Lebensmittel-Check
Ingwer: Der Siegeszug der hellbraunen Wurzel
22.3.2021, 06:00 UhrOb im Kochtopf, in einer Tasse Tee oder im Smoothie-Glas – die hellbraune Wurzel ist ein fester Bestandteil der modernen Küche in Deutschland geworden.
Das sei eine durchaus positive Entwicklung, findet Daniela Krehl. "Durch seine sekundären Pflanzenstoffe stärkt der Ingwer das Immunsystem", sagt die Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Über 100 Inhaltsstoffe stecken im Ingwer. Seine Schärfe kommt unter anderem vom Gingerol. "Das hat eine positive Wirkung bei Übelkeit und Erkältung", erläutert Daniela Krehl. Je feiner gerieben, desto besser entfalte der Ingwer seine Wirkung, so der Tipp der Ernährungsberaterin.
In Bioqualität muss man die Wurzel nicht einmal schälen. Wichtig ist nur, dass man ihn mit kochendem Wasser übergießt, wenn man ihn zum Beispiel als Tee genießen will. In Gerichten wird er ohnehin gekocht.
Manche Menschen setzen bei Erkältungssymptomen auf die Heilkräfte von Ingwer. Bei all den positiven Aspekten will die Expertin das Gewürz dennoch nicht als Allheilmittel ansehen: "Lebensmittel können unterstützend wirken, sie sind aber keine Medikamente." Die Konzentration von bestimmten Stoffen und somit auch deren Wirkung würden zu sehr variieren, gibt sie zu bedenken.
Und weil der Ingwer aber nach wie vor ein Lebensmittel ist, darf seine Anhängerschaft einfach seine geschmacklichen Vorzüge genießen. Wer seine Schärfe und seinen spezifischen und – je nach Konzentration – manchmal auch dominanten Geschmack zu schätzen weiß, hat viele Möglichkeiten, den Ingwer in der Küche zu integrieren. Daniela Krehl empfiehlt: "Ingwer mit Zitrone und Minze schmeckt auch als Limonade toll."
Anbau in China, Peru und auch im Knoblauchsland
Der Großteil des Ingwers wird aus China oder Peru nach Deutschland importiert. Den chinesischen erkennt man an den meist großen Knollen, den peruanischen an eher kleinen Knollen, die der Kurkuma sehr ähnlich sind. Problematisch für alle umweltbewussten Ingwer-Fans? Nur zum Teil, meint Barbara Schmitz. "Die gute Nachricht ist, dass auch die Europäer angefangen haben, Ingwer anzubauen", sagt das Mitglied der Umweltorganisation BluePingu aus Nürnberg. Zum Beispiel im Knoblauchsland sowie in der Bamberger Gegend.
"Es gibt Ingwer auch auf dem Nürnberger Hauptmarkt zu kaufen, aber noch nicht in nennenswerten Mengen." Dabei kann dieses Wurzelgewürz nur in Gewächshäusern wachsen, was nicht besonders umweltfreundlich ist.
Aber: "Ich will die Gewächshäuser nicht generell verteufeln", sagt Schmitz und bringt Aspekte des Ingweranbaus hierzulande zur Sprache, die einen positiven Einfluss auf die Natur haben: Ingwer als Wechselkultur tut dem Boden gut. Und: "Ingwer verwenden wir als Gewürz und somit in kleineren Mengen", so Schmitz. Wer etwa 100 Gramm Ingwer pro Woche verwendet, hat keine schlechtere Umweltbilanz als jemand, der ein Kilogramm Bananen wöchentlich in seinen Einkaufswagen legt.
Das Produkt lieber in der kalten Jahreszeit und lose kaufen
Wer bei Ingwer auf einen umweltbewussteren Konsum achten will, sollte das Gewürz lieber saisonal in der Küche verwenden, also eher in der Wintersaison, rät Schmitz. Außerdem: "Wer in einem Supermarkt oder Discounter kauft, kann auf die Bioqualität achten und zu loser, nicht verpackter Ware greifen."
Was es nur verpackt zu kaufen gibt, sind die Ingwershots. Die kleinen Fläschchen werden oft als Fitmacher angepriesen und gelten als Trendgetränk. Für die Umwelt sind Ingwershots jedoch keine gute Erfindung, da zu viel "Wegwerfgebinde" – ob aus Plastik oder Glas – entsteht, gibt Schmitz zu bedenken.
Daniela Krehl kann Ingwershots ebenfalls nicht guten Gewissens empfehlen: "Auch wenn sie als Ingwershots bezeichnet werden, beinhalten die meisten nicht Ingwer, sondern Apfelsaft als Hauptzutat. Sie sind häufig überteuert und enthalten sehr viel Zucker."
Wer sein Getränk selbst macht, ist also auf der sicheren Seite.
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