Trumps Attacken vergiften das politische Klima in den USA
25.10.2018, 19:31 UhrWas die Adressaten der gefährlichen Post verbindet, ist die Tatsache, dass Donald Trump nicht nur inhaltlich mit ihnen stritt, sondern sie allzu oft persönlich attackierte. Mit ungezügelten Angriffen auf Hillary Clinton hat er 2016 das Wahlkampffinale bestritten. "Sperrt sie ein!", skandierten seine Anhänger, während düstere Plakate die frühere Chefdiplomatin, First Lady und Senatorin hinter Gitterstäben zeigten. Maxine Walters, eine schwarze Abgeordnete aus Kalifornien, verhöhnt er als eine Frau mit niedrigem Intelligenzquotienten. Einen Republikaner in Montana, der einen Reporter niederschlug, nennt er "my kind of guy", sinngemäß übersetzt: jemanden, mit dem er sich identifizieren kann. Und noch bevor er aus dem Immobiliengeschäft in die Politik wechselte, unterstellte er Barack Obama, gar nicht auf amerikanischem Boden geboren worden zu sein und daher zu Unrecht im Oval Office zu sitzen.
Die rassistischen Untertöne der Kampagne waren schon damals, 2011, nicht zu überhören. Schon damals war offenkundig, dass es bei den unsinnigen Zweifeln an Obamas Geburtsurkunde in Wahrheit um etwas anderes ging. Es ging darum, den ersten US-Präsidenten mit dunkler Haut zum Fremdkörper zu stempeln.
Daraus ist Methode geworden. Wer widerspricht, ist kein Patriot, kein echter Amerikaner, "keiner von uns" – so der rote Faden, der sich durch Trumps Rhetorik zieht. Wir gegen sie, das ist zunächst mal nichts Neues in Washington, wo der Brückenbau über Parteiengräben immer seltener gelingt. Nicht nur Republikaner, auch Demokraten müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, lieber zu polemisieren, als den kleinsten gemeinsamen Nenner mit dem politischen Gegner zu suchen. Trump allerdings geht noch einen Schritt weiter. Er hat das Dämonisieren des politischen Gegners zur täglichen Praxis erhoben. Und obendrein das Dämonisieren von Medienvertretern, die für ihn "Feinde des Volkes" sind, wenn sie ihre Arbeit machen.
Die Gefahr ist, dass sich die Amerikaner gewöhnen an diese schrille Art des Debattierens, dass dem aufgeheizten Klima auf absehbare Zeit keine Abkühlung folgt. Oft hat Trump’sche Wutrhetorik nur noch ein Schulterzucken zur Folge. Wenn dem Mann eines gelungen ist, dann dies: Er hat den Diskurs in Tönen höchster Erregung zur Normalität werden lassen. Vielleicht ist er ja wirklich ein Augenblick des Innehaltens, der Moment in dem klar wird, welche Konsequenzen Worte haben können. Aber nur dann, wenn Donald Trump Nachdenklichkeit nicht nur heuchelt, sondern seine Mahnungen tagtäglich beherzigt. Wetten möchte man nicht darauf.
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