Christian Tetzlaff

„Widerlich“ und „erschütternd“: Deutscher Star-Geiger sagt USA-Konzerte ab - wegen Trumps Politik

Verena Büchner

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08.03.2025, 13:37 Uhr
Christian Tetzlaff (links) hat bereits mit den Berliner Philharmonikern und anderen großen Orchestern der Welt musiziert. Auch in den USA spielte er jedes Jahr Konzerte.

© IMAGO/Berlinfoto Christian Tetzlaff (links) hat bereits mit den Berliner Philharmonikern und anderen großen Orchestern der Welt musiziert. Auch in den USA spielte er jedes Jahr Konzerte.

Der deutsche Geiger Christian Tetzlaff sagte seine für diesen Frühling geplante Tournee durch acht Städte der USA ab, wie die New York Times berichtet. Der Grund: die politische Situation unter der Führung von Donald Trump. Er werde nicht mehr in Amerika auftreten, sofern die Regierung keinen Kurswechsel vornehme. "Ich fühlte mich wie ein Kind, das einen Horrorfilm sieht", beschreibt der gebürtige Hamburger seinen Eindruck nach einem Konzert in Chicago.

Er habe zwar "fürchterlich" mit sich gerungen, die Konzerte abzusagen, weil Amerika mit mindestens 20 Konzerten eigentlich immer sein Hauptspielfeld war, aber derzeit in den USA aufzutreten sei für den Star-Violinisten keine Option, verrät er in einem Interview mit dem NDR. Von seinen Konzerteinnahmen würde fast ein Drittel in Form von Steuern an den US-amerikanischen Staat gehen – "einen Staat, der mit dem Geld teilweise schreckliche Dinge macht", sagte Tetzlaff der New York Times.

Christian Tetzlaff äußerte sich beunruhigt über die Unterstützung des Präsidenten für Russland und andere politische Maßnahmen. Besonders entsetzt hätten ihn die Reaktionen auf die Vielzahl an Kündigen in den USA, die er als "widerlich" und "erschütternd" beschreibt. "Ich bin völlig wütend. Mit diesem Gefühl in mir kann ich nicht weitermachen. Ich kann nicht einfach losgehen und eine Tour mit tollen Konzerten spielen", sagte der 58-Jährige der New York Times. "Für mich ist der Grund, dass ich absage, weil in Amerika absolute Stille herrscht, bei Musikern, bei Orchestern, selbst bei Politikern", sagt Christian Tetzlaff. Er habe mit amerikanischen Musikern gesprochen und viele finden es auch furchtbar, aber "keiner kommentiert es".

Tetzlaff appelliert an seine Kollegen

Auf die Frage des NDR, was er sich von anderen Musikern wünschen würde, antwortet Tetzlaff: "Ich würde mir von Leuten, die ein gutes Standing drüben haben und denen bestimmt noch nichts passieren würde, wünschen, dass sie die Hälfte ihres Honorars ihrer Konzerte für einen Fonds spenden, der die entlassenen amerikanischen Familien unterstützt." Er sei nicht in der Position zu belehren, aber für den Geiger sei Stillsein keine Option. "Allein für mein Seelenheil möchte ich jetzt für ein paar Gruppen in Amerika aufstehen", sagt er im Interview. Gegenüber der New York Times sagte Christian Tetzlaff, dass er offen sei, in den Vereinigten Staaten Benefizkonzerte für die Ukraine oder für Gruppen zu geben, die sich für Frauenrechte einsetzen.