Pandemie

Vom "Corona- zum Hopfen-Gott": Söder feiert ohne Maske - und verärgert mit "Doppelmoral"

sde

17.5.2022, 14:40 Uhr
Die Landtagspräsidentin Ilse Aigner, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und Oberammergaus Bürgermeister Andreas Rödl unterhalten sich vor der Premiere für die 42. Passionsspiele im Passionstheater.

© Angelika Warmuth, dpa Die Landtagspräsidentin Ilse Aigner, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und Oberammergaus Bürgermeister Andreas Rödl unterhalten sich vor der Premiere für die 42. Passionsspiele im Passionstheater.

Die Sonne scheint, das Bier schmeckt, die Volksfeste toben: In Bayern laufen derzeit zahlreiche Feste mitunter erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder an – offenbar sehr zum Gefallen des bayerischen Ministerpräsidenten. Markus Söder, der sich in Hochzeiten der Pandemie als Vertreter des "Team Vorsicht" positionierte, sucht derzeit die Nähe zu den Menschen – ohne Maske, ohne Abstand. Damit verstößt der Söder gegen die Corona-Schutzmaßnahmen, die zwar nicht mehr verbindlich gefordert, aber von der bayerischen Staatsregierung dringend empfohlen sind.

In der "allgemeinen Verhaltensempfehlung" aus Paragraph 1 der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung heißt es: "Jeder wird angehalten, wo immer möglich zu anderen Personen einen Mindestabstand von 1,5 m einzuhalten und auf ausreichende Handhygiene zu achten." Söder und sein Kollege Klaus Holetschek, der zuletzt ein Foto seines Besuchs beim Festakt "500 Jahre Fuggerei" in Augsburg postete, kommen dieser Empfehlung offenbar nicht nach. Das legen Eindrücke aus Schnappschüssen der beiden CSU-Politiker in den sozialen Netzwerken nahe – und sorgt für reichlich Kritik in den Kommentarspalten.

"Im Herbst & Winter der Corona-Gott und jetzt der Hopfen-Gott", prangert ein Facebook-Nutzer Söders Entwicklung vom vermeintlich vorsichtigen Pandemie-Bekämpfer zum sorglosen Volksfest-Besucher an. Außerdem ist von "Doppelmoral" und einer "Vorbildfunktion" in den sozialen Medien die Rede. Radikaler äußerten sich Facebook-User, die die vermeintlichen Gründe für den Sinneswandel der beiden CSU-Politiker erkannt haben wollen: Söder sei "ja richtig in Feierlaune, seit seiner Corona-Infektion" und Holetschek träume "schon wieder von der Maskenpflicht im Herbst".

Dabei stößt den Usern nicht nur die Entwicklung von vorsichtigen Politikern hin zu unbekümmerten Feiernden auf, sondern auch das bigotte Verhalten dieser Tage: Während die beiden CSU-Politiker feiern, fordern sie zugleich einen "Corona-Masterplan" für den Herbst. Auch soll der Bund die aktuell geltende Maskenpflicht in Bussen und Bahnen im Nahverkehr weiter aufrechterhalten, schließlich befinden sich in den allermeisten Fällen eben auch zahlreiche Menschen in einem Innenraum. Eigentlich wie im Bierzelt, in dem Söder und Holetschek ja aber gerne auf die Maske verzichten.

Und wie reagiert das bayerische Gesundheitsministerium auf die Kritik? Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk entgegnete ein Ministeriumssprecher, dass die Staatsregierung derzeit auf Eigenverantwortung setze. Die Empfehlung zur Einhaltung der gängigen Schutzmaßnahmen gelte weiterhin und werde auch von Holetschek befolgt, versicherte der Sprecher dem BR.

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