Süßigkeit unter der Lupe

Schokolade ist gut für Herz und Seele! Oder etwa doch nicht?

14.9.2021, 09:17 Uhr
Was ist dran an dem Mythos, Schokolade sei gut für die Seele? 

© Monika Skolimowska, dpa Was ist dran an dem Mythos, Schokolade sei gut für die Seele? 

Zuerst ein Fakt, der den meisten bekannt sein dürfte: Schokolade besteht aus Kakao. Zwischen 20 und 35 Prozent, je nach Schokoladensorte. In diesem sind sogenannte Flavanole enthalten, die die Blutgefäße elastischer machen und leicht blutdrucksenkend wirken. Flavanole zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen und erweitern in Labortests die Blutgefäße. Dadurch nimmt der Blutdruck ab - der Effekt ist allerdings vergleichsweise gering, wie die Apotheken-Umschau berichtet. Sie wirken außerdem strak antioxidativ, was zur Stärkung und gleichzeitigen Entlastung des Immunsystems beiträgt.

Die meisten dieser Flavanole stecken in dunkler Schokolade mit viel Kakao. Bis zu 60 Prozent oder mehr Kakaomasse können in der dunklen Sorte enthalten sein. In Kakao finden sich ebenfalls Magnesium, Eisen und Calcium. Die Kakaobohne ist eine der besten Magnesium-Quellen für unseren Körper. Schwach entöltes Kakaopulver enthält 400 Milligramm Magnesium pro 100 Gramm.

In verschiedenen Studien wurde der Zusammenhang von Schokolade und ihres vermeintlich positiven Einflusses auf Herz und Kreislauf getestet. Die Teilnehmenden der Studie mussten jeden Tag 100 Gramm Schokolade essen. Nach der Meinung der Forscher sank für die Betroffenen das Risiko für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich.

Positive Auswirkung auf die Gesundheit?

Doch kann das wirklich stimmen? Ist Schokolade gesund? Der Kardiologe Professor Wolfram Delius widerspricht der Aussage der Apotheken-Umschau. In der Süßigkeit stecke zu viel Zucker und Fett. "100 Gramm Milchschokolade enthalten ungefähr 530 Kilokalorien." Damit ist rund ein Viertel des täglichen Energiebedarfs bereits gedeckt.

Allerdings deuten Studien darauf hin, dass kleine Mengen an Bitterschokolade positive Effekte auf den Blutdruck haben können. Mit einer kleinen Menge sind sieben bis 20 Gramm gemeint, also sehr wenig. Die süße Nascherei hat ansonsten zu viele Kalorien, zu viel Zucker und zu viel Fett, was gegenüber den kleineren positiven Effekten, überwiegt.

Schädliches Cadmium und Aluminium

Im Kakao kann zudem Cadmium enthalten sein. Der Anteil variiert je nach Standort des Kakaobaums, vor allem in Südamerika wachsen die Kakaopflanzen häufig auf vulkanischem Boden, welcher viel Cadmium enthält. In größeren Mengen kann dies den Nieren schaden. Außerdem gilt das chemische Element als krebserregend. Daher die Empfehlung von Experten: vor allem dunkle Schokolade nur in Maßen genießen. Damit nicht genug: In Kakao ist zusätzlich schädliches Aluminium enthalten. Dies kann sich negativ auf das Nervensystem, die Fruchtbarkeit und die Knochenentwicklung auswirken.

Wer regelmäßig viel Schokolade isst, setzt sich außerdem einem höheren Übergewichtsrisiko aus. Dies kann vermehrt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Auch Karies ist ein ernstzunehmendes Problem, was insbesondere beim Konsum von zu viel Zucker vermehrt auftritt.

Kakao-Anbau

Der Kakaobaum wird typischerweise in Monokulturen gehalten. Aus diesem Grund ist er sehr anfällig für Schädlinge und wird viel mit Pestiziden bespritzt. Kakao - und alle Produkte die daraus hergestellt werden - sollten Sie daher ausschließlich aus kontrolliert biologischem Anbau erwerben. Diese Kakaobäume können in Mischkulturen wachsen, was bedeutet, dass der Boden sehr Nährstoffreich ist und Schädlinge so auf natürlich Art fern bleiben. Diese Böden haben außerdem einen höheren Nähr- und Vitalstoffgehalt, was sich auch positiv auf die Inhaltsstoffe der Schokolade auswirkt.

Aber macht Schokolade wirklich glücklich? Die verführerische Nascherei enthält einige Substanzen, denen eine stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben wird. Sie enthält beispielsweise Theobromin, dass den Kreislauf anregt und sich positiv auf die Stimmung auswirkt. Vermutlich sorgen aber auch psychische Faktoren für die vermeintlich positive Wirkung der Schokolade. Beim Verzehr wird das Belohnungssystem aktiviert, es werden Dopamin und Endorphine ausgeschüttet.

Auch enthält Schokolade viel Tryptophan, welches zu den essentiellen Aminosäuren gehört und zur Eiweißbildung benötigt wird. Im Gehirn bildet sich daraus das Glückshormon Serotonin, was dann zu guter Laune führen kann. Allerdings zeigen bisherige Studien, dass der Gehalt in empfehlenswerten Mengen an Schokolade keine spürbaren Effekte bringt. Tryptophan ist allerdings auch der Wirkstoff in zahlreichen Medikamenten gegen Depressionen, wie der Verbraucher Service Bayern mitteilt.

Fazit

Es ist eine Frage der Menge. Schokolade ist in Ordnung, solange man es nicht übertreibt und kleine Stückchen ebenso genießen kann. Ob Schokolade gut für das Herz oder die Seele ist, bleibt dagegen ein Geheimnis. "Ob der langfristige Verzehr von Schokolade wirklich der Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugt, ist wissenschaftlich nicht belegt", erläutert Kardiologe Delius gegenüber der Apotheken-Umschau.

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