Corona-Mutation

Sorge um Delta-Variante: Gehen die Lockerungen zu weit?

18.6.2021, 09:00 Uhr
Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) mahnt zu "allerhöchster Wachsamkeit" bezüglich der Delta-Variante des Coronavirus, die bereits in Bayern nachgewiesen wurde.

© www.imago-images.de Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) mahnt zu "allerhöchster Wachsamkeit" bezüglich der Delta-Variante des Coronavirus, die bereits in Bayern nachgewiesen wurde.

Ärzte sehen die als besonders infektiös geltende Delta-Variante des Coronavirus mit Sorge. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warf die Frage auf, ob die aktuellen Corona-Lockerungen nicht zu weit gingen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sorgt sich vor allem um ungeimpfte Kinder.

In Großbritannien breitet sich die in Indien entdeckte Delta-Variante rapide aus und treibt trotz hoher Impfquote die Zahl der Neuinfektionen deutlich in die Höhe. Bereits geplante weitere Lockerungen wurden aufgeschoben. In Deutschland ist diese Virusvariante noch wenig verbreitet, ihr Anteil steigt aber. Er lag laut jüngsten Bericht des Robert Koch-Instituts bei 6,2 Prozent in der Kalenderwoche 22 (31. Mai bis 6. Juni). In der Woche davor waren es noch 3,7 Prozent.


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Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Montgomery, erwartet, dass sich die Delta-Variante in Deutschland noch schneller ausbreiten wird als die bisherigen Modifikationen. "Das Tückische bei dieser Variante ist, dass Infizierte sehr schnell eine sehr hohe Viruslast im Rachen haben und damit andere anstecken können, bevor sie überhaupt merken, dass sie sich infiziert haben", sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). Er mahnte, im öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und anderen Innenräumen sollten unbedingt weiterhin FFP2-Masken getragen werden. Die Länder sollten prüfen, ob die angekündigten Lockerungen nicht zu weit gingen. "Sie sollten außerdem die politische Größe haben, angekündigte Lockerungen wieder zurückzunehmen, wenn die Infektionszahlen durch die Delta-Variante wieder steigen sollten. So, wie es die britische Regierung jetzt getan hat", betonte der Mediziner.

Montgomery mahnte zudem, nicht den Fehler des vergangenen Sommers zu wiederholen. 2020 habe man den Wiedereintrag des Virus durch Reiserückkehrer unterschätzt, im Herbst folgte eine neue Welle. "Diese Gefahr besteht jetzt wieder, wenn viele noch ungeimpfte Touristen von Partyurlauben in ganz Europa nach Deutschland zurückkehren."

"Wir müssen den Anteil der Delta-Variante an den Neuinfektionen sehr gut beobachten", sagte auch Ute Teichert, die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, den Funke-Zeitungen. Die Verbandschefin der Amtsärzte beklagte zudem, dass der Personalaufbau in den Gesundheitsämtern immer noch stockend vorankomme. Bis Ende des Jahres sollen bei den Gesundheitsämtern 1500 neue Stellen für medizinisches Fachpersonal geschaffen werden. Ein Großteil dieser Stellen sei noch nicht besetzt.

Der bayerische Gesundheitsminister Holetschek mahnte ebenfalls, die Delta-Virusvariante dürfe nicht unterschätzt werden. "Ihr Auftreten und ihr hoher Ansteckungsgrad zeigen uns, dass wir Corona trotz spürbar sinkender Inzidenzwerte noch nicht besiegt haben", sagte Holetschek der Rheinischen Post (Freitag). "Wir brauchen weiterhin allerhöchste Wachsamkeit. Vorsicht und Umsicht müssen weiter das Handeln bestimmen", betonte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz.


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Der SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach geht davon aus, dass die Delta-Variante in Deutschland im Herbst die dominierende Rolle spielen wird, weil sie so viel ansteckender sei. Er hoffe, dass dies nicht zu einem großen Problem ausgerechnet für die Kinder werde, die nicht geimpft seien, sagte Lauterbach in den ARD-"Tagesthemen". "Die Geimpften werden mit der Delta-Variante keine Probleme haben", betonte der SPD-Politiker. Gegen die eingesetzten Impfstoffe komme diese Virusvariante nicht an.

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