Leitartikel: Klimaschutz ist Pflicht

Was muss noch passieren?

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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26.7.2021, 19:13 Uhr
Extreme Wetterereignisse als Folgen des Klimawandels richten auch in Deutschland vermehrt enorme Schäden an.

© Philipp von Ditfurth/dpa Extreme Wetterereignisse als Folgen des Klimawandels richten auch in Deutschland vermehrt enorme Schäden an.

Gesund ist all das schon lange nicht mehr. Der Mensch zerstört durch sein Verhalten konsequent die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten. Welches Ausmaß das angenommen hat, wird der Weltklimarat wissenschaftlich fundiert erst am 9. August präsentieren. Doch schon heute kann eine Prognose gewagt werden: Es sieht nicht gut aus für unsere Kinder- und Enkelgeneration. Längst geht es nicht mehr um den beschönigenden Begriff eines Klimawandels, sondern um eine von uns verursachte Klimakatastrophe.

Umso befremdlicher mutet der Blick auf das kollektive politische Versagen an. Immer wieder war zu hören, dass ein nationaler Alleingang keinen Sinn ergebe. Nur global könne dem Klimawandel entgegengetreten werden. Diese Argumentation ist in etwa so schlüssig wie der Hinweis an ein Kindergartenkind, dass es seine Spielgefährten ruhig weiter verprügeln kann, schließlich ist die Gewalt weltweit nicht einzudämmen.

Inzwischen hat immerhin auch die Union verstanden, dass Klimaschutz keine Option ist, die gezogen werden kann, sondern eine im besten Wortsinn alternativlose Pflichtaufgabe.

Dass trotzdem so wenig passiert, ist skandalös. Wenn Markus Söder, der neuerdings Bäume umarmt, sich weigert, die Abstandsregel zum Bau von Windrädern zu kippen und den Mut vermissen lässt, eine Pflicht für Photovoltaik auf bayerischen Gewerbedächern einzuführen, dann ist das einfach nur traurig. Verhindert er dadurch doch den Ausbau regenerativer Energien. Gleiches gilt für Armin Laschets Zögern beim Kohleausstieg.

Verhöhnte Grüne

Stattdessen werden die Grünen im Lande nach allen Regeln der Kunst verhöhnt, weil sie einen konsequenteren Umweltschutz wollen. Mit der Folge, dass die Öko-Partei sich ihrerseits gar nicht mehr traut, mit Verboten im Wahlkampf um die Ecke zu kommen. Dabei können - nüchtern betrachtet - nur Einschränkungen unseres gewohnten Lebensstils dazu beitragen, den Klimawandel zumindest teilweise zu stoppen.

Doch aus Angst vor Stimmeneinbußen bei der Wahl will offenbar keine Partei ihre potentiellen Wähler unnötig erschrecken. Was für ein kolossaler Fehler! Denn erschreckend und unverantwortlich ist derzeit allenfalls das Schneckentempo in der Klimapolitik. Sehenden Auges übergeben wir unseren Kindern einen Planeten in desolatem Zustand. Wer kann das wirklich wollen?

michael.husarek@pressenetz.de

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