Bundesweit herausragend
Spitzenergebnis bei der Bundestagswahl: Warum eine Fränkin die meisten Erststimmen geholt hat
26.02.2025, 05:00 Uhr
50,5 Prozent aller Stimmen - das ist ein herausragendes Ergebnis auch für die in Bayern sonst verwöhnte CSU. Und es ist bundesweit einmalig, der politische Gegner, die AfD, hingegen kam bei Null raus. Hört sich ungewöhnlich an? Das ist es auch. Auch, dass in Unterfranken eine CSU-Frau so performt. Selbst der Deutsche Bundestag führt sie nun als "Erststimmenkönigin" an.
Weit abgeschlagen hinter der Fränkin findet sich eine SPD-Kandidatin, die allerdings 36 Prozentpunkte weniger als die "Erststimmenkönigin" akzeptieren muss. Ein zweistelliges Ergebnis erreichte am Sonntag sonst allein der Kandidat der Freien Wähler, alle anderen Mitstreitenden erhielten ein einstelliges Ergebnis.
Dorothee Bär, geboren in Bamberg und seit ihrem 14. Lebensjahr CSUlerin mit Leib und Seele, ist dieses bundesweit einmalige Ergebnis gelungen. Klar, Dorothee Bär tritt sympathisch und energetisch auf, zeigt sich auch von ihrer lustigen Seite für ihre 51.600 Instagram-Follower und mischt in einigen TV-Debatten wie "hart aber fair" meinungsstark mit. Auch hat sie sich 2025 auf Haustürwahlkampf begeben.Auf ihr Wahlergebnis 2025 hin bedankt sie sich mit einem Bild, auf dem sie strahlend lächelt. Doch ist ihre gefühlte Nahbarkeit das Geheimrezept im Kampf gegen die politische Konkurrenz - zumindest in Bärs Wahlkreis Bad Kissingen?
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Auf Anfrage, welche Gründe sie selbst für ihr gutes Abschneiden sieht, erhält unsere Redaktion folgendes Statement von Dorothee Bär: "Mein Wahlergebnis habe ich dankbar und sehr demütig aufgenommen und mich ehrlich gefreut. Das Ergebnis gebührt aber nicht nur mir alleine, sondern den vielen, vielen Frauen und Männern, die rund um die Uhr für unsere CSU, für mich persönlich, aber vor allem für unsere Demokratie gearbeitet haben", antwortet die 46-Jährige. "In meinem Wahlkreis ist es mir besonders wichtig, mich mit möglichst vielen Menschen auszutauschen und darüber zu sprechen, was sie bewegt und umtreibt. Das sind eben nicht immer nur die Themen, die in der "Berliner Bubble" diskutiert werden. Es sind auch Themen, die im ländlichen Raum an vorderster Stelle stehen", sagt sie weiter. Die Union habe bei dieser Wahl einen klaren Regierungsauftrag erhalten. "Die Menschen wollen spürbare Veränderungen und einen Politikwechsel. Es gibt viele drängende Herausforderungen, von denen sich die Menschen wünschen, dass diese endlich angegangen werden. Die Themen Wirtschaft, Migration sowie die innere und äußere Sicherheit spielen dabei eine entscheidende Rolle. Jetzt braucht es schnell eine handlungsfähige Bundesregierung", proklamiert sie.
Um Bärs Erfolg zu eruieren, hilft vielleicht auch ein Blick in die Vergangenheit, denn Bär ist ja schon lange im politischen Dienst tätig, hat viele Rollen und Posten bekleidet. Auf ihrer Webseite liest man nach, dass Dorothee Bär bereits bei ihrer ersten Direktkandidatur für den Deutschen Bundestag 2009 antrat und mit knapp 54 Prozent gewonnen habe. "Eine Besonderheit des Wahlkreises ist seine Größe, er umfasst drei Flächenlandkreise: Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen", kann man dort entnehmen.
Zuvor, ab 2001, war Bär Mitglied im CSU-Parteivorstand und wurde bei der Bundestagswahl 2002 und dem überwältigenden Abschneiden der CSU über die Landesliste in den Deutschen Bundestag gewählt. Zwischenzeitlich war die heute 46-Jährige stellvertretende Generalsekretärin (2009 bis 2013) und für die gesamte CDU/CSU-Bundestagsfraktion Sprecherin im Bereich "Familie, Senioren, Frauen und Jugend". Bis März 2018 war die Fränkin Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Zwischen März 2018 und Dezember 2021 geriet Bär Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung immer wieder in die öffentliche Kritik: Die "Bild" zum Beispiel rechnete ordentlich mit ihr und ihren Leistungen im Vorankommen der Digitalisierung ab. Auch andere Medien nahmen sie in die Mangel. Danach wurde es - zumindest, was die Kritik anbetraf - ruhiger um die Fränkin: Seit 2021 widmete sie sich als stellvertretende Fraktionsvorsitzende der entsprechenden CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Themen "Familie und Kultur". In einem Kommentar spricht die "Mainpost" nach der Wahl nun darüber, dass "Dorothee Bär ist das politische Comeback gelungen" sei.
Gegenspieler verpasst Termin
Mit Blick auf die Zweitstimmen bei dieser Bundestagswahl 2025 wird sich die Euphorie über die Erststimmen-Verteilung wieder gelegt haben, denn diesen zufolge schafft die CSU 41,8 Prozent, die SPD 9,7 Prozent, die Freien Wähler 4,5. Und die AfD kommt auf 23 Prozent.
Der unterfränkische AfD-Bezirksvorsitzende Richard Graupner zeigte sich der "SZ" gegenüber amüsiert, als sie bei ihm nachfragte. Demnach liege das auffallende Ergebnis von Dorothee Bär "nicht an der überragenden Kandidatin", sondern daran, dass die AfD in Bad Kissingen den Termin versäumt habe, ihren Direktkandidaten Christopher Klunker fristgerecht zu melden - darüber berichteten vor rund einem Monat mehrere Medien. Wie die "Süddeutsche" Graupner weiter zitiert, habe das innerparteilich für allerlei "Ärger" gesorgt. Damit sei erklärt, warum sich die Erststimmen dann auf CSU, SPD und Freie Wähler verteilt haben.
Spannend an sich ist der Triumphzug der CSU-Frauen in Unterfranken, ihr generell überdurchschnittlich gutes Abschneiden. Vier von fünf unterfränkischen Wahlkreisen haben direkt CSU-Bewerberinnen für sich beansprucht. Würzburg wird fortan von Hülya Düber (vorherige Sozialreferentin der Stadt Würzburg) in der Regierung vertreten, aus Schweinfurt reist weiterhin Anja Weisgerber nach Berlin. Und: Dorothee Bär werden ebenso Ambitionen, einen Kabinettsposten zu erhalten, wie Andrea Lindholz aus Aschaffenburg zugesprochen.

Auch Emmi Zeulner, CSU-Abgeordnete aus dem an Unterfranken grenzenden oberfränkischen Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels, räumte bei dieser Bundestagswahl ab: Die Krankenpflegerin war bereits CSU-Stimmenkönigin, diesmal fuhr sie 49, 3 Prozent ein, die 37-Jährige wird sogar heiß für einen Ministerposten gehandelt. Ihr Ergebnis ist tatsächlich enorm, denn in Kulmbach hat die AfD nicht verpasst, ihren Kandidaten fristgerecht anzumelden – Sebastian Görtler erhielt 21, 8 Prozent. Im Vergleich zu den Ergebnissen der fränkischen CSU-Damen erreichte Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in seinem Hochsauerland-Wahlkreis 47,7 Prozent. Er erreichte damit Platz sieben bei den Erststimmen.