Tragische Schicksale
Mutter beschützte ihr Kind: Die traurige Geschichte der Opfer von Würzburg
28.6.2021, 21:18 UhrDer schreckliche Amoklauf von Würzburg am vergangenen Freitag hat ganz Deutschland erschüttert. Ein 24-jähriger Somalier, 2015 nach Deutschland geflohen und wohl psychisch krank, attackierte mit einem Messer zahlreiche Passanten am Barbarossaplatz der unterfränkischen Studentenstadt. Drei Menschen reißt er brutal aus dem Leben, sieben weitere werden teils lebensgefährlich verletzt. Noch immer ermittelt die Polizei zu den Hintergründen der Tat. Möglicherweise resultierte sie aus der Krankheit des jungen Mannes, vielleicht steckt aber auch ein islamistisch motivierter Angriff dahinter.
Während Angehörige, Freunde und Anwohner ihre schlimmen Verluste zu verarbeiten versuchen, wird langsam immer mehr über die Opfer der Messerstecherei bekannt. Es sind tragische Schicksale, sie zeigen deutlich, wie jäh und sinnlos diese Menschen aus dem Leben gerissen wurden.
Eine 24-jährige Studentin aus dem Landkreis Main-Spessart befand sich in dem Woolworth, in dem der Angriff begann, um sich ein Kleid für die Hochzeit ihrer besten Freundin zu kaufen. Dies berichten mehrere Medien, die Feier hätte am Sonntag stattfinden sollen. Die Frau überlebte ihre schweren Verletzungen nicht. Nach dem Vorfall wurde die Feier abgesagt.
Tränen der Angst
Im selben Laden befand sich auch eine 49-jährige Frau mit ihrer elfjährigen Tochter, nur wenige Meter entfernt shoppte gerade eine 82-Jährige. Beide Parteien hatten nichts miteinander zu tun, kannten sich nicht. Als der Somalier auf das Kind mit dem Messer losging, warf sich ihre Mutter über sie, um sie zu beschützen. Sie starb, während der Täter immer wieder durch ihren Körper hindurch gestochen und die Elfjährige dabei schwer verletzt haben soll.
Die Seniorin griff ein, um den Amokläufer von dem Kind abzulenken. Während die Elfjährige verletzt aus dem Laden stürzte, tötete der Angreifer die 82-Jährige mit zahlreichen Stichen. Die 49-Jährige und ihre Tochter waren erst im März nach Würzburg gezogen.
Augenzeugen berichten von schrecklichen Szenen auf dem Stadtplatz, von fliehenden Menschen, von Tränen der Angst und Fassungslosigkeit. Sie retteten sich in die angrenzenden Läden und Lokale, baten die Mitarbeiter, Fenster und Türen zu schließen. Von drinnen beobachteten sie alle das Geschehen auf der Straße draußen, sahen mit an, wie der Somalier noch fünf weitere Menschen teils schwer verletzte, darunter einen 16-jährigen Jugendlichen.
Passanten gelang es schließlich, den Angreifer aufzuhalten, ihn mit Straßenschildern, Stühlen und Besen so lange in Schach zu halten, bis die Polizei eintraf und dem Blutbad schließlich mit einem Beinschuss ein Ende setzte.
Am Montag bedecken Kerzen und Blumen den Barbarossaplatz. Passanten halten vor dem Kaufhaus, in dem sich der Woolworth befindet, inne und gedenken der Toten und Verletzten, wünschen ihren Familien Kraft. "Es muss jeder achtsam sein, es kann überall passieren. Das hat nichts mit Würzburg oder Deutschland zu tun, und es muss auch nicht immer ein Flüchtling sein. Man steckt nicht drin in den Menschen", sagte dabei nur eine Passantin von vielen, die ihr Beileid mit Blumen und Kerzen ausdrückten.