der Politikwissenschaftler Norbert Kersting von der Universität Münster bemängelt, dass der Wahl-O-Mat nur drei Antwortmöglichkeiten bietet und deshalb von den Parteien leicht auszutricksen sei. Der an seiner Hochschule entwickelte Wahl-Kompass setzt stattdessen auf fünf Antwortmöglichkeiten. "Bei uns müssen die Parteien eher Farbe bekennen", versichert Kersting.
Auch der Wahltest der Berliner Digitalagentur Wegewerk greift grundsätzliche Kritikpunkte am Wahl-O-Mat auf - etwa, dass dieser mit seinen reinen Ja/Nein-Fragen zu undifferenziert sei. Beim Wahltest müssen sich die Nutzer deshalb präzise festlegen, in welchem Jahr das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet werden soll oder mit welchen Maßnahmen die Wohnungsmieten am ehesten zu regulieren sind.
Kritisiert wird auch, "dass der Wahl-O-Mat erneut nicht im barrierefreien Format und in Leichter Sprache für alle zugänglich ist", so der Deutsche Caritasverband und sein Fachverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Das gälte umso mehr, als zur Bundestagswahl 2021 erstmals über 84.000 Menschen mit Behinderung, die aufgrund von Betreuung in allen Angelegenheiten bislang vom Wahlrecht ausgeschlossen waren, endlich erstmals wählen dürfen.
Viele Alternativen zum Wahl-O-Mat
Konkurrenz zum Wahl-O-Mat der BpB macht neuerdings ein Start-up mit dem Namen FollowTheVote. Es möchte die bisher sehr niedrige Wahlbeteiligung der 18- bis 30-Jährigen steigern, indem es Politik auf praktische und verständliche Art erklärt. FollowTheVote gibt es als Website, bei Instagram und bald auch als App. Anders als der Wahl-O-Mat misst diese Wahlentscheidungshilfe die Fragen und Antworten nicht an den Wahlprogrammen, sondern an tatsächlichen Ergebnissen.
Anlässlich der Bundestagswahl hat die App von Democracy Deutschland e.V. einen Relaunch erhalten: Der integrierte Wahl-O-Meter unterstützt nach eigenen Angaben bei Ihrer Wahlentscheidung, indem er nicht Wahlversprechen, sondern das tatsächliche Abstimmungsverhalten der Parteien sowie Politiker und Politikerinnen mit den eigenen Präferenzen vergleicht. Die App kann man sich kostenlos auf das Smartphone herunterladen.
Am 26. September war die Bundestagswahl 2021. Alle Ergebnisse - regional und landesweit - sowie weitere Entwicklungen rund um die Koalitionsbildung finden Sie auf nordbayern.de/bundestagswahl.
Das privat finanzierte Projekt DeinWal setzt ebenso auf die Auswertung von Bundestagsabstimmungen der vergangenen vier Jahre. Aber auch diese Methode hat einen Nachteil: Kleine Parteien, die bislang nicht im Bundestag vertreten waren, fallen durchs Raster.
Soziale Themen
Welche Partei Ihren sozialen Überzeugungen am nächsten kommt, will der Sozial-O-Mat der Diakonie für Sie herausfinden. Laut Diakonie sei dieser parteipolitisch neutral, eine zentrale Auswertung der Ergebnisse erfolge nicht.
Wie schwul ist die CDU?
Ist Gleichberechtigung ein wichtiges Thema für Sie? Dann klicken Sie sich bei Wahltraut der Aktion #stattBlumen durch. Dieser funktioniert wie der von der Bundeszentrale für politische Bildung betriebene Wahl-O-Mat, setzt jedoch den Fokus auf feministische und gleichstellungspolitische Themen. Den Parteien wurden im Vorfeld der Erstellung 32 Fragen gestellt, unter anderem ging es um faire Bezahlung, Rechte von LGBTQIA+, Anti-Rassismus und Inklusion.
Weitere monothematische Wahlhilfen sind der Agrar-O-Mat vom Landwirteportal Agrarheute, der Klimawahlcheck der Klima-Allianz (ohne Einbeziehung der AfD) und der Steuer-O-Mat des Portals Smartsteuer und des Kölner Wirtschaftsforschungsinstituts IW.
An die Flirt-App Tinder erinnert zudem der Wahl-Swiper, den das Kreativstudio Movact mit der Universität Freiburg entwickelt hat und über ein ähnliches Prinzip wie der Wahl-O-Mat funktioniert.
Dieser Artikel vom 10. September wurde am 25. September aktualisiert.
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