Mazda CX-60 e-Skyactiv D im Fahrbericht
Mazda-SUV mit Sechszylinder-Diesel: Ist das noch zeitgemäß?
17.10.2023, 18:22 UhrWie er aussieht:
Der CX-60 ist derzeit das Flaggschiff von Mazda und ein ziemlich stattlicher Vertreter der Gattung SUV - 4,75 Meter lang, mit imposantem, steil stehendem Bug, breiten Schultern, langgestreckter Motorhaube und dynamisch zurückgesetzter Fahrerkabine. Ein auf den Kotflügel drapiertes Dekoelement mit der Aufschrift „Inline-6“ dient als Ausweis der Identität, der englische Begriff bedeutet übersetzt so viel wie „Reihensechszylinder“.
Wie er eingerichtet ist:
Sehr edel und beinahe skandinavisch clean, je nach Ausstattungswunsch mit hellen Hölzern und Stoffen sowie mit weißen, perforierten Ledersitzen. Eine breite Mittelkonsole, fast schon ein Möbelstück, trennt Fahrer und Beifahrer. Ein großflächiges Bildschirmszenario, wie es anderswo zum Landschaftsbild im Cockpit gehört, hat der CX-60 nicht zu bieten, die animierten Rundinstrumente vermitteln bewusst einen klassisch analogen Eindruck, und der schmale Zentralbildschirm auf dem Armaturenträger ist alles andere als ein Superscreen. Dem Touch-Prinzip folgt er auch nicht: Angesteuert wird er ausschließlich über einen Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole. Als Ergänzung fänden wir das sinnstiftend, als einzig gangbaren Weg inzwischen aber nicht mehr so ganz angebracht.
Überhaupt würde dem etwas betulichen Infotainment ein Update gut tun. Es arbeitet nicht besonders reaktionsschnell, die verfügbaren Anwendungen sind für heutige Verhältnisse begrenzt, die Sprachassistenz muss bisweilen kapitulieren, und der eher mutmaßenden Verkehrszeichenerkennung sollte man nicht allzu vertrauensvoll begegnen.
Das Navi konnten wir nicht ausprobieren, weil in unserem Testwagen die erforderliche SD-Karte fehlte. Ein wirklicher Schaden war das freilich nicht, wir überließen die Wegführung einfach dem Smartphone, das sich fix und kabellos via Apple Car Play oder Android Auto verbindet, die Wegführung wird sogar über das Head-up-Display angezeigt.
Bestandteil der Takumi-Ausstattung ist das sogenannte Driver Personalization System, das auf Basis der eingegebenen Körpergröße und der von einer Kamera ausgemessenen Augenhöhe die passende Einstellung von Sitzen, Lenkrad, Spiegeln sowie Head-Up-Display vornimmt, abspeichert und via Gesichtserkennung wieder abruft. Bei manchen Testkandidaten hat das prima funktioniert, andere mussten nachjustieren.
Wie viel Platz er hat:
Von einem SUV dieser Größenordnung dürfen unbeengte Platzverhältnisse erwartet werden, und der CX-60 enttäuscht hier nicht. Sowohl vorne als auch im Fond bietet er viel Kopf-, Knie- und Ellbogenfreiheit, trickreiche Variationsmöglichkeiten wie eine verschiebbare Rückbank, womöglich noch mit neigungsverstellbaren Lehnen, gibt es indes nicht, was angesichts der gebotenen Raumfülle aber auch kein schmerzhaft empfundenes Manko ist.
Über eine niedrige Ladekante macht sich der 570 bis 1726 Liter geräumige Kofferraum zugänglich, die Heckklappe öffnet und schließt sensorgesteuert elektrisch, allerdings versteckt sich dieser Komfort im 2250 Euro teuren „Convenience & Sound“-Paket, mit dem man sich außerdem einen 360-Grad-Monitor, ein Bose-Soundsystem mit zwölf Lautsprechern, die induktive Smartphone-Ladefunktion sowie eine 150-Watt-Steckdose an der Rückseite der Mittelkonsole erkauft.
Was ihn antreibt:
Etwas, mit dem sich heutzutage kaum ein Hersteller mehr der kritischen Öffentlichkeit unter die Augen zu kommen traut – sieht man einmal von Premiummarken wie BMW oder Mercedes ab. Mit der Motorisierung des CX-60 e-Skyactiv D wendet sich Mazda gleich dreifach gegen den Trend: Der Diesel gilt nicht mehr als zeitgemäß, ein großer Hubraum von 3,3 Litern ebensowenig, und ein Sechszylinder schon gar nicht.
Im großen Mazda-SUV findet aber all dies zueinander. Zwei Leistungsstufen gibt es, einmal mit 147 kW/200 PS und mit Hinterradantrieb verbunden, zum anderen – so wie in unserem Testwagen - mit 187 kW/254 PS, kräftigen 550 Newtonmetern Drehmoment und mit Allradantrieb kombiniert. Die Kraftübertragung erfolgt über eine Achtgangautomatik.
Der R6 ist per 48-Volt-System mildhybridisiert. Das bedeutet, dass ein kleiner Elektromotor als Riemenstartergenerator tätig wird, der den Verbrenner mit einem Leistungs-Plus von 12,4 kW/17 PS entlastet beziehungsweise boostend unterstützt. Außerdem ermöglicht die Technik das sogenannte „Segeln“, bei dem sich der Diesel in bestimmten Fahrsituationen – wie Gleiten oder Bergabfahren – entkoppelt und abschaltet. Die elektrische Energie stellt eine 0,33-kWh-Batterie bereit, die beim Verzögern und Bremsen geladen wird, durch Rekuperation also.
Verbrauchssenkend soll ferner die sogenannte DCPCI-Verbrennungstechnologie sorgen, hinter der das Wortungetüm „Distribution-Controlled Partially Premixed Compression Ignition“ steckt. Vereinfacht gesagt, führt ein speziell geformter Kolbenboden zu einer Optimierung des Luft-Kraftstoff-Gemisches und somit zu einer besonders effizienten Verbrennung. Der Schadstoffausstoß wird mit den üblichen Methoden bekämpft – Oxidationskatalysator, Dieselpartikelfilter, SCR-System mit AdBlue-Einspritzung, elektronisch geregelte Abgasrückführung.
Alternativ bietet Mazda den CX-60 auch als Plug-in-Hybrid an, unseren Testbericht lesen Sie hier. Anfang 2024 soll zudem ein Dreiliter-Sechszylinder-Benziner das Portfolio ergänzen.
Wie er sich fährt:
Der Sechszylinder-Diesel steht dem CX-60 gut und macht ihn zu einem versierten Langstrecken-Könner. Souverän zupackend, vibrationsarm und kultiviert bringt der Sechsender das zwei Tonnen schwere SUV voran, die Begleitmusik ist eine angenehm sonore und dabei unaufdringliche. Der 12,4-kW-Generator überboostet erfolgreich Turboloch und jedwede anfahrtechnische Flaute, in Rollphasen knipst das Hybridsystem den Verbrenner immer wieder aus und lässt den großen Mazda emissionsfrei fahren. Die Achtgangautomatik sortiert die Gänge weitgehend flink und gewandt, bisweilen „verschluckt“ sie sich aber kurz.
Beim Anfahren gelingt es oft erst nicht sofort, die Fahrstufe „D“ einzulegen, das haben wir schon beim CX-60 mit Plug-in-Hybrid so erlebt, ebenso wie die ziemlich straffe Fahrwerksabstimmung, die den Mazda nicht eben diskret über Verwerfungen hinweggehen lässt. Die Abstriche beim Fahrkomfort zahlen aber auch nicht in die Fahrdynamik ein, schnell angegangene Kurven nimmt der CX-60 mit etwas spürbarer Seitenneigung.
Was er verbraucht:
„Große Hubräume und sechs Zylinder müssen nicht zwangsläufig zu höheren Verbräuchen führen“, sagt Mazda mit imaginär erhobenem Zeigefinger und verspricht einen WLTP-Verbrauch von lediglich 5,3 bis 5,2 Litern Diesel pro 100 Kilometer. Auf unserer Sparrunde sind wir sogar unter fünf Litern geblieben, eine zügige Autobahnfahrt ist mit 6,6 Litern zu Buche geschlagen. Im Schnitt kamen wir auf 5,8 Liter, für ein Fahrzeug dieser Größen-, Gewichts- und Antriebskategorie ist das ein sehr respektabler Wert.
Was er bietet:
Beim allradgetriebenen CX-60 e-Skyactiv D 254 geht das Angebot erst ab dem zweiten Level „Exclusive-Line“ los. Zusätzlich zum Digital-Cockpit mit Navi, zu Klimatisierungsautomatik, Voll-LED-Scheinwerfern mit automatischer Leuchtweitenregulierung und Fahrhelfern wie Bergabfahr- und Berganfahrassistent, City-Notbremsassistent, Verkehrszeichenerkennung, Regensensor, Tempomat sowie Spurhalte- und Spurwechselassistent kommen dann unter anderem noch Fernlichtassistent, Rückfahrkamera, ein schlüsselloses Zugangssystem, Head-up Display und Sitz- und Lenkradheizung hinzu, außerdem ein Update von 18- auf 20-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Das noch über „Homura“ positionierte Topmodell „Takumi“ bringt beispielsweise das Driver Personalization-System, elektrische Sitz- und Lenkradverstellung, Sitzbelüftung vorn, Sitzheizung hinten und Lederausstattung mit.
Buchbare Optionen sind etwa das Driver Assistance-Paket (unter anderem mit Matrix-LED-Lichtsystem und Adaptivtempomat, 1600 Euro), das Convencience & Sound-Paket (elektrische Heckklappe, 360-Grad-Monitor, Bose-Soundsystem etc., 2550 Euro) oder ein Glasschiebedach (1300 Euro).
Was er kostet:
Als „Exclusive-Line“ ab 54.550 Euro, als „Takumi“ ab 59.950 Euro. Wer sich für den weniger leistungsstarken Hecktriebler entscheidet, kann schon auf „Prime-Line“-Level und ab 49.350 Euro einsteigen.
Was wir meinen:
Dass Mazda entgegen aller Trends sein großes SUV CX-60 mit einem hubraumstarken Sechszylinder-Diesel ausstattet, ist auch verkaufstechnisch ein schlauer Schachzug, denn abseits der gängigen Edelmarken gibt es ein solches Angebot praktisch nicht mehr. Der kraftvolle und dabei bemerkenswert sparsame Selbstzünder macht den CX-60 zu einem idealen Langstreckenfahrzeug, das zwar nicht gerade billig, angesichts der gebotenen Ausstattung aber fair eingepreist ist. Nur bei der Fahrwerksabstimmung und beim Infotainment sollte Mazda noch nachbessern. Ansonsten ein klares Ja – so kann ein Sechszylinder-Diesel auch heute noch zeitgemäß sein.
Datenblatt Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254
Antrieb: Diesel (Mildhybrid), Achtgang-Automatik, Allradantrieb
Hubraum: 3283 ccm
Zylinder: 6
Leistung: 187 kW/254 PS bei 3750/min
max. Drehmoment: 550 Nm bei 1500 - 2400/min
Elektromotor: maximale Leistung 12,4 kW/17 PS bei 900/min
Elektromotor: maximales Drehmoment 153 Nm bei 200 min
Batterie: Lithium-Ionen, Kapazität 0,33 kWh
Höchstgeschwindigkeit: 219 km/h
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 7,4 sec
Kraftstoff: Diesel
Normverbrauch WLTP: 5,3 – 5,2 l/100 km
Testverbrauch: 5,8 l/100 km
CO2-Emission WLTP: 139 - 137 g/km
Schadstoffnorm: Euro 6d ISC-FCM
Energie-Effizienzklasse: A+
Länge: 4,75 m
Breite: 1,89 m ohne, 2,13 m mit Außenspiegeln
Höhe: 1,69 m
Sitzplätze: 5
Gepäckraum: 570 - 1726 l
Kraftstoff-Tank: 58 l
AdBlue-Tankfüllmenge: 6,7 l
Leergewicht: 1949 - 2025 kg
zulässiges Gesamtgewicht: 2516 kg
Zuladung: 566 - 642 kg
Anhängelast: 2500 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst)
Stützlast: 100 kg
Reifengröße: 235/50 R 20 104 W
Versicherungs-Typklassen: 19 (KH), 23 (TK), 27 (VK)
Preis: Ab 54.550 Euro
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