Fernsehen
"Unerträglich, wie Sie sich benehmen": Gysi geht bei "Markus Lanz" auf AfD-Chef Chrupalla los
06.02.2025, 09:07 UhrSeit der gemeinsamen Abstimmung von CDU und AfD im Bundestag steht das Thema Migration im Fokus der aktuellen Bundestagswahl wie kein zweites. Linken-Politiker Gregor Gysi fand am Mittwochabend bei "Markus Lanz" deutliche Worte zur Vorgehensweise von Friedrich Merz und sagte: "Es war eine schlimme Woche. Und zwar aus einem Grund, weil die CDU/CSU zusammen mit der FDP und dem 'Bündnis Sahra Wagenknecht' versucht haben, ein Gesetz durchzubekommen, das sie ohne die AfD nicht hätten durchziehen können."
Laut Gysi habe es keinen "Zeitdruck" gegeben, der den Jubel der AfD im Bundestag entschuldigt hätte: "Der Damm ist gebrochen! Noch nicht zur Regierungsbildung, aber um Gesetze durchzubringen, die man nur mit der AfD durchbringen kann."
Der AfD-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla sah dies anders. Er stellte zunächst klar: "Das ist Demokratie!" Über die öffentliche Kritik zur gemeinsamen Abstimmung sagte er derweil wütend: "Das war ein Tiefpunkt in der Demokratie, (...) vor allen Dingen auch von Linken und auch von der SPD, wie sie sich dort verhalten haben. Wie sie teilweise auch uns beschimpft haben."
Laut Chrupalla sei die Zustimmung seiner Partei unabdingbar gewesen, da "die Bevölkerung (...) sich endlich eine Änderung in der Migrationspolitik nach diesen Anschlägen (...) gewünscht hat". Zudem beteuerte der Politiker, dass die AfD generell allen Anträgen - "auch Anträgen der Linken" - zustimmen würde, "wenn sie dem Interesse der Deutschen dienen - vor allen Dingen auch der Sicherheit der Deutschen".
Laut Gysi habe es keinen "Zeitdruck" gegeben, der den Jubel der AfD im Bundestag entschuldigt hätte: "Der Damm ist gebrochen! Noch nicht zur Regierungsbildung, aber um Gesetze durchzubringen, die man nur mit der AfD durchbringen kann."
Der AfD-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla sah dies anders. Er stellte zunächst klar: "Das ist Demokratie!" Über die öffentliche Kritik zur gemeinsamen Abstimmung sagte er derweil wütend: "Das war ein Tiefpunkt in der Demokratie, (...) vor allen Dingen auch von Linken und auch von der SPD, wie sie sich dort verhalten haben. Wie sie teilweise auch uns beschimpft haben."
Laut Chrupalla sei die Zustimmung seiner Partei unabdingbar gewesen, da "die Bevölkerung (...) sich endlich eine Änderung in der Migrationspolitik nach diesen Anschlägen (...) gewünscht hat". Zudem beteuerte der Politiker, dass die AfD generell allen Anträgen - "auch Anträgen der Linken" - zustimmen würde, "wenn sie dem Interesse der Deutschen dienen - vor allen Dingen auch der Sicherheit der Deutschen".
Markus Lanz ist baff: "Die AfD sagt, wir wollen Migration?"
ZDF-Moderator Markus Lanz sprach daraufhin das Wahlprogramm der AfD an und wollte wissen: "Was heißt Remigration?" Tino Chrupalla antwortete nüchtern, dass es dabei um Menschen gehe, "die hier in unserem Land nichts zu suchen haben. Das sind diejenigen, wo ein Asylantrag abgelehnt ist und das sind natürlich auch Kriminelle. (...) Die müssen remigriert werden - und zwar sofort".
Die Sozialwissenschaft kennt den Begriff schon länger und meint in der Regel die freiwillige Rückkehr von Migrantinnen und Migranten in ihr Herkunftsland. Bei der extremistischen Rechten herrscht hingegen völkisch unterfüttertes Verständnis des Begriffes vor, das massenhafte Zwangsausweisungen von Menschen mit Migrationsgeschichte meint. "Remigration" wurde unter den Eindrücken des aufgedeckten Treffens von Rechtsextremisten in Potsdam 2023 zum "Unwort des Jahres" gewählt.
Bei "Markus Lanz" distanzierte sich der AfD-Co-Vorsitzende von solchen radikalen Auslegungen, etwa als er behauptete, dass Migranten natürlich "herzlich willkommen" seien. Nämlich jene, "die einen Arbeitsplatz haben, (...) die hier der deutschen Sprache mächtig sind". Eine Aussage, die Lanz überraschte: "Die AfD sagt, wir wollen Migration?" Statt zu nicken, konterte Chrupalla genervt: "Eine Fachkräfte-Migration. Dieser Form stehen wir überhaupt nicht im Wege." Gregor Gysi nahm ihm das nicht ab. Der Linken-Politiker unterstellte dem AfD-Mann "eine gewisse Ungenauigkeit", wenn es um die Debatte zur deutschen Asylpolitik gehe.
"Das ist ein interessantes Verständnis von Führung, Herr Chrupalla"
Ein Vorwurf, den der AfD-Mann von sich wies: "Das BSW hat auch in dieser Richtung, was Migration angeht, einen wesentlich größeren Weitblick als die Linke!" Gregor Gysi ließ sich davon jedoch nicht beirren und warnte vor dem konsequenten Schließen der deutschen Grenzen: "Dann kriegen wir lauter Illegale, die arbeiten schwarz." Eine Aussage, auf die Tino Chrupalla mit "Die sind doch schon hier, Herr Gysi" konterte.
Die Migrationsdebatte nahm Markus Lanz zum Anlass, Tino Chrupalla mit radikalen Aussagen von Parteimitgliedern wie Björn Höcke zu konfrontieren. Tino Chrupalla zeigte sich jedoch unbeeindruckt und sagte: "Ich kann mich nur distanzieren von Sachen, die ich selber getätigt habe und die ich auch selber gesagt habe." Lanz reagierte irritiert: "Das ist ein interessantes Verständnis von Führung, Herr Chrupalla."
Der AfD-Politiker wehrte sich energisch: "Dass ich in der Öffentlichkeit andere Parteikollegen in die Pfanne haue, das ist Führung?" Als Gregor Gysi sich in den Schlagabtausch einmischte, wurde Chrupalla ernst: "Machen Sie erst mal in Ihrem Laden sauber, bevor Sie mit dem Finger auf uns zeigen. (...) Das ist ja wirklich unerträglich." Eine Aussage, auf die wiederum Gysi beleidigt reagierte: "Das ist unerträglich, wie Sie sich benehmen."
"Das ist doch Mist": Als Gysi über die Ukraine spricht, platzt Lanz der Kragen
Linken-Politiker Gregor Gysi versuchte in Bezug auf die Migrationsdebatte, das Augenmerk auf die unterschiedlichen Fluchtgründe zu werfen. Ein Aspekt, der laut Gysi auch in Bezug auf den Krieg in der Ukraine gerne ignoriert werde: "Es gab nicht eine Waffenstillstands-Initiative durch einen NATO-Staat." Markus Lanz unterbrach den Politiker jedoch empört: "Nein, bitte! (...) Das ist doch Mist!" Der ZDF-Moderator ergänzte wütend: "Herr Gysi, es ist nicht anständig, irgendeiner politischen Partei in Deutschland (...) zu unterstellen, dass sie nicht an Frieden in der Ukraine interessiert sei."
Später in der Sendung echauffierte sich Gysi darüber, dass die AfD oft nur zur Migration, aber nicht zu anderen Themen wie der Energiewende angesprochen werde. Eine Steilvorlage für Journalistin Antje Höning, die das Steuerprogramm der AfD auseinandernahm: "Sie schaden dem deutschen Mittelstand." Höning wetterte weiter, dass die AfD-Forderung, die Grenzen "lückenlos" zu schließen, ein "Standortrisiko" darstellen würde, denn: "Wenn die Grenzen dicht sind, dann ruinieren Sie die deutsche Wirtschaft." Eine Argumentation, die Tino Chrupalla als "Unsinn" abtat.