Woche historischer Entscheidungen: Für Konzerne dreht sich der Wind

Manuel Kugler

Redaktion Politik und Wirtschaft

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28.5.2021, 12:12 Uhr
Ein elfjähriger Junge arbeitet in einer Bernsteinmine in Mexiko: Kinderarbeit ist noch immer Realität in vielen Ländern. 

© Eduardo Verdugo, dpa Ein elfjähriger Junge arbeitet in einer Bernsteinmine in Mexiko: Kinderarbeit ist noch immer Realität in vielen Ländern. 

Sie heißen "Unfair" und "Umdenken": Wer einmal in eines der klugen Bücher von Gerd Müller hineingelesen hat, wird womöglich einen zweiten Blick auf den Einband werfen müssen - nur um ganz sicher zu gehen, ob es sich bei dem Autoren tatsächlich um den CSU-Minister handelt oder nicht doch um einen linken Aktivisten gleichen Namens.

Mit der Bundestagswahl und der Vereidigung einer neuen Regierung wird Müllers Amtszeit diesen Herbst zu Ende gehen. Von ihm wird, das ist spätestens seit heute klar, mehr bleiben als bloße Rhetorik für eine bessere Welt: Denn das deutsche Lieferkettengesetz wird Wirklichkeit - es ist Müllers bedeutendstes Erbe.

CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller

CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller © Wolfgang Kumm, dpa

Die schlechte Nachricht: Es ist keinesfalls ausgemacht, dass dieses Gesetz tatsächlich die erhoffte Wirkung erzielen wird, nämlich deutsche Konzerne in die Verantwortung dafür zu nehmen, was am Anfang ihrer Lieferkette passiert. Zu viele Fragezeichen gibt es dabei, wie eine effiziente Kontrolle in den Entwicklungsländern wirklich aussehen soll.


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Die gute Nachricht: Für Großkonzerne, die ohne Rücksicht auf Klima und Menschenrechte agieren, dreht sich der Wind. Am Mittwoch erst hat ein Gericht in Den Haag den Öl-Giganten Shell zur Reduktion seines CO2-Ausstoßes gezwungen. Ein historisches Urteil, das tief in das eingreift, was man zu lange als unternehmerische Freiheit missverstanden hat. Das deutsche Gesetz könnte eine ähnliche Signalwirkung entfalten, wenn es um die Einhaltung von Menschenrechten geht.

Nichts sehen, nichts hören, welche Auswirkungen das eigene Handeln hat - das hat als Konzernstrategie jedenfalls ausgedient. Das ist das wichtige Signal, das von Berlin und Den Haag ausgeht.

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