Prototyp im Testeinsatz
Dieser Wasserstoff-Unimog mäht zwischen Bamberg und Bayreuth
19.12.2023, 13:09 UhrDer Unimog ist das automobile Arbeitsgerät schlechthin. Gemeinhin nimmt er einen tiefen Schluck aus der Dieselpulle als Flüssignahrung. Doch die Zeiten ändern sich und wenden sich gegen fossile Kraftstoffe. Darauf will man bei Mercedes-Benz und der Sparte „Special Trucks“ vorbereitet sein. Deshalb wurde jetzt ein auf Wasserstoff (H2) umgerüsteter Unimog Geräteträger U430 in den Testeinsatz geschickt.
Prototyp mit zwei Mähköpfen
Beweisen sollte sich der mit einem Frontmähgerät ausgestattete Prototyp beim Mähen eines Autobahn-Grünstreifens, bei Beschleunigungsfahrten und beim Tanken an einer öffentlichen Zapfsäule. Im öffentlichen Straßenverkehr spielte sich der Praxiseinsatz allerdings nicht ab, sondern auf einem stillgelegten Autobahnabschnitt im Oberfränkischen, konkret zwischen Bamberg und Bayreuth. Begleitet wurde die Erprobung von Mitarbeitern der Autobahn GmbH.
Bei dem testhalber verbauten Wasserstoffantrieb handelt es sich allerdings nicht um einen mit Brennstoffzelle (Fuel Cell), in der das betankte H2 in Strom für einen Elektromotor umgewandelt wird. Vielmehr nutzt der Versuchs-Unimog einen speziell umgerüsteten und 290 PS starken Verbrennungsmotor, der statt Diesel „einfach“ Wasserstoff verbrennt. Bei diesem Prozess entsteht Wasser, das als heißer Wasserdampf aus dem Auspuff quillt. Auch Toyota praktiziert dieses Verfahren als Alternative zur Fuel-Cell-Wasserstofftechnologie.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem aktuellen Entwicklungsstand des Versuchsfahrzeug“, sagt Franziska Cusumano, Chefin von Mercedes-Benz Special Trucks. Auch Günter Pitz, Leiter der Antriebsentwicklung, spricht sich für eine Fortführung des Projekts aus. Zwar konzentriert sich die Truck-Sparte auch weiterhin auf batterieelektrische Antriebe und wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen. Doch das Konzept der Wasserstoffverbrennung kann laut Pitz „als Blaupause für leistungsintensive Anwendungen im Sonderfahrzeugbereich dienen“; auf Baustellen, im kommunalen und im landwirtschaftlichen Bereich biete sich die Möglichkeit, „sehr schadstoffarm zu fahren und zu arbeiten“. Und verhältnismäßig leise offensichtlich auch, wie es sich im Rahmen der Tests herausgestellt hat.
Die vier TÜV-geprüften 700-Bar-Hochdrucktanks des Prototypen fassen insgesamt rund 14 Kilogramm gasförmigen Wasserstoffs. In einem nächsten Entwicklungsschritt soll das Volumen erhöht werden, damit der H2-Unimog auch einen kompletten Arbeitstag absolvieren kann.
Die Geschichte des Unimog reicht zurück bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Albert Friedrich, seinerzeit Leiter der Flugmotorenkonstruktion von Daimler-Benz, entwickelte damals die Idee eines Geländefahrzeugs, das ursprünglich für den Einsatz in der Landwirtschaft vorgesehen war und dabei den Vorteil einer Pritsche bot, auf der nicht nur die Ernte eingebracht, sondern auch eine größere Anzahl an Personen aufs Feld transportiert werden konnte. Rasch wurden die Kompetenzen des „Universalmotorgeräts“, kurz „Unimog“, aber auch als zielführend für andere Zwecke erkannt. Das Unimog gelangt bei Katastrophen, Expeditionen und kommunalen Arbeiten zum Einsatz, steht aber auch in Diensten des Militärs.
Öffentlich gefördertes Entwicklungsprojekt
Der aktuell erprobte Wasserstoff-Prototyp ist Teil des im Juli 2021 gestarteten Entwicklungsprojekts „WaVe“ (Wasserstoff-Verbrennungsmotor“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert wird und für das sich insgesamt 18 Partner aus Industrie und Wissenschaft zusammengeschlossen haben. Zielsetzung ist es, zu prüfen, inwieweit ein wasserstoffbetriebener Verbrennungsmotor den konventionellen Diesel ersetzen kann.
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