Baden im Pool

Kann man gegen Chlor allergisch sein?

Elias Thiel

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5.7.2023, 09:00 Uhr
Der Sprung im Pool bietet im Hochsommer die nötige Abkühlung. Aber was, wenn man das Chlor im Wasser nicht verträgt?

© IMAGO / Panama Pictures Der Sprung im Pool bietet im Hochsommer die nötige Abkühlung. Aber was, wenn man das Chlor im Wasser nicht verträgt?

In diesem Artikel:

Schwimmen ist eine der beliebtesten ganzjährigen Freizeitaktivitäten für Jung und Alt. Wer allerdings eine sogenannte "Chlorallergie" hat, freut sich weniger auf die Freibad- oder Hallenbadsaison, da das Wasser oftmals sehr stark gechlort ist.

Welche Symptome sind möglich und kann man etwas dagegen tun? Und handelt es sich tatsächlich um eine Allergie gegen Chlor? Alle Antworten gibt es in diesem Artikel.

Im allgemeinen Sprachgebrauch nutzt man das Wort Chlorallergie bereits, wenn jemand auf Chlor relativ empfindlich reagiert und nach dem Schwimmbadbesuch an Symptomen wie roten Augen und juckender Haut leidet. Chlor ist eine chemische Verbindung, die häufig als Desinfektionsmittel in Schwimmbädern (gegen Krankheitserreger wie Bakterien und Pilze) und zur Wasseraufbereitung verwendet wird. Eine tatsächliche Allergie gegen Chlor liegt in der Regel aber nicht vor.

Denn der Begriff Allergie bedeutet, dass der Körper einen eigentlich harmlosen Stoff für gefährlich hält und bekämpft. Die starke Reaktion des Immunsystems führt dann beispielsweise zu Jucken und Ausschlag. Chlor wiederum ist kein klassischer Allergieauslöser. Das heißt: Eine wirkliche Chlorallergie ist selten, aber nicht unmöglich.

Bei Chlor handelt es sich um ein Reizgas, das die Schleimhäute und die Haut reizen kann. Im Schwimmbad ist die Konzentration so eingestellt, dass es Keime im Badewasser tötet, für die Haut aber unschädlich sein soll. Menschen mit leicht reizbarer Haut oder empfindlichen Schleimhäuten reagieren aber oftmals trotzdem auf das Chlor.

Chlor und Hautkontakt: Diese Symptome können nach einem Schwimmbadbesuch auftreten, ob es sich nun um eine Überempfindlichkeit oder Allergie handelt:

  • Juckreiz
  • Hautrötungen
  • Pusteln oder Quaddeln
  • Reizungen der Bindehaut
  • brennende, tränende oder rote Augen
  • laufende Nase und Niesen
  • Hustenreiz
  • brennendes Gefühl im Hals
  • Kreislaufprobleme
  • Atemnot

Die Symptome zeigen sich häufig direkt nach dem Schwimmbadbesuch. Bei Menschen mit einer Chlorallergie oder allergieähnlichen Reaktion müssen allerdings nicht automatisch alle Symptome auftreten. Zudem unterscheidet sich auch die Intensität der einzelnen Symptome von Patienten zu Patienten.

Reizt das Chlor die Haut, wird diese rot und empfindlich. Vor allem bei an Neurodermitis leidenden Menschen, die sowieso keine gesunde Hautbarriere haben, kann Chlor im Wasser auch für einen juckenden Hautausschlag sorgen. Werden die Schleimhäute in der Nase gereizt, muss man häufig niesen und die Nase läuft. Zudem können die Augen trocken werden und sich röten.

Achtung: Asthmatiker sollten beim Schwimmbadbesuch vorsichtig sein. Eigentlich ist die warme, feuchte Luft in Schwimmbädern von Vorteil für sie. Riecht sie aber stark nach Chlor, kann das zu einem Asthma-Anfall führen. Dafür verantwortlich ist der Stoff Trichloramin, der entsteht, wenn Chlor mit Schweiß oder Urin reagiert.

Mit einem Allergietest kann man feststellen, ob man an einer Chlorallergie leidet oder die Beschwerden durch eine Überempfindlichkeit gegen Chlor entstanden sind. Dazu führt der behandelnde Arzt zunächst ein Untersuchungsgespräch durch und erfragt die Anamnese.

Anschließend wird ein Allergietest durchgeführt. Mit einem Prick-Test überprüft der Arzt, ob der Patient allergisch auf bestimmte Substanzen reagiert. Dafür trägt der Arzt mögliche Allergieauslöser auf den Unterarm des Patienten und sticht diese mit einer feinen Nadel in die oberste Hautschicht ein. Wenn nach 15 bis 20 Minuten eine allergische Reaktion (Quaddeln) entsteht, deutet dies auf eine Allergie hin.

Chlor kann schädlich für die Haut sein. Die meisten Menschen merken davon nichts, bei empfindlicher Haut kann es allerdings zu Reizungen kommen. Die chemische Substanz begünstigt bei einigen Menschen Trockenheit, Rötung, Juckreiz und Irritationen. Im Großen und Ganzen gilt Chlor allerdings als sicher und wird somit bevorzugt in Schwimmbädern zur Desinfektion eingesetzt.

Vor allem Menschen mit empfindlicher Haut, Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Asthma sowie Allergiker sollten beim Kontakt mit Chlor möglichst vorsichtig sein.

Babys, deren Mütter bereits unter Asthma oder einer Allergie leiden, sollten nach Empfehlungen des Umweltbundesamts nicht vor dem zweiten Lebensjahr zum Schwimmen in ein gechlortes Schwimmbad gehen. Denn ihre Lungen entwickeln sich noch und eine frühe Begegnung mit dem Stoff könnte möglicherweise das Risiko erhöhen, dass sie an Asthma erkranken.

Übrigens: Es gibt auch Schwimmbäder, die das Wasser nicht mit Chlor desinfizieren, sondern andere Methoden wählen.

Die Dauer der Symptome einer Chlorallergie variiert stark. Diese hängt immer von der Schwere der Allergie und dem individuellen Immunsystem ab. Während bei einigen Menschen die Symptome nach wenigen Stunden abklingen, leiden andere noch mehrere Tage unter den Beschwerden.

Bei einer Chlorallergie oder Überempfindlichkeit können Hausmittel lindernd wirken. Schon das Spülen der Haut mit klarem Wasser, das Auftragen von Aloe-Vera-Gel oder das Verwenden von beruhigenden Cremes können Symptome auf der Haut lindern. Auch kühlende Kompressen oder Quarkwickel reduzieren die Beschwerden, wenn sie auf betroffene Hautpartien aufgelegt werden.

Die Allergiesymptome können mit speziellen Medikamenten bekämpft werden. Antihistaminika unterdrücken die körperliche Reaktion auf das Chlor. Allerdings sollten Betroffene dennoch einen langen Kontakt mit Chlor vermeiden. Menschen, deren Haut und Schleimhäute durch das Chlor gereizt werden, sollten sich nach dem Schwimmen in gechlortem Wasser möglichst schnell abduschen.

Wenn es nicht um das Schwimmbad, sondern den eigenen Pool zuhause geht, kann man auch zu Chlor-Alternativen greifen.

  • Salzwasser
    Im Pool wird Salz verwendet, das desinfizierend wirkt. Durch Elektrolyse wird unter Einwirkung von Strom zudem Chlor aus dem Salz freigesetzt. Trotz des Chlors vertragen empfindliche Menschen Salzwasserpools meist besser als das klassische Poolwasser. Der Salzgehalt ist deutlich geringer als im Meer (0,4 Prozent statt 3,5 Prozent).
  • Ozonbehandlung
    Bei dieser Methode wird Ozon zur Desinfektion des Poolwassers genutzt. Das ist aber meist keine alleinige Methode, weil Ozon sich schnell zersetzt und somit nicht langfristig reinigt. Der Vorteil: Ozon ist bei der Reinigung sehr wirksam, als "Abfallstoff" ergibt sich reiner Sauerstoff.
  • Alternative Desinfektionsmittel
    Zuletzt gibt es noch andere Desinfektionsmittel wie Wasserstoffperoxid oder Brom, die anstelle von Chlor eingesetzt werden können. Eine Reinigung mit Wasserstoffperoxid gilt als für den Menschen als verträglicher, aber als nicht ganz so wirksam wie Chlor. Brom gilt im Poolwasser ebenfalls als hautschonender, man muss sich aber gut mit der Anwendung auskennen.