ÖPNV statt Auto

Rabatt an der Zapfsäule: Nicht Benzin muss günstiger werden - sondern Bus und Bahn

Robin Walter

Online-Redaktion

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15.3.2022, 17:17 Uhr
Rabatt auf die Tankrechnung mag zwar den Geldbeutel vorerst entlasten, dennoch wären sie ein Zeichen gegen die Mobilitätswende.

© IMAGO/Gottfried Czepluch, IMAGO/Gottfried Czepluch Rabatt auf die Tankrechnung mag zwar den Geldbeutel vorerst entlasten, dennoch wären sie ein Zeichen gegen die Mobilitätswende.

Deutsche Benzin- und Dieselpreise weit über der Zwei-Euro-Marke sind die Reaktion auf die russische Invasion in die Ukraine und die politischen Sanktionen aus aller Welt. Angesichts der Zusammensetzung des Spritpreises fordern nun viele eine steuerliche Entlastung für Autofahrer. Laut ADAC seien derzeit etwa 64 Prozent des Benzinpreises Abgaben, die als Steuern beim Staat landen. Wieso sollten hier nicht einfach Vergünstigungen geschaffen werden?

Als Bus- und Bahnfahrer sagt sich das vielleicht leichter als aus der Perspektive eines Autobesitzers: Nicht der Preis für Benzin und Diesel, sondern die Ticketkosten für ÖPNV und Bahn müssen sinken, um möglichst ungeschoren und trotzdem nachhaltig die steigenden Benzinpreise zu überstehen.

Trotz der besorgniserregenden Lage in der Ukraine darf dennoch nicht aus den Augen verloren werden, dass fossile Brennstoffe nicht Grundstein der Mobilität der Zukunft sein können. Die steuerlichen Abgaben in der Preiszusammensetzung des Benzinpreises sind keine Schikane. Um ein Umdenken in der Mobilität anzustoßen, darf Autofahren mit fossiler Energie nicht mehr so attraktiv sein, denn: Aktuell verursacht der Verkehr in Deutschland laut Bundesumweltamt immer noch rund 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen.

Vergünstigte ÖPNV-Tarife wären ein Anreiz zum Wechsel zu Bus und Bahn, aber auch ein Schmerzpflaster gegen die aktuellen Preise an der Zapfsäule. Ein solcher Wegweiser in Richtung moderner und nachhaltiger Fortbewegung muss nun gesetzt werden. Dies ist nicht die Mobilitätslösung für Menschen in ländlichen Regionen mit schlechter ÖPNV-Anbindung oder für Logistikunternehmen, die vom Lkw-Verkehr abhängig sind - das liegt auf der Hand. Doch im Privaten kann der Verbrennermotor keine langfristige Lösung mehr sein.

Die neuseeländische Regierung setzt aktuell vermehrt auf einen attraktiveren ÖPNV: 50 Prozent Nachlass auf alle Tickets für Bus und Bahn von April bis Juni sollen die Privathaushalte entlasten und das Netzwerk von öffentlichen Verkehrsmitteln als echte Alternative zum Autoverkehr etablieren. Zusätzlich will die Regierung von Ministerpräsidentin Jacinda Ardern die steuerlichen Abgaben im Benzinpreis vorerst um umgerechnet 15 Cent reduzieren. Damit wären - zumindest vorerst - Wirtschaft und autogebundene Pendler von den explosionsartig angestiegenen Preise an der Zapfsäule abgefedert.

Die Verkehrswende ist ein langer Weg und kann nicht von heute auf morgen geschehen. Der Fahrplan zum Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung bis 2030 sieht neben der Stärkung des ÖPNV und dem Schienenausbau auch Elektrifizierung und postfossile Brennstoffe als Schlüsselbausteine in der Mobilitätswende. Hier könnte langfristig auch die Lösung für ländliche Regionen liegen.

Subventionierungen und Vergünstigungen für fossile Kraftstoffe stünden entgegen der vom Bundesumweltamtes aufgestellten Grundsätze für klimafreundlichen Verkehr: Konsequente CO2-Bepreisungen und Energiesteuer.

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