Gaza-Krieg

Waffenruhe im Gaza-Krieg beginnt mit Verzögerung

19.1.2025, 05:25 Uhr
Der Gazastreifen ist nach mehr als 15 Monaten Krieg weitgehend zerstört. (Archivbild)

© Ilia Yefimovich/dpa Der Gazastreifen ist nach mehr als 15 Monaten Krieg weitgehend zerstört. (Archivbild)

Im Gazastreifen hat die Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas mit Stunden Verspätung begonnen. Sie trete um 10.15 Uhr MEZ in Kraft, wie das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mitteilte. Die Hamas habe die Liste mit den Namen von drei noch heute freizulassenden Geiseln übermittelt. Eigentlich hätte die Feuerpause schon um 7.30 Uhr MEZ beginnen sollen. Da die Hamas jedoch bis dahin die Namen der Geiseln nicht mitgeteilt hatte, setzte die Armee ihre Angriffe zunächst fort. 

Israel und die Hamas hatten sich unter Vermittlung Katars, Ägyptens und den USA auf eine Waffenruhe von zunächst 42 Tagen geeinigt. In der Zeit sollen 33 der 97 im Gazastreifen verbliebenen israelischen Geiseln gegen 1.904 inhaftierte Palästinenser ausgetauscht werden. Die erste Phase des Abkommens sieht auch eine schnelle Verbesserung der Versorgung mit Lebensmitteln für die mehr als zwei Millionen Bewohner in Gaza vor, von denen nach UN-Angaben 90 Prozent unter Hunger leiden. Zudem muss sich die israelische Armee aus Bevölkerungszentren im Gazastreifen zurückziehen.

Drei Geiseln sollen heute freikommen

Unter allen Geiseln sind Israelis, die zusätzlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. In Israel wird davon ausgegangen, dass 34 der Entführten vermutlich tot sind. Laut Israels Regierung ist die Freilassung der ersten drei Geiseln heute um 15.00 Uhr MEZ geplant. Nach israelischen Angaben handelt es sich um drei Zivilistinnen. 

Etwa zur gleichen Zeit sollen in Israel die ersten rund 90 palästinensischen Häftlinge freigelassen und von Sicherheitskräften entweder ins besetzte Westjordanland oder nach Gaza gebracht werden. Ob es wegen des verzögerten Beginns der Waffenruhe bei dem Zeitplan bleibt, blieb unklar.

Israels Polizeiminister tritt wegen Geisel-Deal zurück

Aus Protest gegen die Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas erklärte Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir nach Medienberichten seinen Rücktritt. Damit verlasse auch seine Partei Otzma Jehudit, die über sechs von 120 Sitzen in der Knesset verfügt, die Regierungskoalition. Die rechtsreligiöse Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verliert damit aber nicht ihre Mehrheit im Parlament. Sie hat weiterhin 62 der 120 Sitze in der Knesset. 

Vor Beginn der Waffenruhe griff Israels Armee weiter in Gaza an.

Vor Beginn der Waffenruhe griff Israels Armee weiter in Gaza an. © Ilia Yefimovich/dpa

Nochmals Angriffe Israels in Gaza

Während Israel auf die Liste mit den Namen der drei Geiseln wartete, setze die Armee fort. Artillerie und Luftwaffe hätten eine Reihe von "Terrorzielen" im Norden und Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens attackiert, teilte die Armee mit. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes kamen im gesamten Küstenstreifen 13 Menschen ums Leben. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Armee äußerte sich zunächst nicht dazu.

Auslöser des Krieges war das Hamas-Massaker, bei dem am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 nach Gaza verschleppt wurden. Israel reagierte mit Angriffen auf die Hamas, bei denen nach palästinensischen Angaben mehr als 46.700 Menschen getötet wurden. Die unabhängig nicht prüfbare Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. Netanjahu hatte am Vorabend der Waffenruhe bekräftigt, Israel werde bei einem Scheitern des Abkommens die Kämpfe wiederaufnehmen und alle Kriegsziele durchsetzen, darunter die völlige Zerschlagung der Hamas.