Gesundheit

Langzeitfolgen bis hin zu Lebensgefahr: Weshalb jeder eine Erkältung richtig auskurieren sollte

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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6.3.2024, 11:51 Uhr
Vorbildlich: Die Dame in diesem Symbolbild macht es vor - bei Erkältung ist vor allem Bettruhe angesagt.

© picture alliance / dpa Vorbildlich: Die Dame in diesem Symbolbild macht es vor - bei Erkältung ist vor allem Bettruhe angesagt.

Es beginnt meist mit einem Kratzen im Hals oder einem leichten Frösteln und mündet in schweißgebadeten Nächten mit Auswurf: Nein, angenehm ist eine Erkältung wirklich nicht. Umso schneller möchte man sie wieder loswerden. Doch der Weg zur Genesung ist alles andere als erquicklich - der Ausblick auf trostlose Schonkost, exzessiven Kamillentee-Konsum und geysirgleiche Dampfbäder dürfte den Wenigsten ein Lächeln ins Gesicht zaubern - und wirbelt den Alltag ordentlich durcheinander: Arbeit, Sozialleben und Sport sind mit tagelanger Bettruhe schließlich nur schwer vereinbar.

Genau dieser Umstand kann Gefahren bergen. Um ihren diversen Verpflichtungen nachzukommen, schonen sich viele Menschen bei Erkältung nicht ausreichend und gehen stattdessen ihren gewohnten Aktivitäten nach. Teils mit fatalen Folgen: verschleppt man einen grippalen Infekt, also kuriert sich nicht vollständig aus, kann das langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit nach sich ziehen. Im schlimmsten Fall droht sogar Lebensgefahr.

Erkältung weitet sich aus - bis hin zur Lungenentzündung

Zunächst das Formale: bei einer "verschleppten Erkältung" handelt es sich um keinen medizinischen Fachbegriff. "Der Volksmund meint damit einen länger andauernden und/oder komplizierten grippalen Infekt", erklärt Dr. med. Uwe Popert, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), gegenüber "Dock", dem Magazin der HKK-Krankenkasse. Die häufigsten Anzeichen für einen verschleppten grippalen Infekt sind dem "RBB" zufolge anhaltende Erkältungssymptome.

Ein Schnupfen weitet sich beispielsweise zur Nebenhöhlenentzündung aus, die sich durch farbiges Schleimhautsekret, Kopf- und Kieferschmerzen und verstopfte Nebenhöhlen bemerkbar macht. Ein Husten entwickelt sich zur Bronchitis und schlimmstenfalls zur Lungenentzündung - in beiden Fällen können eitriger Auswurf und Kurzatmigkeit auftreten. Fieber und Gliederschmerzen können eine Lungenentzündung zusätzlich begleiten. Uwe Popert empfiehlt, bei Anzeichen einer Lungenentzündung unbedingt einen Arzt zu kontaktieren, da sie unter Umständen lebensbedrohlich werden kann: rund 30.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen einer Pneumonie.

Lebensgefahr durch Herzmuskelentzündung

Lebensgefahr besteht auch bei einer weiteren möglichen Folgeerkrankung nach einer verschleppten Erkältung, der Herzmuskelentzündung: Sie tritt meist dann auf, wenn Betroffene sich nach einem grippalen Effekt frühzeitig sportlich betätigen. Die "Herzstiftung" erklärt, dass Viren über das Blut zum Herzmuskel gelangen und diesen schädigen. Meist heilt eine Herzmuskelentzündung zwar wieder spontan ab, doch bei etwa 20 Prozent der Betroffenen bleibt eine andauernde Herzschwäche als Langzeitfolge zurück.

Bei gleichzeitiger starker körperlicher Belastung kann eine Herzmuskelentzündung zu "gefährliche(n) Komplikationen bis hin zu Herzschwäche (Atemnot), Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Herztod" führen. Besonders tückisch: oft ähneln die Symptome einer Herzmuskelentzündung denen des ursprünglichen Infektes, beispielsweise können Müdigkeit und Abgeschlagenheit erste Anzeichen sein. Sollten diese Symptome über einen ungewöhnlich langen Zeitraum oder besonders intensiv auftreten, empfiehlt sich deshalb der Gang zum Arzt.

Weitere Symptome können laut "Dock" Wasseransammlungen in den Beinen, ein Druckgefühl in der Brust, unregelmäßiger Puls, Gliederschmerzen oder Herzstolpern sein. Um einer Herzmuskelentzündung vorzubeugen, empfiehlt es sich, sieben bis zehn Tage nach dem Abklingen der letzten Symptome einer Erkältung jegliche körperliche Anstrengung zu vermeiden. Denn beispielsweise beim Sport wird die Zirkulation des Blutes intensiviert, weshalb Keime besonders leicht durch den Körper wandern können, wie der "RBB" weiß.

Meningitis und Enzephalitis: Wenn das Gehirn betroffen ist

In seltenen Fällen können die Erkältungsviren nicht nur in den Herzmuskel, sondern bis zum Gehirn wandern. Dort können die Viren eine Entzündung der Hirn- und / oder Rückenmarkshäute hervorrufen, wie die "Apotheken Umschau" weiß. Ähnlich wie bei der Herzmuskelentzündung zeigt eine Hirnhautentzündung oft unspezifische Symptome wie Fieber und starke Kopfschmerzen. Eine virale Meningitis charakterisiert sich meist durch einen milderen Verlauf als eine bakterielle und klingt nach Information der Barmer-Krankenkasse in der Regel von selbst ab.

Grippeviren können aber auch eine Enzephalitis, also eine Entzündung des Gehirns selbst auslösen. Laut "gesund.bund.de" können zusätzlich zu den Symptomen einer Hirnhautentzündung Verwirrtheit, Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen bis hin zu Verhaltensänderungen oder Halluzinationen auftreten. Eine virusbedingte Enzephalitis tritt nur äußerst selten auf - rund vier bis 8 von 100.000 Menschen erkranken jährlich - und verläuft in der überwiegenden Anzahl der Fälle mild. Bei einem Drittel der Betroffenen allerdings bleiben Spätfolgen wie Krampfanfälle, Verhaltens-, Konzentrations- oder Sprachstörungen zurück.

Schonung als Vorbeugung

In jedem Fall empfiehlt es sich, eine Erkältung richtig auszukurieren, damit keine Folgeerkrankungen auftreten. Viel Schlaf und Erholung sollten dabei an erster Stelle stehen, denn der Kampf gegen eine Erkrankung ist für Immunsystem und Körper äußerst kraftraubend. Wer auf frische Luft und Bewegung nicht gänzlich verzichten möchte, kann einen langsamen Spaziergang machen. Von Alkohol und Zigaretten sollte man während einer Erkältung auf jeden Fall die Finger lassen, dafür auf viel Flüssigkeit und eine Eiweiß- Vitamin- und Mineralstoffreiche Ernährung achten.

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