Kein Meteor
"Wie ein Science-Fiction-Film": Lichtschweife am Himmel sorgen für Aufregung in Deutschland
19.02.2025, 09:06 Uhr
In der Nacht auf Mittwoch waren zahlreiche Schauer von Lichtfunken am Nachthimmel über Deutschland zu sehen. Dabei habe es sich um den Wiedereintritt eines Teils einer Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX in die Atmosphäre gehandelt, teilte ein Sprecher des Weltraumkommandos der Bundeswehr mit. Die Rakete sei am 1. Februar in den USA gestartet. Nach derzeitigem Stand seien keine Trümmerteile auf Deutschland gefallen.
"Ich habe zuerst an einen hellen Meteor gedacht", sagte Hansjürgen Köhler von der UFO-Meldestelle CENAP, als sein Telefon ab 4.48 Uhr nicht mehr stillstand und Leute ihm das Phänomen schilderten.
Weltraumschrott bröselt auseinander
Doch diese Theorie habe er schnell wieder verworfen, erzählt Köhler, als die Anruferinnen und Anrufer erklärten, die Himmelserscheinung sei teils fast zwei Minuten lang zu sehen gewesen. Sternschnuppen sind nach ein paar Sekunden vorbei. "Aber beim Wiedereintritt von Weltraumschrott in die Atmosphäre dauert es länger, der bröselt dann auseinander und löst sich in Teile auf. Das sieht klasse aus, keine Frage."
Von Hessen bis an die Nordsee gingen Sichtungen beim CENAP ein, dem wissenschaftlich arbeitenden Centralen Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene mit Sitz im südhessischen Lützelbach. Die Leuchtstreifen seien dabei immer von West nach Ost über den Himmel gezogen.
"Das war schon irgendwie phänomenal"
Ein Mann aus dem hessischen Lichtenfels berichtete im Sender hr3, er sei gerade auf dem Feld beim Düngen gewesen, als er das Himmelsphänomen sah. "Das sah aus wie ein Science-Fiction-Film, eigentlich eher - dass die Aliens landen." Etwas Vergleichbares habe er noch nie beobachtet. "Da hat sich was zerteilt, es haben Streifen geglüht, in Weiß und Rot und Orange, und dann ist es so langsam am Horizont verschwunden. Das war schon irgendwie phänomenal."
Zahlreiche Menschen haben wegen der ungewöhnlichen Lichterscheinungen in der Nacht auch die Polizei angerufen. Ein Anrufer aus Bautzen in Sachsen etwa habe von "etwas Hellem am Himmel" oder einem "Lichtball" berichtet, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion in Görlitz. Sprecher der Polizeiinspektionen Magdeburg, in Stendal und in Brandenburg sagten, die Anrufer hätten sich nach den Himmelerscheinungen erkundigt. Schäden seien nicht bekannt.
Spektakuläres gab es heute Früh um kurz vor 5 Uhr am Himmel zu sehen: Vermutlich verglühen hier die Überreste der #Falcon9 Träger-#Rakete oder der #Starlink-Satellit 1834 von @SpaceX. Danke für das Video an André aus dem östlichen Brandenburg! /FA#Weltraumschrott pic.twitter.com/yPjHeUeQoV
— Kachelmannwetter (@Kachelmannwettr) February 19, 2025
Aktuell starten viele Falcon-9-Raketen
Derzeit lässt das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk alle paar Tage Falcon-9-Raketen starten. Bei der Falcon 9 wird die erste Raketenstufe - der sogenannte Booster - wieder gelandet. Die zweite Raketenstufe verglüht in der Atmosphäre. Bis diese wieder in die Erdatmosphäre eintritt, kann einige Zeit vergehen, auch Wochen.
Nach Angaben des Weltraumkommandos der Bundeswehr können diese Raketenstufen über allen möglichen Orten der Welt verglühen - häufig passiere das über dem Meer und werde deswegen kaum bemerkt. Die in der Nacht sichtbare Raketenstufe sei irgendwo über Nordirland oder Großbritannien in die Atmosphäre eingetreten, und deswegen auch von Deutschland aus sichtbar gewesen.
"Es ist sehr, sehr selten, dass etwas den Wiedereintritt und das Verglühen übersteht", sagte ein Sprecher des Weltraumkommandos. Deswegen komme es auch so gut wie nie vor, dass solche Raketenteile auf der Erde einschlügen. Es sei nun auch nicht zu erwarten, dass alle paar Tage so ein Schauspiel am Himmel über Deutschland auftrete, denn meistens kämen die Raketenteile eben woanders runter.
120 Anruferinnen und Anrufer
Köhler von CENAP erklärte, im vergangenen Jahr seien sowohl im Frühjahr als auch im Herbst jeweils ähnliche Beobachtungen gemacht worden. "Weltraumschrott gibt es da oben genug", sagte er. "Diese Teile kommen immer irgendwann wieder zurück, aber sie können erst einmal jahrelang dort oben sein - irgendwann werden sie von der Schwerkraft angezogen."
Ein Mann aus Norddeutschland habe ihm geschildert, er habe in der vergangenen Nacht sogar seinen Morgenkaffee verschüttet, als er das Leuchten sah, erinnert sich Köhler. Andere seien beim Autofahren auf dem Weg zur Arbeit überrascht worden. "Manche dachten auch, bei uns sei Krieg ausgebrochen." Bis zum Vormittag hatten sich schon etwa 120 Anruferinnen und Anrufer bei CENAP gemeldet.