Nahost
Waffenruhe: Israel öffnet Grenzübergänge zum Gazastreifen
8.8.2022, 19:59 UhrIsrael hat nach der vereinbarten Waffenruhe mit dem Islamischen Dschihad seine Grenzübergänge zum Gazastreifen wieder geöffnet. Nach Beurteilung der Sicherheitslage seien der Erez-Grenzübergang und der Warenübergang Kerem Schalom wieder offen, teilte die zuständige Cogat-Behörde am Montag mit. Erste Treibstofftanks und humanitäre Hilfsgüter passierten einer Sprecherin zufolge am Morgen die Grenze.
Die von Ägypten vermittelte Waffenruhe im Gaza-Konflikt hatte vorerst Bestand. Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv bestätigte am Montag, es seien seit der Waffenruhe am Sonntagabend keine neuen Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Auch die israelische Armee habe keine neuen Ziele in dem Küstenstreifen angegriffen.
Nach dreitägigen Kämpfen trat die Waffenruhe um 23.30 Uhr Ortszeit (22.30 Uhr MESZ) in Kraft. Beide Seiten hatten zuvor separat ein Ende der Angriffe erklärt.
USA und EU begrüßen Waffenruhe
Die USA und die Europäische Union begrüßten das Ende der Feindseligkeiten. Die Waffenruhe verschaffe den Menschen auf beiden Seiten eine Atempause und ermögliche die Lieferung von Treibstoff und anderer lebenswichtiger Güter in den Gazastreifen, hieß es in einer Mitteilung des US-Außenministers Antony Blinken am Montag. "Wir sprechen den Familien der Zivilisten, die ihr Leben verloren haben oder verletzt wurden, unser Beileid aus."
Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell begrüßte ebenfalls die Waffenruhe, forderte zugleich aber eine zügige und gründiche Untersuchung der zivilen Opfer.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte laut einer Mitteilung des Kommunikationsministeriums, es könne keine Entschuldigung für das Töten von Kindern geben. Die Türkei stehe den Palästinensern und der Bevölkerung in Gaza bei.
Das israelische Militär hatte am Freitag die Militäraktion "Morgengrauen" mit Luftangriffen gegen den Islamischen Dschihad im Gazastreifen gestartet. Während der Operation wurden zwei Dschihad-Militärchefs getötet. Seit Freitag feuerten militante Palästinenser daraufhin nach Militärangaben mehr als 1000 Raketen auf israelische Ortschaften. 200 davon seien im Gazastreifen eingeschlagen.
Todesopfer im Gazastreifen
Im Gazastreifen wurden seit Freitag 44 Menschen getötet und 360 verletzt, wie das palästinensische Gesundheitsministerium mitteilte. Unter den Toten waren den Angaben zufolge auch 15 Kinder und 4 Frauen. Die Palästinenser machten Israel dafür verantwortlich. Israels Armee betonte dagegen, fehlgeleitete Raketen des Dschihad hätten zivile Opfer im Gazastreifen gefordert.
Die eng mit Israels Erzfeind Iran verbundene Gruppe wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Nach israelischen Angaben plante der Dschihad vor dem Militäreinsatz einen Angriff mit Panzerabwehrraketen im Grenzgebiet zum Gazastreifen. Der Eskalation vorangegangen war die Festnahme eines PIJ-Anführers im Westjordanland, Bassem Saadi, am vergangenen Montag. Israel hatte daraufhin die Übergänge in den Gazastreifen geschlossen. Begründet wurde dies mit der Sorge vor Angriffen.
Die Stromversorgung in dem Küstengebiet war am Samstag wegen fehlendem Treibstoff von zwölf auf vier Stunden reduziert worden. Das palästinensische Gesundheitsministerium warnte daraufhin vor einer Einstellung der medizinischen Versorgung.
Am Montag wurden Schulen, Banken, Geschäfte und Behörden in dem Palästinensergebiet wieder geöffnet. Nach Angaben der im Gazastreifen herrschenden Hamas wurden bei den israelischen Luftangriffen neun Wohnhäuser zerstört und rund 1500 Wohneinheiten beschädigt. Auch auf israelischer Seite normalisierte sich der Alltag im Grenzgebiet. Blockierte Straßen wurden vom Militär am Montagmittag wieder freigegeben.
Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Einwohner unter sehr schlechten Bedingungen. Die Hamas hatte 2007 gewaltsam die Macht in dem Küstenfreifen am Mittelmeer an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Gebiets, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Staaten begründen die Maßnahme mit Sicherheitsinteressen.