Illegaler Tierhandel
„Wie Ware verscherbelt“: Nürnbergerin verkauft ungeimpfte Zucht-Welpen - grausame Zustände
10.10.2024, 08:57 UhrFür je 1.000 Euro sollten zwei Chow-Chow-Welpen verkauft werden: Eine Ermittlerin der Tierschutzorganisation "Peta" gab sich auf einer Online-Plattform als Interessentin aus und vereinbarte ein Treffen mit der Verkäuferin der beiden Hundebabys. Das teilte die Organisation in einer Presseinformation mit. Die Vierbeiner waren bis dato ungeimpft und wurden augenscheinlich auf dem Balkon gehalten. Da sich ihre Mutter laut Angaben der Verkäuferin in Tschechien befindet, liegt der Verdacht nahe, dass die beiden Welpen ebenfalls aus dem Ausland stammen und für Verkaufszwecke nach Deutschland gebracht wurden. Die alarmierte Polizei beschlagnahmte die beiden Jungtiere, die inzwischen ins Tierheim Nürnberg zur Adoption gebracht wurden. Die Verkäuferin erhielt ein Tierhalteverbot.
Derartige illegale Online-Verkäufe von ungeimpften Hundebabys sind keine Seltenheit – im Gegenteil: "Der kriminelle Handel mit Hundewelpen hat ein immenses Ausmaß in ganz Europa angenommen. Deutschland ist hierbei wegen lückenhafter Gesetze ein großer Player", so Jana Hoger, "Peta"-Fachreferentin für tierische Mitbewohner. "Durch den Onlinehandel wird das tierquälerische Geschäft noch befeuert. Wir fordern deshalb ein Verbot des Tierverkaufs im Internet und bitten alle Menschen, Tiere ausschließlich aus dem Tierschutz zu adoptieren."
Tatsächlich, so teilt es "Peta" in einer Pressemitteilung mit, zählt Welpenhandel zu den drei größten Segmenten des europäischen Schwarzmarktes: Mit einem geschätzten Jahresumsatz von 1,3 Milliarden Euro sind illegal "produzierte" Hundewelpen ein lukratives Geschäft für Kriminelle. Für die Tiere aber birgt diese Verkaufspraktik mehrere Nachteile.
Knapp 60 Prozent aller Hunde- und Katzenverkäufe laufen laut der EU-Kommission über den Online-Markt, der mit fehlenden Regularien und der Möglichkeit zum anonymen Verkauf einen geeigneten Rahmen für illegalen Tierhandel bietet. Etwa auf Plattformen wie "Quoka" oder "deinetierwelt" werden Welpen, so heißt es in der "Peta"-Pressemitteilung, "wie Ware verscherbelt".
Trennung, Krankheiten, Tierheime: Drei zentrale Probleme bei illegalem Welpenhandel
Normalerweise, das geht aus der Tierschutz-Hundeverordnung hervor, dürfen Hundebabys erst ab der achten Lebenswoche von der Mutter getrennt werden. Da sich aber insbesondere die kleinen, niedlichen Welpen gut verkaufen lassen, werden die Jungtiere im illegalen Handel meist schon nach drei oder vier Wochen von der Mutterhündin getrennt, um früher zum Verkauf angeboten werden zu können. Durch die fehlende Sozialisierung weisen viele dieser Welpen später Verhaltensstörungen auf.
Nicht nur in psychischer Hinsicht, sondern auch in körperlicher Hinsicht tragen die Vierbeiner Spuren aus dem illegalen Welpenhandel davon: In den Zuchtanlagen werden die Hunde weder geimpft noch entwurmt und leiden demnach oftmals unter Parasiten, Wurmbefall, Entzündungen oder Virusinfektionen. Diese Krankheiten können mitunter tödlich enden. Außerdem fehlt den Tieren die eigentlich verpflichtende Tollwutimpfung und Heimtierausweise: Um diese Vorgaben beim Export nach Deutschland zu umgehen, setzen die Händler auf gefälschte Papiere. Die Überfahrt nach Deutschland verbringen die Hunde meist eng zusammengepfercht in kleinen Boxen, während auch die Mütter im Ausland ihr gesamtes Leben in grauenhaften Verschlägen unterkommen. Und: Sobald die Hündinnen entweder nicht mehr "produktiv" genug oder schlichtweg zu alt sind, werden sie zumeist ausgesetzt oder gar getötet.
Eine weitere negative Folge des Welpenhandels betrifft die Tierheime: Jährlich warten in Deutschland Tausende Tiere darauf, ein neues Zuhause zu finden. 25 bis 30 Prozent bleiben mindestens ein Jahr im Tierheim – entsprechend haben viele Einrichtungen zuletzt einen Aufnahmestopp verhängt. "Peta" appelliert daher an alle Menschen, die massenweise und illegale Welpenzucht nicht zu unterstützen und stattdessen ein Tier aus dem Tierheim aufzunehmen.