Rassismus-Studie bei der Polizei: Die Chance vertan

Harald Baumer

Berlin-Korrespondent der NN

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08.07.2020, 06:07 Uhr
Die Polizei hätte stark von einer Studie profitieren können.

© dpa Die Polizei hätte stark von einer Studie profitieren können.

Das vehemente Ablehnen einer Studie zum Thema Racial Profiling in der Polizei durch den Bundesinnenminister ist komplett unverständlich. Vermutlich meint Horst Seehofer, es gehöre zu seinen vornehmsten Aufgaben, sich ohne jeden Vorbehalt vor die Beamt(inn)en zu stellen. Aber nun weist sogar der einflussreiche Bund Deutscher Kriminalbeamter darauf hin, wie sinnvoll eine solche Forschungsarbeit gewesen wäre.

Die Polizei hätte stark davon profitieren können, wenn nachgewiesen worden wäre, dass es in ihren Reihen keinen strukturellen Rassismus gibt. Umgekehrt hätte man bei einem für die Sicherheitskräfte negativen Ergebnis die dringend nötigen Konsequenzen ziehen können.

Diese Chance ist vertan. Die Polizei wird sich weiter nach jedem Einzelfall das Pauschalurteil anhören müssen, sie diskriminiere Menschen, nur weil sie eine dunklere Hautfarbe haben. Ob das stimmt, ist weder bewiesen noch widerlegt. Dass es nun weiter kein fundiertes Zahlenmaterial geben wird, hilft weder den Kritikern noch den Unterstützern der Polizei. Auch nicht den Bürgern, die endlich Bescheid wissen möchten.

32 Kommentare

Maxi77

Die Rassismus-Studie in der Polizei fand ja nicht das Wohlwollen des Innenministers. Aber im Nachgang zu den Frankfurter Krawallen kam Seehofer jetzt auf die Idee, eine Studie über die Ursachen der Aktionen gegen die Polizei zu machen.
Das wird sicher auf kontroversen Meinungen stoßen. Naja, kann sicher nicht schaden, das Umfeld der Polizei zu beleuchten. Nur, die Erfahrung lehrt, daß Seehofers Ideen bisweilen vor der Umsetzung im Sande verlaufen.

moritz27

@K.G.Sturm:
Das BKA veröffentlicht regelmäßig die Statistiken zu den unterschiedlichen relevanten Verbrechen und Vergehen.
Da finden Sie nicht nur links- und rechtsradikal zugeordnete Taten und Verbrechen und solche gegen Migranten, sondern auch Taten, die durch Migranten verübt worden sind.
Das heißt: es gibt nirgendwo nur Engel auf Erden.
Die Frage der Gewichtung der Berichterstattung durch die Medien ist eine ganz andere.

magermixer

@Schorsch
Da liegen Sie falsch. In dubio pro reo gilt für mich immer. Genauso wie für mich gilt, daß Umstände/Hintergründe immer zu würdigen sind -egal ob be- oder entlastend.
Und nein, ich dresche verbal nur auf aktive Vertreter z.B. von indentity politics und Sozialismus ein, welche unsere offene liberale Gesellschaft gefährden. Aber nicht auf Opfer - wie der Polizist, auf den Sie sich bezogen. Oder sehen sie diesen Mann eventuell als Täter?
Wie woanders bereits gesagt, ich erlaube mir, hier in den Kommentaren das zu ergänzen, was seitens der 4. Gewalt gerne übersehen oder ausgelassen wird. So wie es Sie ja übrigens auch tun. Zwecks Ermöglichung einer Meinungsbildung auf Basis breiter Informationslage. Weil es in Zeiten von umsonst bzw. click-bait Journalismus eben eine zwangsläufige Folge ist, daß Zeit für ordentliche und ausgewogene Recherche fehlt - und damit die Meinung/Haltung von Journalisten immer mehr den Inhalt von Artikeln bestimmt.
Im übrigen würde der Vorfall, bie dem das Wort "Kanake" fiel, gar nicht durch die Studie erfasst werden. Denn wie in meinem Eingangskommentar erwähnt, ging es explizit um "racial profiling" - und eben nicht allgemein um "Rassismus in der Polizei". Auch wenn der Titel des Artikels dies suggeriert.

K.G.Sturm

Sehr geehrtes Online-Team, Sie haben es geschafft mich zu überraschen. Sie haben auch völlig Recht, im Kommentar von Herrn Baumer geht es um die genannten Themen. Mein Anliegen jedoch ist neben diesen Dauerbrenner auf anderes zu verweisen. Ihre Annahme zu eigener Berichterstattung zu Übergriffen an Frauen ist leider unzutreffend. Diese erschöpft sich an regionalen Vorkommen. Mehr Wichtigkeit hat dieses Thema nicht.
Ob dies in Zukunft besser wird?

K.G.Sturm

Guten Morgen online-Team, mein Kommentar von gestern Abend wurde nicht veröffentlicht. Nachdem dieser nicht gegen die Netiquette verstößt bleibt als Begründung: Nicht zum Artikel passend.
Der Redaktion meiner Tageszeitung ist es also nicht wert über die täglich vorkommenden sexuellen Übergriffe auf Frauen zu berichten. Wie für die meisten Medien. Passt nicht zum Zeitgeist. Außer es ist einmal eine Oberbürgermeisterin betroffen. Wen interessiert schon das Leid unzähliger Frauen.
Es nicht wert dazu eine polizeiliche Lage zu fordern. Geschweige denn eine Studie. Vergleichbar derer zu Rassismus oder Racial Profiling. Von der Politik ist derartiges nicht zu erwarten. Es könnte dabei ja etwas unangenehmes heraus kommen. Dass die vierte Gewalt in diesem Land daran auch kein Interesse hat ist eine erschreckende, jedoch keine neue, Feststellung.
Die von Ihnen vermutete Begründung für die Nichtveröffentlichung ist richtig. Dass unser Haus nicht über sexuelle Übergriffe auf Frauen berichtet, ist nicht richtig und eine Unterstellung. Im Kommentar geht es jedoch um die Ablehnung einer Studie zum Racial Profiling bei der Polizei und nicht um sexuelle Übergriffe. Die Online-Redaktion