Wirtschaft im Fallen

Rezession einfach erklärt: Was bedeutet der Begriff?

Elias Thiel

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20.8.2024, 07:12 Uhr
Im Falle einer Rezession sinkt die Kaufkraft - das eigene Geld wird weniger wert.

© IMAGO/Zoonar Im Falle einer Rezession sinkt die Kaufkraft - das eigene Geld wird weniger wert.

In diesem Artikel:

Seit der Corona-Pandemie und der gestiegenen Inflation hört man den Begriff der Rezession immer wieder. Furcht und Sorge klingen dabei mit.

Eine Rezession ist ein ökonomisches Phänomen, bei dem es zu einem deutlichen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität über einen längeren Zeitraum kommt. Dieser Zustand, der durch ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts gekennzeichnet ist, reflektiert dann also eine allgemeine Verringerung wirtschaftlicher Aktivität.

Solche Perioden sind oft begleitet von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, einem Rückgang der Konsumausgaben und einer verringerten Produktionstätigkeit. Das Verständnis der Dynamiken und Auswirkungen einer Rezession ist entscheidend für politische Entscheidungsträger, Unternehmen und Konsumenten, um entsprechende Strategien zu entwickeln.

Doch was ist eine Rezession genau, welche Auswirkungen hat diese und wie stehen Rezession und Inflation eigentlich im Zusammenhang? Alles zum Thema Rezession in der Wirtschaft gibt es im folgenden Artikel.

Eine Rezession ist eine bestimmte Phase im Wirtschaftszyklus, in der die Wirtschaft eines Landes über mehrere Monate hinweg schrumpft, statt zu wachsen. Typischerweise definiert man eine Rezession als zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dann spricht man auch von einer sogenannten "technischen Rezession".

Dieses Schrumpfen der Wirtschaft ist oft durch eine Verringerung der Produktion, des Konsums und der Investitionen gekennzeichnet. Die Arbeitslosigkeit steigt typischerweise an, da Unternehmen weniger Produkte und Dienstleistungen verkaufen und daher weniger Mitarbeiter beschäftigen können.

Während einer Rezession kann das Vertrauen von Verbrauchern und Investoren sinken, was wiederum zu weiteren Kürzungen bei Ausgaben und Investitionen führt – ein Teufelskreis entsteht.

Rezession einfach erklärt

  • Die wirtschaftliche Aktivität nimmt über Monate hinweg ab.
  • Zwei Quartale negativen Wachstums definieren eine technische Rezession.
  • Konsumrückgang und geringere Investitionen sind typische Merkmale.
  • Die Arbeitslosigkeit steigt, da Firmen weniger produzieren und verkaufen.
  • Regierungen reagieren oft mit Zinssenkungen oder Ausgaben zur Wirtschaftsförderung. Hierbei spricht man auch von fiskalischen Anreizen.

Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von Rezessionen, die auf unterschiedliche ökonomische Ursachen und Auswirkungen zurückzuführen sind:

  • Zyklische Rezession: Diese Art der Rezession tritt auf, wenn der natürliche Wirtschaftszyklus seinen Höhepunkt erreicht und dann in eine Abschwungsphase übergeht. Zyklische Rezessionen sind oft durch Überproduktion während der Boomphasen gekennzeichnet, was zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage führt. Hier sucht der Markt ein neues Gleichgewicht. Eine milde zyklische Rezession ist durchaus normal.
  • Strukturelle Rezession: Diese tritt auf, wenn tiefgreifende strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft notwendig sind, zum Beispiel durch technologische Veränderungen oder globale Verschiebungen. Strukturelle Rezessionen können längere Zeit andauern.
  • Schock-induzierte Rezession: Ausgelöst durch plötzliche, unerwartete Ereignisse wie Naturkatastrophen, Kriege oder Finanzkrisen. Diese Art von Rezession kann schnell und tiefgreifend sein.
  • Rezession durch Inflation: Auch als "Stagflation" bekannt, tritt diese Form auf, wenn hohe Inflation mit stagnierendem Wirtschaftswachstum und hoher Arbeitslosigkeit zusammenfällt. Die Kombination aus steigenden Preisen und stagnierender Wirtschaft erschwert die wirtschaftliche Erholung.
  • Deflationsrezession: Im Gegensatz zur inflationären Rezession wird diese durch anhaltende Preisrückgänge ausgelöst. Während Deflation den Wert des Geldes erhöht, verringert sie die Ausgaben, da Verbraucher und Unternehmen in Erwartung weiter sinkender Preise Käufe zurückhalten. Auch dann ist eine Rezession möglich.

Die Rezession hat tiefgreifende Auswirkungen auf verschiedene Gruppierungen. Sowohl Bürger, Staat, Unternehmen als auch Finanzmärkte stehen unter dem Einfluss einer solchen Wirtschaftskrise.

Rezession: Die Bedeutung für den Bürger

Eine Rezession hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Bürger eines Landes. Das wohl unmittelbarste Problem für viele Menschen ist die steigende Arbeitslosigkeit. Unternehmen, die weniger verkaufen und ihre Kosten senken müssen, entlassen oft Mitarbeiter. Dies führt zu einem Rückgang des verfügbaren Einkommens für betroffene Haushalte, was wiederum den Konsum dämpft und die wirtschaftliche Erholung verzögern kann.

Darüber hinaus können sich die Lebenshaltungskosten verschärfen, insbesondere wenn die Rezession von einer Inflation begleitet wird. Die Unsicherheit und die finanziellen Schwierigkeiten können auch psychische Belastungen verursachen, da die Menschen sich um ihre finanzielle Zukunft und Stabilität sorgen. Damit bedeutet eine Rezession für viele Bürger eine Zeit der finanziellen Unsicherheit.

Die Folgen von Rezessionen für den Staat

Rezessionen stellen für den Staat erhebliche finanzielle und administrative Herausforderungen dar. Eines der Hauptprobleme ist der Rückgang der Steuereinnahmen. Wenn Unternehmen weniger Gewinn machen und Arbeitslose ihr Einkommen verlieren, sinken die Einnahmen aus Unternehmens- und Einkommenssteuern. Gleichzeitig steigen die Ausgaben des Staates, da mehr Bürger Unterstützung benötigen. Diese gegenläufigen Trends können zu wachsenden Haushaltsdefiziten führen – auch der Staat ist somit in einer Rezession angeschlagen.

Zusätzlich muss der Staat oft konjunkturpolitische Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft zu stimulieren. Dies kann in Form von Zinssenkungen durch die Zentralbank, erhöhten öffentlichen Ausgaben für Infrastrukturprojekte oder Steuererleichterungen geschehen. Diese Maßnahmen sollen das Wirtschaftswachstum anregen, können jedoch kurzfristig die Staatsverschuldung erhöhen.

Langfristig kann eine Rezession auch strukturelle Probleme aufdecken und Reformbedarf in verschiedenen staatlichen Bereichen aufzeigen.

Rezession und Unternehmen

Rezessionen haben weitreichende Auswirkungen auf Unternehmen jeder Größe. Der erste spürbare Effekt ist oft ein Rückgang der Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, was zu Umsatzeinbußen führt. Als Reaktion darauf müssen Unternehmen ihre Betriebskosten senken, was häufig zu Personalabbau oder Kürzungen bei den Investitionen führt. Dies kann eine negative Spirale in Gang setzen.

Zudem erschweren schwierige Marktbedingungen den Zugang zu Finanzierungen. Banken und andere Kreditgeber werden risikoscheuer, was es für Unternehmen schwieriger macht, Kredite zu erhalten.

In solchen Zeiten ist die Flexibilität eines Unternehmens entscheidend. Firmen, die sich schnell anpassen und ihre Geschäftsmodelle entsprechend der veränderten Wirtschaftslage überdenken, haben bessere Chancen.

Rezessionen wirken sich deutlich auf die Finanzmärkte aus. Der erste und oft augenscheinlichste Effekt ist der Rückgang der Aktienkurse. Unsicherheit und pessimistische Wirtschaftsaussichten führen dazu, dass Investoren ihr Geld aus dem Aktienmarkt abziehen.

Gleichzeitig sinkt die Risikobereitschaft der Investoren, was zu einem Anstieg der Nachfrage nach als sicher geltenden Anlagen wie Staatsanleihen führt. Der Kreditmarkt kann ebenfalls angespannt sein, da Banken bei der Kreditvergabe vorsichtiger werden, was es für Unternehmen und Verbraucher schwieriger macht, Darlehen zu erhalten.

Somit führen diese Bedingungen zu einer Verringerung der Liquidität im Finanzsystem, was wiederum die Finanzierungskosten erhöht und das wirtschaftliche Wachstum weiter hemmt. Dies kann eine Erholung verzögern und die Effekte einer Rezession verstärken.

Erstmals seit vielen Jahren sind die Begriffe Rezession und Inflation nach der Corona-Pandemie wieder omnipräsent. Doch wie stehen diese im Zusammenhang?

Die Inflation bezeichnet den Anstieg der Preise für Waren und Dienstleistungen über einen bestimmten Zeitraum, wodurch die Kaufkraft des Geldes sinkt. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass man für dieselbe Geldmenge weniger kaufen kann. Inflation wird oft durch den Verbraucherpreisindex oder auch VPI gemessen, der die durchschnittlichen Preisänderungen eines Warenkorbs abbildet. Die Ursachen der Inflation können vielfältig sein. Ein gewisses Maß an Inflation gilt als normal und kann sogar wünschenswert sein, um wirtschaftliches Wachstum zu fördern. Hier setzen die Zentralbanken die 2-Prozent-Grenze als Inflationsziel fest, um Preisstabilität zu wahren und Wirtschaftswachstum zu fördern.

Eine Rezession ist gekennzeichnet durch einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität und oft durch fallende Preise oder zumindest eine Verlangsamung des Preisanstiegs. Inflation hingegen beschreibt einen fortlaufenden Anstieg der Preise.

Interessanterweise kann eine Rezession allerdings natürlich auch mit Inflation einhergehen. Dies ist ein Zustand, der auch als "Stagflation" bezeichnet wird. Dies tritt ein, wenn eine Rezession durch anhaltend hohe Inflationsraten kompliziert wird. Die Stagflation stellt eine besondere Herausforderung dar, da die üblichen wirtschaftspolitischen Instrumente zur Bekämpfung von Rezession (zum Beispiel geldpolitische Lockerung) die Inflation weiter anheizen können, während Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung (zum Beispiel Zinserhöhungen) die Rezession verschärfen können.

Daher erfordert die Kombination aus Rezession und Inflation eine sorgfältige Abwägung wirtschaftspolitischer Maßnahmen, um beide Herausforderungen ohne gegenseitige Beeinträchtigung zu bewältigen.

Die Rezession und Depression sind beides Phasen wirtschaftlicher Abschwächung, unterscheiden sich jedoch in ihrer Schwere und Dauer.

Eine Rezession ist eine relativ kurzfristige Periode des wirtschaftlichen Rückgangs, typischerweise gekennzeichnet durch einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts über zwei aufeinanderfolgende Quartale. Während einer Rezession können Arbeitslosigkeit und Insolvenzen steigen, die wirtschaftliche Produktion geht zurück. Rezessionen sind Teil des normalen Wirtschaftszyklus und oft moderat in ihren Auswirkungen.

Eine Depression hingegen ist eine viel intensivere und länger anhaltende Form der wirtschaftlichen Krise. Depressionen sind durch einen extremen Rückgang der Wirtschaftsaktivität gekennzeichnet, der über mehrere Jahre anhalten kann. Diese führen zu einem erheblichen und langanhaltenden Anstieg der Arbeitslosigkeit, einem drastischen Rückgang in der Produktion und oft auch zu einer anhaltenden Deflation.

Um eine Rezession zu verhindern oder deren Auswirkungen zu mildern, stehen politischen Entscheidungsträgern verschiedene Strategien zur Verfügung. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die wirtschaftliche Aktivität zu stimulieren, das Vertrauen von Konsumenten und Investoren zu stärken und die finanzielle Stabilität zu sichern. Doch wie kann die Politik bei einer Rezession reagieren?

  • Geldpolitik: Zentralbanken können die Geldpolitik lockern, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dies umfasst Maßnahmen wie Zinssenkungen. Eine weitere Möglichkeit ist das "Quantitative Easing", bei dem die Zentralbank Wertpapiere kauft, um die Geldmenge zu erhöhen und die Liquidität im Finanzsystem zu verbessern.
  • Fiskalpolitik: Die Regierung kann ihre Ausgaben erhöhen, insbesondere für Infrastrukturprojekte, die sowohl kurz- als auch langfristig wirtschaftliche Vorteile bieten. Solche Investitionen können Arbeitsplätze schaffen und gleichzeitig die Produktivität erhöhen. Steuersenkungen können ebenfalls implementiert werden, um den Konsum und die Investitionen im privaten Sektor anzukurbeln.
  • Strukturreformen: Um die Gesundheit der Wirtschaft zu stärken, können Reformen in zentralen Bereichen wie Bildung, Arbeitsmarkt und Industriepolitik durchgeführt werden. Diese Reformen sollen die Wettbewerbsfähigkeit und Innovation fördern und die Produktivität steigern.
  • Internationale Kooperation: In einer globalisierten Wirtschaft können internationale Kooperationen und Koordination der Wirtschaftspolitik ebenfalls wichtig sein. Maßnahmen wie gemeinsame Konjunkturpakete oder koordinierte Zinsentscheidungen können grenzüberschreitende wirtschaftliche Schocks abfedern.

Durch den Einsatz dieser Instrumente kann die Politik nicht nur auf bestehende wirtschaftliche Herausforderungen reagieren, sondern auch proaktiv Maßnahmen ergreifen, um potenzielle Rezessionen abzuschwächen.