Valerie Holsboer: Mit 40 an der Spitze der Bundesagentur für Arbeit

Manuel Kugler

Politikredakteur

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26.3.2017, 23:31 Uhr
Kümmert sich als Vorstand um Finanzen, Personal und Controlling: Valerie Holsboer, hier mit BA-Chef Detlef Scheele.

Kümmert sich als Vorstand um Finanzen, Personal und Controlling: Valerie Holsboer, hier mit BA-Chef Detlef Scheele.

So cool wie das Hobby von Frank-Jürgen Weise ist ihres dann doch nicht, das schickt Valerie Holsboer schon mal lachend voraus. Anders als der scheidende Chef der Bundesagentur verbringt sie ihre Freizeit nicht auf dem Motorrad. Sondern bei der Gartenarbeit. Ob ihr dazu bald noch Zeit bleibt?

Valerie Holsboer übernimmt den durch Weises Abgang frei werdenden Posten im Bundesagentur-Vorstand, der künftig von Detlef Scheele als Chef geführt wird. Sie ist die erste Frau in dem dreiköpfigen Gremium seit Ursula Engelen-Kefer. "Schön wäre es, wenn man im Jahr 2017 darüber gar nicht mehr sprechen müsste", sagt Holsboer und meint den Umstand, dass nun eine Frau in der Führungsriege ist.

Doch sprechen muss man darüber natürlich, denn der Verwaltungsrat, der für die Vorstandsbesetzung zuständig ist, tat sich lange schwer damit, eine geeignete Frau für den Vorstand zu finden. Bis er in den eigenen Reihen fündig wurde, denn Holsboer selbst war – für die Arbeitgeberseite – Mitglied im Verwaltungsrat.

Ihr Wechsel kommt dem eines Aufsichtsrats in den Vorstand nach – in der freien Wirtschaft ist der umgekehrte Fall der üblichere. Andererseits weiß die 40-Jährige so recht genau, was auf sie zukommt. "Im Verwaltungsrat habe ich meine Kollegen schon unter Echtbedingungen kennengelernt."

In der Bredouille

Valerie Holsboer, geboren in München und mit Wurzeln im oberpfälzischen Vohenstrauß, ist Juristin. Nach dem Studium in München heuerte sie 2003 beim Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen an; vier Jahre später war sie dessen stellvertretende Geschäftsführerin. 2007 wechselte sie zum im Münchner Norden ansässigen Bundesverband der Systemgastronomie, dessen Hauptgeschäftsführerin sie bis heute ebenso ist wie der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss.

Über die Arbeit im Bundesverband Systemgastronomie, der Unternehmen wie McDonald’s vertritt, sagt Holsboer: "Dort habe ich gelernt, wie ein Pferdeflüsterer zu arbeiten, der die Zügel gar nicht braucht, selbst wenn er sie hätte." Mit der Kraft der Überzeugung im Sinne Robert Redfords im Film "Der Pferdeflüsterer" will sie jetzt auch in der Bundesagentur wirken.

"Ich liebe es, im politischen Umfeld zu arbeiten, ohne selbst ein Politiker sein zu müssen, der um Wählerstimmen kämpft", sagt Holsboer über den Reiz ihrer neuen Aufgabe. Ein Umfeld, das sie nun aber auch in eine "Rundum-Bredouille" bringt, wie sie es selbst formuliert. Grund: der Mindestlohn. Als Verbandsvertreterin kämpfte Holsboer gegen dessen Einführung, als Mitglied der Mindestlohnkommission wirkte sie an seiner Ausgestaltung mit – und vertritt künftig den Bundesagentur-Vorstand, der stets hinter der gesetzlichen Lohnuntergrenze stand. Holsboer hat inzwischen ihren Frieden mit dem Mindestlohn gemacht, sie sagt, es mache keinen Sinn, die einmal getroffene Entscheidung nun wieder rückgängig zu machen.

Erster Auftritt am Freitag

Ihren Blick richtet Holsboer ohnehin nach vorne, und da sind ihr andere Dinge wichtig. "Es gibt ganze Generationen, in denen sich das Phänomen Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt hat – mit Kindern, die niemanden kennen, der arbeitet. Um diesen Kindern zu zeigen, was man aus seinem Leben machen kann, ist gute Betreuung und frühkindliche Förderung notwendig."

Am Freitag hat Valerie Holsboer ihren ersten Auftritt in Nürnberg. Dann findet an der Regensburger Straße die monatliche Pressekonferenz mit der Verkündung der Arbeitslosenzahlen statt. Für die 40-Jährige und ihre Familie beginnt damit auch persönlich ein neues Kapitel, das Kapitel Nürnberg. Nicht nur sie selbst freut sich darauf. "Meine siebenjährige Tochter findet es cool, dass wir jetzt zwei Familiensitze haben."

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