Trump am Unabhängigkeitstag: Warum sich 2016 wiederholen könnte

Manuel Kugler

Redaktion Politik und Wirtschaft

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5.7.2020, 15:45 Uhr
Donald Trump unternahm bei seiner Rede am Mount Rushmore nicht einmal den Versuch, das Land einen zu wollen.

© SAUL LOEB, AFP Donald Trump unternahm bei seiner Rede am Mount Rushmore nicht einmal den Versuch, das Land einen zu wollen.

Nein, man muss wirklich nicht der Meinung sein, dass es eine gute Idee ist, die Statue einer jeden irgendwie in Verruf geratenen Figur der US-Geschichte zu stürzen, um Donald Trumps Rede als das zu erkennen, was sie ist: brandgefährlich. Frühere Präsidenten nutzen den Unabhängigkeitstag, diesen Höhepunkt der amerikanischen Zivilreligion, um zumindest dem Anschein nach die Einheit der Nation zu beschwören. Donald Trump bemüht sich schon längst nicht mehr, solch einen Anschein zu erwecken. Er legt vielmehr die nächste Lunte in einem Land, das sich ohnehin mindestens in einem Kulturkampf, wenn nicht gar in einem kalten Bürgerkrieg befindet.

Er tut dies, weil er glaubt, dass es noch einmal funktionieren könnte – so wie 2016: Während sich gemäßigte Wähler kopfschüttelnd abwandten, sorgte Trump mit seinen zuspitzenden, spaltenden Aussagen für eine extreme Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft. Weil Hillary Clinton eine ähnliche Begeisterung unter den demokratischen Wählern nie entfachte, ging Trumps Strategie auf. Nicht auszuschließen, dass ihm dies 2020 noch einmal gelingt.

Auf längere Sicht ist diese Strategie für die Republikaner zwar fatal – weil der Präsident Minderheiten vor den Kopf stößt, die in naher Zukunft die Mehrheit der Wählerschaft stellen werden. Doch dem 74-Jährigen sind derlei perspektivische Überlegungen völlig fremd. Bei Trumps Präsidentschaft ging es von Anfang an nur um eines: um Trump selbst.

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