Preisgekrönte Gärten in Pegnitz
6.8.2020, 16:25 UhrEs summt und brummt in den drei Gärten. Blumen, Gräser und Kräuter wiegen sich im Wind hin und her, es duftet gut. Die Ortsgruppe des Bund Naturschutz hat naturnahe Gärten gesucht. "Wir wollten das Bewusstsein der Bürger vermehrt auf den Naturschutz lenken", erklärt Vorsitzender Thomas Knauber die Idee des Wettbewerbs. Zwölf Leute haben teilgenommen und die Auswahl für die Jury – Knauber, Sandra Huber, Andrea und Ralf Richter – war nicht einfach.
Schön waren sie alle und so gibt es schließlich drei Gewinner. Sie bekommen 75 Euro und ein Jahr Mitgliedschaft umsonst. "Die Jury hat die Rundfahrt sehr genossen und viel dabei gelernt", so Knauber. Nun überlege man, im nächsten Jahr einen "Tag der offenen Naturgärten" zu veranstalten mit all diesen Gärten. "Jeden anderen werden diese Gärten auch inspirieren."
So zum Beispiel der von Doris Dörfler-Asmus an der Winterleite. Die 55-Jährige Fotografin setzt ihren Garten oft bei der Arbeit ein. Was ist ihr wichtig? "Tiere und Menschen sollen sich dort wohl fühlen", sagt sie. Für sie selber bedeutet der Garten Ruhe, Erholung und Entspannung. Seit 1999 wohnt sie dort in einem Holzhaus. In der Corona-Zeit jetzt hat sie einen kleinen Teich angelegt. Unter einer Baumgruppe ist eine Igelburg angelegt. Im Herbst legt sie hier Heu aus, verkleidet es mit Folie, Laub und Zweigen. "Ein Igel überwintert hier mindestens jedes Jahr", sagt Dörfler-Asmus.
Agathe und Buddy
Die liebsten Bewohner im Garten sind ihr aber Agathe und Buddy, zwei Eichhörnchen. Agathe ist schon sehr alt. Dörfler-Asmus kennt alle Eichhörnchen persönlich, überall liegen Walnüsse für die kleinen Nager herum. Auf einem alten, verwitterten Tisch liegen andere Knabbereien und eine Schale mit einem speziellen Brei für sie. Eine Kamera ist auf das Ensemble gerichtet. Ein 80 Jahre alter Haselnussstrauch – vom Opa gepflanzt – versorgt die Eichhörnchen mit Nüssen.
Das 2000 Quadratmeter große Grundstück war einst die Bienenweide ihres Großvaters, der die Gärtnerei Dörfler hatte. Er pflanzte auch Fichten an, um in der Kriegszeit etwas für Grabgebinde zu haben. Die sind jetzt verschwunden und andere Bäume wurden gesetzt. Auch ein paar Totgehölze stehen in dem Garten, sie sind von Efeu umrankt und dienen Insekten als Nahrungsquelle oder Vögeln, um Nester zu bauen. Dörfler-Asmus hat viele bunte Blumenmischungen gesät, als Nahrung für Bienen und andere Insekten. "Es sind heuer mehr Schmetterlinge als vergangenes Jahr", hat sie beobachtet, "auch viele seltene Arten."
Tulpen, Osterglocken und Schlüsselblumen sind von selbst einfach gekommen. Es gibt Bäume mit Wildkirschen, Mirabellen und mehligen Zwetschgen. Unter ihren dichtbeblätterten Ästen ist es gerade im Sommer angenehm kühl.
Die Kurzarbeit während der Corona-Zeit genutzt hat auch Andreas Kodesch, Leiter des Wertstoffhofes auf dem Veolia-Gelände. "Der Streifen entlang des Zaunes am Parkplatz war braun und tot", erinnert er sich. Da kam er auf die Idee, diesen zu begrünen. Er hat eine bunte Bienenwiese angesät oder jeder Mitarbeiter hat aus dem heimischen Garten kleine Setzlinge mitgebracht. Nun summt und brummt es dort. Dazwischen stehen einige Obstbäume – Apfel, Pflaume, Birne – und Johannisbeersträucher. Auch eine Fetthenne, die ein Kollege aus dem Grüngutcontainer gerettet hat, wächst dort. Aus den Sonnenblumenkernen von der letzten Winterfütterung daheim sind große, prächtig-gelbe Blumen geworden. Auch Flieder und Haselnussbüsche will Kodesch setzen.
Er hat noch viele Ideen: alte Bäume als Totgehölz, um Eidechsen und Kupfernattern einen Unterschlupf zu bieten; einen Haufen aus unbehandelten Holzbrettern, wo Igel überwintern können; ein Asthaufen und schauen, was passiert, vielleicht ein Ameisenhaufen; ein kleiner Teich soll entstehen und ein Bienenstock. "Dann gibt es irgendwann mal Veolia-Honig", lacht Kodesch. Weiter seitlich hat er mit einem Kollegen eine Sandsteinmauer gesetzt. "Das war ganz schön anstrengend." Am Gebäude gegenüber hängen ein Insektenhotel und mehrere Vogelhäuschen. Die hat Kodesch alle selber gebaut. Mit seinen Aktivitäten will er die Mitarbeiter von anderen Pegnitzer Firmen motivieren, auch aktiv zu werden. "Es gibt auf jedem Betriebsgelände ein freies Eck, wo man Kräuter oder Blumen anpflanzen kann", sagt Kodesch.
Seit zehn Jahren wohnt Hedi Zöllner mit ihrem Mann am Arzberg. "Ich wollte für Bienen und Schmetterlinge etwas machen", erzählt die 69-Jährige. Überall in ihrem Garten sind kleine Inseln angelegt, solche mit Kräutern und Gewürzen, andere mit besonderen Pflanzen – zum Beispiel herrlich blau blühendem Flachs. "Der blüht aber nur vormittags, am Nachmittag fallen die Blüten dann ab", hat sie beobachtet. Und auf einem Holzhaufen steht ein Häuschen für ihre Katze, das Miezhaus. Es gibt mehrere Obstbäume und Hochbeete, die eine höhere Holzwand außenrum haben, als Schutz. Dort wachsen Zucchini und Salate. Den Dünger macht Zöllner selber aus Brennnesselsud und Schafgarbe. "Der riecht etwas streng", sagt ihr Mann.
Aus der Toskana
Auf einer Seite des Gartens stehen verschiedene Blumenstauden, die sie aus dem Urlaub in der Toskana mitgebracht haben. Überall im Garten sind viele kleine Töpfe mit Pflanzen drin verteilt, an einer Ecke steht ein Paar ausgedienter Gummistiefel, auch bepflanzt. Im Vorgarten gibt es eine in Ziegel eingefasste Pflanzinsel. "Das ist eine Idee meines Sohnes gewesen", sagt sie. Am Gartenzaun entlang wachsen Silphie und Alant, ein Regenfass ist mit Schilf ummantelt, ein Igelhaus und eine Sonnenuhr.
Und Hedi Zöllner macht Salben, Lotionen, Liköre, Essig und Tinkturen. In einem Schuppen hat sie eine kleine Verkaufsfläche. Ein würziger Duft kommt einem entgegen. Es gibt Liebstöckelpulver in Salz, an der Wand hängen kleine, selbstgehäkelte Taschen, in einer Kiste sind selbst beklebte Papiertüten. "Ich verwende alles wieder." Hedi Zöllner braucht die Natur, sie muss immer wieder draußen etwas machen, ihr platzt bald der Kopf vor den vielen Ideen, die sie noch hat. "Und der Garten ist jeden Tag anders, es gibt immer Neues und Interessantes."
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