Die etablierten Bauernverbände sind an der Organisation der Proteste nicht beteiligt. "Es gibt mehrere Verbände für Menschen in der Landwirtschaft, vom Winzer bis zum Obstbauer. Wir nehmen alle mit", erklärt Herrmann. "Alle haben die gleichen Probleme, auch die Bio-Betriebe." Zum bayerischen Team von "Land schafft Verbindung" gehören ihm zufolge sogar überdurchschnittlich viele Bio-Bauern.
Viele Aktivisten wehren sich nicht nur gegen Auflagen, sondern auch gegen Anfeindungen. "Beim Insektensterben und bei den Nitratwerten werden wir oft als alleinige Verursacher hingestellt", moniert Herrmann. "Wir wissen, dass wir unseren Teil zum Umweltschutz beitragen müssen. Da sind wir dabei", betont er. "Wir sind nicht gegen Umweltschutz! Wir arbeiten täglich in und mit der Natur." Bei der Produktion von Rindfleisch in Südamerika entsteht ihm zufolge dreimal so viel CO2 wie in Deutschland, dazu kommt noch der Transport.
Wie es weitergeht
Im kommenden Jahr werden die Düngeregeln strenger gefasst – dabei liegt die letzte Verschärfung erst zwei Jahre zurück. Das hohe Tempo hat seine Ursache darin, dass die Bundesregierung jahrelang die Warnungen aus Brüssel ausgesessen hat. Jetzt macht die EU-Kommission umso mehr Druck.
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Auch beim Insektenschutz fühlen sich die Landwirte überrollt. "Wir wissen beim Bienenschutz-Gesetz noch nicht, was genau kommt. Der Raps muss gesät werden, bevor die neuen Abstandsregeln bekannt sind. Das ist alles zu kurzfristig, wir brauchen mehr Vorlauf." Jede neue Auflage führt laut Herrmann dazu, dass Landwirte aufgeben. "Es trifft vor allem die kleinen Betriebe."
Mergner plädiert für eine Wende in der Agrarpolitik, die weg von der Massenproduktion führt: "Wir brauchen mehr ökologischen Landbau und grundsätzlich eine stärkere Ausrichtung an Qualitätskriterien, die der Verbraucher nachvollziehen und damit höhere Preise akzeptieren kann." Dieses Prinzip funktioniere auch bei gekennzeichneten regionalen Produkten.
Problematisch ist Mergner zufolge die Preispolitik der Discounter. "Der Handel muss eine faire Partnerschaft mit den Kunden und den Bauern pflegen", fordert er und nennt als positive Beispiele die Andechser Molkerei und Neumarkter Lammsbräu. Um die Landwirte auf neuen Wegen zu unterstützen, sind Mergners Meinung nach keine zusätzlichen Finanzmittel nötig: "Genug Geld ist da, es muss nur richtig eingesetzt werden. Viele Fördergelder fließen so, dass sie das Prinzip der Massenproduktion stützen."
Angesichts der nachvollziehbaren Sorgen der Bauern wünscht sich Mergner, dass der Protest sich nicht gegen einzelne Umweltauflagen richtet, sondern gegen die seiner Ansicht nach fehlgeleitete Agrarpolitik: "Es braucht einen neuen Gesellschaftsvertrag mir den Landwirten."
Herrmann kritisiert, dass er seit Beginn der Proteste schon schöne Worte von Politikern gehört habe, aber noch nichts Konkretes herausgekommen sei. Am 26. November wollen die Landwirte nun mit tausenden Traktoren nach Berlin fahren, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.