Ratgeber und Warnzeichen
Zum Weltherztag: Experte klärt über Herzschwäche auf - Darauf sollten Sie achten
29.9.2021, 07:57 UhrHerr Schneider, wie sehr hat Corona die Arbeit der Herzstiftung gebremst?
Normalerweise wäre ich jetzt schon wieder mit den Vorbereitungen der Herzwochen befasst, sie beschäftigen mich nämlich eigentlich das ganze Jahr über. 1000 Veranstaltungen finden da normalerweise in Herzzentren und Kliniken in ganz Deutschland im November statt. Diesmal mussten wir wegen der Corona-Pandemie auf virtuelle und somit deutlich weniger Angebote ausweichen. Mancherorts sind die Herzwochen komplett ausgefallen. Das ist schade, denn für uns sind die Herzwochen ein wichtiges Mittel der Aufklärung.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind ja kein neues Phänomen, ist da der Aufklärungsbedarf noch immer so hoch?
Leider ja, das zeigen allein schon die Zahlen. Rund 1,7 Millionen Klinikeinweisungen aufgrund von Herzerkrankungen gab es allein 2018, die Zahlen stabilisieren sich auf einem hohen Niveau. Über 210000 Menschen sind an den Folgen gestorben, es geht also um ein echtes Volksleiden.
Und was kann die Herzstiftung dagegen tun?
Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen Patient und Arzt. Wir informieren Betroffene zum Beispiel in Patientenseminaren mit Herzspezialisten, in Publikationen auf www.herzstiftung.de oder unserer Mitgliederzeitschrift Herz heute. Das ist glücklicherweise auch derzeit möglich. Dabei geht es darum, mit den Folgen der Erkrankung leben zu lernen. Was kann ich tun, welche Belastungen darf ich mir noch zumuten? Solche Fragen stehen zum Beispiel auf der Agenda. Außerdem kümmern wir uns um das Thema Prävention. Bei den Herzwochen rücken wir deshalb immer einen Aspekt in den Vordergrund, diesmal ging es um das Thema Herzschwäche.
Was sind denn die typischen Symptome einer Herzschwäche?
Unsere Herzspezialisten formulieren das stets so, dass der Herzmuskel zum Beispiel in Folge eines langjährigen unbehandelten Bluthochdrucks versteift und an Leistungskraft verliert. Dadurch kann es zu einer chronischen Herzschwäche kommen. Das Tückische ist, dass die Symptome der Herzschwäche eher unspektakulär sind, meistens beginnt sie mit Atemnot und einer allgemeinen Leistungsabnahme. Man ist müde und abgeschlagen, kommt die Treppe nicht mehr so gut hoch oder schafft die Bergwanderung nicht, die vorher ein Kinderspiel war. Auch geschwollene Unterschenkel und Fußgelenke können ein Thema sein.
Die Symptome sind diffus, vor allem ältere Menschen führen sie deshalb manchmal einfach auf ihre Lebensjahre zurück. Doch im fortgeschrittenen Stadium kann die Herzschwäche lebensbedrohlich sein. Deshalb sollte man unklare Beschwerden immer abklären lassen und solche Alarmsignale ernst nehmen.
Und wie lässt sich vorbeugen?
Vor allem durch einen gesunden Lebensstil! Bewegung, gesunde Ernährung, der Verzicht auf Nikotin und weitgehend auf Alkohol - diese Empfehlungen gelten für Gesunde ebenso wie für Patienten. Früher hat man ja in der Herzmedizin bei Herzschwäche zur allgemeinen Schonung geraten, doch das ist mittlerweile überholt. Die Ärzte empfehlen körperliche Aktivitäten in Form von moderatem Ausdauertraining wie Wandern, Nordic Walking, Radfahren oder Spazierengehen. Allerdings sollten Hausarzt oder Kardiologe zuvor einen Belastungstest machen.
Sie selbst sind ehrenamtlich für die Herzstiftung tätig. Steckt dahinter eine persönliche Betroffenheit?
Ja, so ist es. Und auch bei mir waren die ersten Symptome der Herzerkrankung alles andere als typisch. Vor acht Jahren bin ich mit heftigen Rückenschmerzen aufgewacht und dachte eigentlich an ein orthopädisches Problem. Doch ich bin zum Arzt gegangen und der hat glücklicherweise genau nachgeforscht. Mein EKG war zwar unauffällig, doch der sogenannte Troponintest hat gezeigt, dass ich einen Herzinfarkt hatte. Ich kam sofort ins Krankenhaus. Von einer Sekunde zur anderen war ich schwer krank.
Qualitätsmanagement: Das bedeutet das Zertifikat bei der Arztauswahl
Und davor wollen Sie jetzt andere warnen?
Ja, denn das hätte auch anders ausgehen können. Ich möchte meine Erfahrungen an andere weitergeben, für mich ist das Engagement bei der Herzstiftung ein sehr sinnvolles Ehrenamt und ich bekomme viel positives Feedback. Wir arbeiten übrigens unabhängig und verzichten ausdrücklich auf die Unterstützung der Pharma- und Apparateindustrie. Unsere Arbeit finanziert sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, Erbschaften und Vermächtnissen.
Mehr Infos bei der Herzstiftung, www.herzstiftung.de
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen