Söder: Erfolgreicher Krisenmanager und aussichtsreicher Kanzlerkandidat
6.11.2020, 06:05 UhrWeil der CSU-Chef einfach nicht aufhören will, ein politisches Ausrufezeichen nach dem anderen zu setzen, und sich neuerdings sogar zum aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten der Union profiliert hat, schlägt die Stunde der Söder-Biografen.
Werke über den bayrischen Ministerpräsidenten verkaufen sich gut, so gut, dass die beiden Redakteure der "Süddeutschen Zeitung", Roman Deininger und Uwe Ritzer, nach nur zwei Jahren eine Neuauflage ihres Söder-Buchs vorlegen. Schon der Titel "Der Schattenkanzler" verrät Söders Karriere-Verlauf. "Politik und Provokation" lautete der wenig schmeichelhafte Titel des ersten Werkes.
Söder will bayerischen Wirten und Schaustellern helfen
Damals, 2018, galt Söder noch als der Wankelmütige. Einer, der mal die schamlose Annäherung an die AfD sucht, ehe er auf gnadenlose Abgrenzung zu den Rechtspopulisten setzt. Einer, dessen charakterliche Eignung sogar angezweifelt wurde. Horst Seehofer war der prominenteste Vertreter dieser Bewegung. Heute würde es wohl kein Spitzenpolitiker mehr öffentlich wagen, Söder "Schmutzeleien" zu unterstellen. Denn der Landesvater Söder genießt gerade den Nimbus des erfolgreichen Krisenmanagers.
Trotz aller Kritik an misslungenen Testreihen führt er entschlossener durch die Pandemiezeiten als die meisten seiner Kollegen. Das Umfrageplus ist der Lohn. Ohne je kandidiert zu haben, werden dem Franken beste Chancen für die Kanzlerkandidatur eingeräumt – bessere als allen Bewerbern CDU.
Früher dran als andere
Biograf Ritzer, der aus Weißenburg stammt und seit Jahrzehnten den Nürnberger beobachtet, führt das auf die Pandemie zurück: "Corona begreift Markus Söder als Chance, sich auf der politischen Langstrecke zu beweisen. Er profiliert sich als kontinuierlicher Macher und gibt sich staatsmännisch." Im Grunde zieht sich das Muster allen Söder‘schen Erfolgs auch durch das trübe Corona-Jahr 2020: Er hat sich schneller und intensiver als andere mit dem Covid-19-Virus beschäftigt, er hat die Tragweite früh erfasst. Offen bleibt wie immer, welches Motiv Söder genau antreibt.
Corona hin, Corona her – Zeit für die perfekte Selbstinszenierung findet der gelernte Journalist (nach dem Jura-Studium absolvierte Söder ein Volontariat beim "Bayerischen Rundfunk") immer. Unvergessen bleiben die Bilder des 14. Juli 2020, als Kanzlerin Angela Merkel mit Söder auf Herrenchiemsee zusammentraf. An diesem strahlenden Sommertag blieb nichts dem Zufall überlassen.