Schnäppchen-Fahrschein
9-Euro-Ticket: Das müssen Sie jetzt wissen
19.5.2022, 16:25 UhrAm 9-Euro-Ticket scheiden sich die Geister. Die einen bewerten es als überaus positiv, von anderer Seite erheben sich eher kritische Stimmen. Die Nutzung der „Öffis“ zum Schnäppchenpreis sei „eine riesige Chance für den ÖPNV“, sagt beispielsweise Andreas Krämer, der als CEO der Exeo Strategic Consulting an einer Studie zum Thema mitgewirkt hat.
Der hohe Kundennutzen liege nicht nur im extrem niedrigen Preisniveau, sondern auch in einem Komfortgewinn – gerade Personen, für die das Komplexe der Tarifsystematik eine Nutzungsbarriere darstelle, erhielten nun einen einfachen Zugang zum ÖPNV. Im Klartext: Wer – wozu nicht viel gehört – am Fahrkartenautomat scheitert, tut sich mit der Flatrate entschieden leichter.
Eher „gemischte Gefühle“ bekundet hingegen Kerstin Hurek, Leiterin des Stabs Verkehrspolitik beim Auto Club Europa (ACE). Das 9-Euro-Ticket sei prinzipiell die richtige Maßnahme. Es müsse aber gut gemacht sein: „Sonst drohen uns im Sommer Ticket-Chaos und komplett überfüllte Busse und Bahnen“. Schlechte persönliche Erfahrungen aber würden niemanden dazu bewegen, das Auto stehen zu lassen, eher das Gegenteil sei dann der Fall.
Entlastung von hohen Energiepreisen
Das 9-Euro-Ticket ist ein Baustein des milliardenschweren Entlastungspakets, mit dem die Bundesregierung Bürgerinnen und Bürgern durch die Zeiten hoher Energiepreise helfen will. Vor allem Berufspendler und -pendlerinnen sollen profitieren und möglichst langfristig vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Noch sind aber nicht alle Fragen geklärt und alle Hürden genommen. Am heutigen Donnerstag trifft der Bundestag seine Entscheidung, am morgigen Freitag muss dann noch der Bundesrat seine Zustimmung erteilen. Das ist notwendig, weil der Regional- und Nahverkehr Ländersache ist. Und könnte schwierig werden, da sich einige Bundesländer – darunter Bayern – womöglich quer stellen, sie sehen die Finanzierungsproblematik nicht hinreichend geklärt.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum preiswerten Reisen nach aktuellem Stand der Dinge:
Wann gibt es das 9-Euro-Ticket?
Der Aktionszeitraum erstreckt sich über die drei Sommermonate Juni, Juli und August 2022. Der Preis von 9 Euro gelte dann „monatsscharf für einen Kalendermonat“, heißt es auf der Infoseite des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN), gleitende Zeiträume seien nicht vorgesehen. Je nachdem, wie lang die geplante Strecke ausfällt, kann es sich aber trotzdem lohnen, nur für wenige oder sogar für einen einzigen Tag das 9-Euro-Ticket zu lösen. Laut VGN kommt so schon die Einzelfahrt ab Preisstufe 7 günstiger als mit einem Einzelticket.
Wo gibt es das 9-Euro-Ticket?
Unter bahn.de, über die DB-Navigator-App der Bahn sowie die Online-Kanäle und Apps der Verkehrsbetriebe. Daneben soll das Ticket auch an Schaltern und Automaten erhältlich sein, vermutlich aber nicht flächendeckend und überall. „Analoge Vertriebskanäle“, zu denen dann teilweise auch das Fahrpersonal gehöre, seien in Vorbereitung, informiert der VGN.
Wofür gilt das Ticket?
Nur für den Nah- und Regionalverkehr - für Linienbusse, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen oder Regionalzüge beispielsweise und da nur für die zweite Klasse. Aufzahlen für die Fahrt in der ersten Klasse ist nicht möglich, ebensowenig wie eine Sitzplatzreservierung. Nicht abgedeckt ist der Fernverkehr (ICE, IC, EC). Dennoch besteht bei guter Planung und entsprechendem Zeitaufwand die Möglichkeit, für wenig Geld quer durch Deutschland zu reisen.
Wer kann das Ticket erwerben?
Jeder, auch Kinder ab sechs Jahren, in jüngerem Alter fahren sie kostenlos. Spezielle und noch weitergehende Rabatte für Zielgruppen wie Schüler, Studenten, Azubis oder Senioren sind nicht vorgesehen. Wer bereits ein Abo hat, soll eine Verrechnung erfahren, etwa in Gestalt einer Gutschrift oder Rückerstattung. Tageszeitliche Einschränkungen werden während des Aktionszeitraums aufgehoben.
Dürfen Fahrräder und Hund mitgenommen werden?
Nein. Für das Bike und/oder den Vierbeiner muss ein Extra-Ticket gelöst werden. Ob dies – wie beim VGN – den regulären Normalpreis kostet, hängt vom jeweiligen Verkehrsverbund ab.
Droht eine Überlastung?
Das kann gut sein, vor allem an den bevorstehenden Feiertagen und an Pfingsten. Ob Bahn und Verkehrsbetriebe ihre Kapazitäten anpassen, ist fraglich. Dies werde „nur sehr eingeschränkt möglich sein“, heißt es beim VGN, der seine Kunden gleichzeitig darauf vorbereitet, „dass es auch zu Überbesetzungen kommen kann“.
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