CSU-Chef tritt in Fettnäpfchen

Pro-Palästina? Söder polarisiert mit neuem Instagram-Post

Sara Denndorf

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12.8.2024, 12:50 Uhr
Markus Söder sieht sich nach einem Selfie-Post auf Instagram mit heftiger Kritik konfrontiert.

© Sven Hoppe/picture alliance/dpa Markus Söder sieht sich nach einem Selfie-Post auf Instagram mit heftiger Kritik konfrontiert.

Mit einem beherzten Biss in ein saftiges Stück Wassermelone zeigt sich Markus Söder auf Instagram. Dazu schreibt der auf der Plattform sehr umtriebige Ministerpräsident: "Gerade im Sommer liebe ich Wassermelone. Es erfrischt und schmeckt. #söderisst nicht nur Fleisch."

Söder macht also das, was viele Deutsche angesichts der derzeitigen Hochsommer-Hitze gerne machen und genießt ein Stück Wassermelone – polarisiert dabei aber extrem. Manche Follower schätzen den regelmäßigen Content des CSU-Chefs, der in seinen Beiträgen den Fokus weniger auf seine Arbeit, sondern vielmehr auf sich als Person legt und sich damit von seiner persönlichen Seite zeigt. So postete er zuletzt etwa auch unter den Hashtags "#söderstreamt" und "#söderreist" seine Top 10 Lieblingsfilme sowie seine zehn liebsten Reiseziele.

Antisemitismus, Solidarität, Außenpolitik

"Markus hat dieses scheiß Instagram Game durchgespielt", heißt es etwa in einem Kommentar unter dem Selfie. Ein anderer User fragt in Anlehnung an Söders Döneressen mit einigen Fans: "Melone essen mit dem Markus steht jetzt auf meiner Bucketlist. Kann ich mich irgendwo anmelden?"

Zugleich findet sich in der Kommentarspalte haufenweise Kritik – gegen Söders Instagram-Strategie im Allgemeinen, aber insbesondere auch gegen ein vermeintliches politisches Statement: Neben diversen Beiträgen, in welchen der CSU-Chef als "Selbstdarsteller" bezeichnet wird, liest man in den Kommentaren auch überraschend oft Slogans wie "Free Palestine" oder "So nice of you to show your solidarity". Ein Follower schreibt: "Wollen Sie nicht Kanzler werden? Da dürfen sie an außenpolitischem Gespür noch massiv zulegen." Jemand anderes empfindet Söders Wassermelonen-Selfie als "antisemitisch".

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Antisemitismus, Solidarität, Außenpolitik – Was haben diese Themen mit einem vermeintlich unschuldigen Wassermelonen-Bild zu tun? Tatsächlich mehr, als viele auf Anhieb vermuten. Denn: Die Wassermelone, welche in der Region um Palästina wächst, ist nicht nur eine beliebte Zutat in der palästinensischen Küche, sondern inzwischen auch ein Symbol des politischen Protests. Dazu qualifiziert die Frucht insbesondere ihre Farbgebung, die mit den Farben der palästinensischen Flagge übereinstimmt: das rote Fruchtfleisch, die grün-weiße Schale und die schwarzen Kerne.

Bereits im Jahr 1967, als die Flagge infolge des Sechstagekrieges verboten wurde, nutzten die Menschen Wassermelonen oder Bilder von ebendiesen als Zeichen der Solidarität und des Protests. Die Bedeutung blieb der Frucht in all den Jahren und Jahrzehnten seither erhalten: Etwa während des Israel-Gaza-Konflikts im Mai 2021 wurde Instagram und Twitter vorgeworfen, sie würden Beiträge mit pro-palästinensischen Inhalten absichtlich entfernen. Amal, eine in Israel lebende Palästinenserin, berichtete im Gespräch mit "tagesschau.de" von Zensur in den sozialen Medien: "Die Plattform löschte alles, was mit palästinensischen Symbolen zu tun hatte – wir verwendeten stattdessen das Wassermelone-Emoji."

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