Söder bei Anne Will: "Lage ernster, als viele glauben"

Matthias Oberth

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22.3.2020, 23:36 Uhr
"Deutschland im Ausnahmezustand - gewinnen wir den Kampf gegen das Coronavirus?" Dieser Frage ging Anne Will diesmal nach.

© NDR/Wolfgang Borrs "Deutschland im Ausnahmezustand - gewinnen wir den Kampf gegen das Coronavirus?" Dieser Frage ging Anne Will diesmal nach.

"Deutschland im Ausnahmezustand - gewinnen wir den Kampf gegen das Coronavirus?" Mit dieser aufreizenden Fragestellung bereicherte Anne Will am Sonntagabend das Fernsehprogramm, das sich aufgrund der aktuellen Situation sicher eines deutlich gestiegenen Zuspruchs erfreut hat. Der Ernst der Lage wurde auch in dieser Runde immer wieder betont.

Nur kurz war das Vorpreschen der bayerischen Staatsregierung in Sachen Ausgangseinschränkungen ein Thema. Politiker wie der Chef des Bundeskanzleramts, Helge Braun, als auch Sebastian Fiedler, der Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, sehen bundesweit einheitliche Regelungen als sinnvoll an. Nur so sei es für die Sicherheitskräfte klar - egal in welchem Bundesland man lebt -, "was erlaubt und ist was nicht", so Fiedler. Dennoch machte er auch klar, dass sich die "Republik in eine gute Richtung" bewegt. Die jetzt gefundenen Regelungen mit der Kontaktsperre nennt er "eindeutig für jeden" und er sicherte zu, "wir kümmern uns nur noch um die, die aus der Bahn schlagen."

Für Diskussionen sorgte eine Studie des Imperial College in London, nach der die nun getroffenen Maßnahmen solange aufrecht erhalten müssen, bis ein Impfstoff vorhanden ist. Dies könne bis zu 18 Monaten dauern, so die Berechnungen der renommierten Universität.


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Dies sei nicht durchzuhalten, machte Bernadett Erdmann, Chefärztin der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Wolfsburg, auf Nachfrage von Anne Will klar. Sowohl personell als auch in Sachen Kapazitäten der Krankenhäuser sowie die Ausstattung mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln sei schon jetzt die Grenze erreicht.

Markus Söder hatte schon zu Beginn der Sendung deutlich gemacht, dass es sich bei den bayerischen Ausgangseinschränkungen, um "vorläufige Regelungen" handelt.

Markus Söder hatte schon zu Beginn der Sendung deutlich gemacht, dass es sich bei den bayerischen Ausgangseinschränkungen, um "vorläufige Regelungen" handelt. © Wolfgang Borrs, dpa

Für die Virologin Professorin Melanie Brinkmann von der Universität Braunschweig ist es eine realistische Vorstellung, dass innerhalb von zwölf Monaten ein Impfstoff zur Verfügung stehen könnte. Deshalb sei es wichtig, dass bereits jetzt darüber nachgedacht wird, wie es zu einer früheren Deeskalation kommt. Die Studie aus London sei eine reine Modellberechnung, so Brinkmann. Was wirklich kommt und mit welchen Auswirkungen, darüber könne kein Wissenschaftler eine verlässliche Aussage treffen. Klar sei jedoch, dass zumindest für die Risikogruppen die Einschränkungen für einen langen Zeitraum bestehen bleiben.

Der Chef des Bundeskanzleramts versuchte in dieser Situation etwas Optimismus zu verbreiten. Helge Braun sagte, es gelte nun die nächsten 14 Tage abzuwarten und zu sehen, wie sich die Infektionskurve entwickelt und in welcher Weise die Kapazitäten in den Krankenhäusern erhöht werden können. Dazu kommen die bereits beschlossenen Einschränkungen im öffentlichen Leben bis zum 20. April. In dieser Zeit müssen die weiteren Schritte geplant werden. An einen 18-monatigen mehr oder weniger ausgeprägten Stillstand glaube er nicht, so Braun.

Markus Söder hatte schon zu Beginn der Sendung deutlich gemacht, dass es sich bei den bayerischen Ausgangseinschränkungen, um "vorläufige Regelungen" handelt. "Was wir jetzt beschlossen haben, wäre vor 14 Tagen noch nicht denkbar gewesen", machte Söder deutlich und kündigte an, dass man "ständig" nachsteuern werde.

Auf seinen verbalen Schlagabtausch mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet in der Ministerrunde am Sonntagnachmittag mit Kanzlerin Angela Merkel, angesprochen, reagierte Söder gegenüber Anne Will deutlich angesäuert: "Es geht um Leben und Tod, da ist es logisch, dass jeder versucht den richtigen Weg zu finden", so der CSU-Politiker. "Die Lage ist viel, viel ernster als viele glauben", sagte Söder, ehe er sich vorzeitig aus der Sendung verabschiedete, zu der er aus München zugeschaltet war.

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