Internationale Studie

Schnelles Vermögen? Nur sechs Prozent der "Finanzexperten" auf Social Media wissen, was sie tun

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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18.3.2024, 18:40 Uhr
Influencer: Aktuell macht sich eine neue Art von Content-Creatorn breit.

© IMAGO/Maria Diachenko Influencer: Aktuell macht sich eine neue Art von Content-Creatorn breit.

Bei sogenannten Finfluencern handelt es sich um Influencer, die finanzielle Tipps geben, Strategien präsentieren und Nutzerinnen und Nutzern eines versprechen: Geld, Geld und noch mehr Geld. Sie analysieren auf ihren Kanälen Einzelaktien, Altersvorsorge, Vermögensaufbau und informieren ihre Follower rund über alles rund um Finanzen.

In einer gemeinsamen Studie ermittelten die HHL Leipzig Graduate School of Management gemeinsam mit den Fachhochschule St. Pölten und Paradots, dass es aktuell 357 aktive deutschsprachige Finfluencer auf Instagram gibt. Gemeinsam versammeln die Accounts über 10 Millionen Follower. Die tatsächliche Followerzahl pro Account variiert dabei stark: Wie das Forscherteam erklärt, handelt es sich bei über der Hälfte der Profile (64 Prozent) um Nano- oder Micro-Influencer mit weniger als 10.000 Follower.

Die 10 größten Finfluencer deutschlandweit erreichen laut Studie jeweils über 200.000 Follower, zu ihnen gehört @immo.tommy (über 800.000 Follower), @professorfinanzen (über 550.000 Follower) oder @bodoschaefer (über 400.000 Follower). Der Studie nach sind über 50 Prozent der Finfluencer erst seit der Pandemie, also seit 2020 auf Instagram aktiv. Der Boom korreliert demnach deutlich mit dem Anstieg junger Aktionärinnen und Aktionäre. Wie das "ZDF" zuvor berichtet hatte, waren im vergangenen Jahr rund 600.000 Menschen unter 30 Jahren an die Börse gegangen. Im Vergleich zum Vorjahr handelt es sich hier um ein Plus von 40 Prozent.

Nicht alle Finfluencer sind jedoch seriös und auch unter ihnen gibt es das ein oder andere schwarze Schaf. Verschiedene Anbieter werben beispielsweise mit Tipps und Strategien, um in wenigen Wochen Millionär zu werden. Diese Tipps kann man für monatliche hohe Beträge erwerben. Zum Teil handelt es sich hier um echte Schneeball-Systeme, mit denen Verbraucherinnen und Verbraucher Geld erhalten, sobald sie neue Kundinnen und Kunden an den Anbieter vermitteln, berichtet die "Tagesschau". Andere Finfluencer empfehlen dahingegen explizite Aktien oder Anlageklassen, ohne dem dementsprechend benötigtem Detailwissen.

Nur 6 Prozent: "Finfluencer" haben oft keine Ahnung von ihren Themen

Laut einer internationalen Studie haben weniger als sechs Prozent der Finfluencer wirklich Ahnung von ihren Themen, berichtet "ntv". Die Arbeit untersuchte die Prognosen von Finfluencern auf der Plattform Stockwits, eine Art Social-Media-Plattform für Anleger. Dabei stellte sich heraus, dass knapp über die Hälfte der Finfluencer schlechter abschneiden als der Markt. Eine weitere Studie erklärt, dass besonders Krypto-Finfluencer kaum gute Empfehlungen geben, die für langfristige Investitionen taugen. Laut "ntv"-Bericht haben die Prognosen der Influencer nur in den ersten Tagen Gewinn gebracht, nach 10 bis 20 Tagen haben sie dann Verluste einfahren müssen.

Auch fahren die Profile meist eine perfide Argumentationsstruktur: Journalist Nils Schniederjann erklärt im Gespräch mit "Deutschlandfunk", dass die Accounts funktionieren, indem sie eine Angst erzeugen, dass man potenziell etwas verpassen könnte. Bei Kanälen, die ihren Content auf Kryptowährungen spezialisiert hatten, wäre dies fast durchgehend so. Demnach solle man jetzt investieren, "sonst verpasse man seine Chance". Das Geschäft ist in dem Sinne für die Konten lukrativ, da die Influencer entsprechende Kryptobörsen mit einem Affiliatelink posten und sie so anteilig an dem Geschäft verdienen. Es gäbe seriöse Konten, erklärt Schniederjann. Eine Studie ergab jedoch, dass in mehr als der Hälfte aller Fälle die Empfehlungen der Finfluencer ein Minusgeschäft bedeuten und man tatsächlich das Gegenteil machen sollte.

Grünen fordern Werbeverbot für Finanzprodukte

Eine Methode, die die Handelsstrategie von Influencern Verbraucherinnen und Verbraucher näher bringt und schnelles Geld verspricht, ist das Copy Trading. Anleger können hier am Kapitalmarkt die Handelsstrategie angeblich erfolgreicher Anleger kopieren. Ein deutsches Fintech-Unternehmen aus Hamburg bietet eine solche Plattform unter dem Namen NAGA an, berichtet "ZDF". Laut eigenen Angaben der Firma kooperiert das Unternehmen mit bis zu hundert Finfluencern, einer von ihnen ist Flo Pharell. Bei Instagram erreicht Pharell fast 90.000 Follower, auf YouTube hat er über 100.000 Abos. Über einen Link auf seinem Instagram-Account landen Nutzerinnen und Nutzer direkt bei NAGA und können ihn dort kopieren. Wie der Sender berichtet, erhält Pharell für jeden Follower, der bei NAGA landet und investiert eine dreistellige Provision. Verbraucherschützer kritisieren dieses Geschäftsmodell scharf, da besonders junge Anleger ein ihnen unbekanntes Risiko dadurch eingehen.

Die Grünen reagieren auf diesen Trend und wollen für Influencern, und besonders Finfluencern, ein Werbeverbot aussprechen. Wie das "Handelsblatt" zuvor berichtet, arbeiten die Fachpolitikerinnen und -politiker der Bundestagsfraktion an Empfehlungen, die dann der EU-Kommission vorgelegt werden soll. "Influencer-Marketing muss strenger reguliert werden", heißt es in dem Papier für eine europäische Verbraucheragenda 2025 bis 2030. Durch ein Werbeverbot für Finanz- und medizinische Produkte wolle man Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor unseriösen Praktiken im Netz schützen. Auch soll es ein Werbeverbot für Glücksspiel und ungesunde Lebensmittel geben. Als Vorbild gelte demnach Frankreich, das schon jetzt strenge Regeln fürs Influencer-Marketing hat.

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