Hitzige Debatte
Rechtsextreme Literatur im Sortiment: Netzgemeinde übt harte Kritik an Kaufland
9.10.2022, 20:54 UhrNachdem ein Twitter-User sich am Freitag bei Kaufland über Antifa-Artikel im Online beschwert hatte, reagierte Kaufland prompt - und nahm alle Produkte mit einem Logo der "Antifaschistischen Aktion" aus dem Sortiment.
Was Nutzer weiterhin im Online-Shop erwerben konnten: Adolf Hitlers "Mein Kampf", das rechtsextreme Hetzblatt "Compact" oder die Putin-Biografie des russischen Neurechten Alexander Dugin.
Zahlreiche Twitter-Nutzer beschwerten sich am Sonntag darüber, dass es bei Kaufland möglich sei, rechtsradikale Schriften zu kaufen, während Antifa-Produkte gesperrt werden.
Kaufland: Demokratie muss bestimmte Produkte aushalten
Das Unternehmen nahm im Zuge der Anschuldigungen bei Twitter Stellung. Im mehreren aneinandergehefteten Tweets - einem sogenannten Twitter-Thread - äußerte das Unternehmen, dass man bei Kaufland extreme Meinungen ablehne. Jedoch äußerte das Social-Media-Team auch, dass der Gesetzgeber vorsehe, dass "eine Demokratie bestimmte Produkte (z.B. Magazine) aushalten muss, weil das Gut der Pressefreiheit höher liegt".
(1/5) Es kommt hier viel Kritik, weil wir rechtsextreme Magazine verkaufen, dann aber linksextremen Merch auf unserem Marktplatz sperren. Um es deutlich zu sagen: Wir bei Kaufland lehnen extreme Meinungen ab. Sie sind schädlich für den Diskurs und schädlich für die
— Kaufland (@kaufland) October 8, 2022
Der Empörung in den sozialen Medien tat das Statement keinen Abbruch: Viele User kritisierten, dass Kaufland Antifaschismus mit Rechtsextremismus vergleiche.
User listete erhältliche, rechte Literatur auf
Der Twitter-User Leo Schneider reagierte am Sonntagmorgen mit einem Twitter-Thread auf das Statement des Unternehmens. Die Tweets gingen viral - darin enthalten: alle rechten Schriften, die noch im Kaufland-Shop erhältlich waren. Darunter fanden sich unter anderem ein Buch des NPD-Politikers Rolf Kosiek oder Werke des britischen Holocaustleugners David Irving.
Ich habe mich mal nach rechten Kram im Onlineshop von @kaufland umgeschaut, damit ihr es nicht müsst.
— Leo Schneider (@LeoSchnder) October 9, 2022
Warum Kaufland ein fettes Problem hat und was ich neben „Mein Kampf“, rechtsextremer Verlage und Büchern von Holocaustleugnern gefunden habe, erfahrt ihr in diesem thread. pic.twitter.com/rzX8WQoyjg
Rechte Schriften verbannt
Auch Kaufland scheint auf den Thread aufmerksam geworden zu sein - und entfernte aus dem Online-Shop sämtliche Schriften, die Schneider zuvor aufgelistet hatte. Weitere Werke wie die des russischen Rechten Alexander Dugin waren jedoch weiterhin erhältlich. Ein weiteres Statement des Unternehmens blieb aus.
Auf Spiegel-Anfrage antwortete Kaufland, dass das Unternehmen in den kommenden Tagen Prozesse und das Sortiment auf den Prüfstand stellen werde. Daraufhin werde man entscheiden, "ob und welche weiteren Produkte" aus dem Angebot genommen werden.