Autopflege

Kratzer am Auto entfernen: So wird die Oberfläche wieder glänzend

Elias Thiel

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14.10.2024, 07:06 Uhr
Kratzer im Autolack sind ärgerlich und können dem Auto sogar nachhaltig schaden. Wir erklären die besten Tipps, Tricks und Hausmittel für Soforthilfe.

© pp76/imago/Panthermedia Kratzer im Autolack sind ärgerlich und können dem Auto sogar nachhaltig schaden. Wir erklären die besten Tipps, Tricks und Hausmittel für Soforthilfe.

In diesem Artikel:

Ein Kratzer am Auto ist immer ärgerlich, kann aber schnell passieren – zu nah an einem Ast, einem Fahrradlenker oder der Garagenwand vorbeigefahren und schon ist eine unschöne Schramme im Autolack.

Wie lassen sich in solchen Fällen Lackkratzer entfernen? Worauf sollte geachtet und welche Techniken sollten lieber nicht verwendet werden? Alle Antworten und die besten Tipps im Überblick.

Kratzer am Auto können auf verschiedene Weisen entstehen. Abhängig von der Art und Tiefe gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden.

Die Tiefe eines Kratzers in der Karosserie lässt sich oftmals bereits an der Farbe und durch Ertasten bestimmen.

Die Lackierung besteht aus vier Schichten, wobei die Klarlackschicht die dünnste ist. Oberflächliche Kratzer, die nur den Klarlack betreffen, können meist durch Polieren entfernt werden. Diese Kratzer erkennt man daran, dass sie die Farbe des Lacks nicht verändern. Wenn die beschädigte Stelle eine andere Farbe als die des Autolacks hat, ist in der Regel bereits die Grundierung betroffen. Dies kann man überprüfen, indem man mit dem Fingernagel leicht über den Kratzer geht: Bleibt man dabei hängen, ist der Schaden für eine einfache Politur zu tief.

  • Waschkratzer: Von Waschkratzern sind fast alle Fahrzeugebetroffen. Dies sind oberflächliche, geschwungene Kratzer, die durch Autowaschen verursacht werden. Sie werden vor allem durch mechanische Einwirkung von Reinigungsgeräten (etwa Waschhandschuh, Waschanlage, Textilwaschanlage oder zu grobe Bürsten) ausgelöst.
  • Mikrokratzer: Mikrokratzer können bei fehlerhafter Pflege oder im Alltag geschehen. Auch diese Kratzer sind oberflächlich. Schon feine Berührungen mit härteren Materialien oder zu viel Druck reichen aus, um Mikrokratzer zu verursachen. Mikrokratzer entstehen beispielsweise durch das Wegwischen von Schmutz ohne geeignete Reiniger oder mit Mikrofaser, Verwendung von "grobem" Lackreiniger, Abdecken von ungereinigten Fahrzeugen, Anlehnen am Fahrzeug und vieles mehr.
  • Leichte Kratzer: Beim Fahren werden Steinchen aufgewirbelt und hinterlassen Linien auf dem Autolack. Herabfallende Äste oder Vogelkot können ebenfalls Spuren hinterlassen. Wenn man sich beim Tanken am Auto anlehnt und beispielsweise mit den Metallnieten der Jeans immer wieder an das Auto kommt, können ebenfalls Kratzer entstehen. Auch an der Ladekante des Kofferraums sind Kratzer an der Tagesordnung – schwere und sperrige Gegenstände wie der Kinderwagen, Wasserkästen oder Einkaufstaschen können Spuren auf dem Lack hinterlassen.
  • Tiefe und sehr tiefe Kratzer: Bei engen Parklücken oder in der Garage kann es schnell auch zu tieferen Kratzern am Auto kommen. Größere Kratzer entstehen möglicherweise auch durch den Schlüsselbund oder Ringe beim Öffnen der Autotür. Bei tieferen Kratzern (bis zur Basis-Lackschicht oder zum Primer) ist eine intensivere Reparatur erforderlich. Diese Kratzer sollten mit Lackstiften oder Sprühlack behandelt werden, um Rost vorzubeugen und das Aussehen zu verbessern. Bei Kratzern, die bis auf das blanke Metall durchdringen, ist eine professionelle Lackierung nötig.

Warum sollte man Kratzer am Auto überhaupt entfernen?

Kratzer im Autolack trüben nicht nur die Optik des Fahrzeuges ein, sondern beeinträchtigen auch die Schutzschicht des Autos. Denn der Lack bietet Schutz vor Rost und Korrosion. Wenn der Lack beschädigt ist, wird das Metall anfälliger für Rostbildung und Umwelteinflüsse. Gleichzeitig sinkt in vielen Fällen der Wiederverkaufswert des Autos. Um langfristige Schäden zu vermeiden, sollte man Kratzer am Auto schnellstmöglich behandeln.

Muss ein Kratzer immer lackiert werden?

Nein, nicht jeder Kratzer muss lackiert werden. Oberflächliche Kratzer im Klarlack können häufig schon durch Polieren entfernt werden. Tiefere Kratzer in der Grundierung erfordern jedoch in der Regel eine Lackierung.

Wie kann man Autokratzer entfernen?

Wer Kratzer entfernen möchte, sollte zwischen leichten und tiefen Kratzern unterscheiden und einige Aspekte dabei beachten.

Leichte Kratzer und Schrammen kann man in der Regel mit handelsüblicher Autopolitur behandeln. Diese Politur enthält winzige Schleifpartikel, die den Kratzer glätten und kleine Unebenheiten ausfüllen. Dadurch werden die Kratzer so gut kaschiert, dass sie kaum oder gar nicht mehr sichtbar sind.

  1. Zuerst sollte man die zu behandelnde Stelle vorsichtig mit warmem Wasser oder geschäumtem Autoshampoo reinigen, damit keine Schmutzpartikel in den Lack gerieben werden.
  2. Falls sich grober Schmutz auf der Oberfläche befindet, sollte man diesen gründlich entfernen.
  3. Danach säubert man den Kratzer mit Reinigungsbenzin und einem Wattestäbchen, um auch kleinste Schmutzpartikel gründlich zu entfernen.
  4. Die Stelle lässt man anschließend an der Luft trocknen oder reibt sie vorsichtig mit einem weichen und sauberen Tuch trocken.
  5. Im Anschluss trägt man die Politurpaste in kleinen Abschnitten auf, da die Politur schnell trocknet.
    Tipp: Hierbei sollten kreisende Bewegungen verwendet werden, um eine gleichmäßige Verteilung sicherzustellen.
  6. Zum Schluss entfernt man die Reste der Politur mit einem sauberen, weichen Tuch.

Das Reparaturset umfasst in der Regel Poliermittel, Schleifwerkzeuge und Lackstifte, die auf den Autolack abgestimmt sind. Man beginnt mit der gründlichen Reinigung der beschädigten Stelle, trägt dann das Poliermittel auf und arbeitet es mit dem Schleifwerkzeug ein, um feine Kratzer zu entfernen. Bei tieferen Kratzern verwendet man den Lackstift zur Farbauffrischung und poliert anschließend die Stelle, um den Glanz wiederherzustellen.

Tipp: Wenn man es unkompliziert halten möchte, kann man spezielle Aufkleber oder Lackfolien verwenden, um Kratzer zu verbergen. Diese Methode ist zwar preiswert, behebt jedoch nicht den tatsächlichen Schaden am Lack.

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Tiefe Kratzer erfordern häufig professionelle Hilfe. Mitunter können kleinere Schäden mittels Spot-Lackierung oder Beilackierung kostengünstig repariert werden. Bei sehr großen Kratzern – besonders auf Flächen wie der Motorhaube – ist eine vollständige Neulackierung häufig die bessere Lösung, da ausgebesserte Bereiche sonst unter bestimmten Lichtverhältnissen sichtbar bleiben.

Tipp: Vorher sollte man die Smart-Repair-Angebote von mehreren Werkstätten vergleichen, da sich die Preise deutlich unterscheiden können. Bestenfalls fotografiert man den Schaden vor der Reparatur, um diesen notfalls reklamieren zu können. Man sollte zudem besprechen, welche Arbeiten wirklich notwendig sind und welche Kosten anfallen.

Auch einige Hausmittel haben sich bei der Entfernung von Kratzern auf dem Autolack bewährt. Vorzugswürdig ist jedoch meist die professionelle Behandlung.

  • Bienenwachs: Alternativ kann man auch reines Bienenwachs nutzen, das kleine Kratzer ausfüllt und eine schützende Schicht hinterlässt.
    Achtung: Alle Methoden sollten zunächst an einer unauffälligen Stelle getestet werden, damit der Lack nicht beschädigt wird.
  • Lackstift: Ein Lackstift eignet sich gut für größere Lackschäden, die mit Politur oder einem Reparaturset nicht behoben werden können. Nach der gründlichen Reinigung der betroffenen Stelle trägt man den Lack mit einem Gummispachtel präzise auf den Kratzer auf. Im Anschluss entfernt man nach dem Trocknen überschüssige Farbe mit einem Poliertuch. Anschließend behandelt man die Stelle mit Autopolitur und schützt sie mit einer Versiegelung aus wachsartigen Substanzen vor weiteren Umwelteinflüssen.

Die Anwendung von Nagellack bei Lackkratzern ist eine schlechte Idee. Zum einen ist es schwierig, den richtigen Farbton zu treffen. Zum anderen ist die Reparatur nicht langlebig. Bei Hitze kann der Nagellack im Sommer sogar Blasenwerfen oder abblättern. Auch von Zahnpasta ist abzuraten. Grundsätzlich kann man einen Kratzer zwar mit Zahnpasta auspolieren, allerdings fehlt das abschließende Finish. Zudem sind in Zahnpasta oft grobe Schleifpartikel enthalten, die zwar gut für Zähne, aber schlecht für Autolack sind.