Weibliche Chefs: Um Frauenquote kommen wir nicht herum

Ute Möller

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11.12.2019, 10:17 Uhr

Bei den 80 nicht von der Quote betroffenen Dax-Unternehmen stieg der Anteil weiblicher Führungskräfte seit 2015 nämlich kaum, er liegt gerade mal bei 21 Prozent. Das Gesetz gibt außerdem zwar für rund 4000 weitere Firmen vor, sich selbst Zielgrößen für den Frauenanteil in Vorstand und anderen Führungsgremien zu geben, doch das fruchtet kaum. Viele der Unternehmen geben als Zielgröße schlicht "Null" an.


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Laut FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow führt nur ein gesetzlicher Druck zu messbaren Veränderungen. Auch Marion Weckes vom Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U) der Hans-Böckler-Stiftung fordert eine Quote. Weil sich sonst die Männerriegen nicht in Richtung Diversität bewegen. Dass diese in den Vorständen, also im operativen Geschäft, weiterhin unter sich bleiben – dort finden sich gerade mal 10 Prozent Frauen – ist den verkrusteten patriarchalischen Strukturen geschuldet.

Beharren auf alte Strukturen

Denn wirtschaftlich sinnvoll ist es nicht. Studien belegen seit Jahren, dass diverse Teams effektiver und auch gewinnbringender arbeiten. 2016 fand zum Beispiel eine internationale Studie des Peterson Instituts for International Economics heraus, dass ein um 30 Prozent höherer Frauenanteil in der Chefetage mit einem um 15 Prozent erhöhten Netto-Umsatz einhergeht.

Doch die alten Strukturen haben eine große Beharrungskraft. Dass auch Frauen und Unternehmerinnen wie Eva Maria Roer, die hinter dem Total-E-Quality-Preis steht, der gendergerechten Firmen verliehen wird, gegen die Quote sind, wird mit fortschreitender Zeit immer unverständlicher. Das Argument, dass sich alle Geschlechter durch Qualität an die Spitze bringen sollen, hat sich in der Vergangenheit längst abgenutzt. Nur strukturelle Veränderungen schaffen gleichen Zugang zur Führung.


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Und selbst dieser Weg ist zäh: Die Mehrzahl der Unternehmen, die laut Gesetz die Quote bereits erfüllen müssen, stellte nur so viele weibliche Aufsichtsratsmitglieder wie gesetzlich erforderlich ein. Keine mehr. Und von den 105 Firmen bleiben über 20 unter der geforderten 30-Prozent-Marke. Es ist eine gute Idee, den politischen Druck zu erhöhen. Dass die Bundesfamilienministerin die Vorlage eines entsprechenden Gesetzesentwurfs auf das nächste Jahr verschoben hat, ist da kein gutes Zeichen.

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