Umwelt- und Klimaschutz

Plastik oder echt - welcher Weihnachtsbaum ist nachhaltiger?

15.12.2022, 05:59 Uhr
Echter Weihnachtsbaum oder Imitat aus Plastik? Auf den ersten Blick ist oftmals kaum ein Unterschied wahrzunehmen, doch spätestens bei Klima- und Umweltschutz gibt es große Unterschiede. Der rechte Baum ist hier übrigens der echte Baum.

© Bilder: IMAGO; Collage: Lea Kießling Echter Weihnachtsbaum oder Imitat aus Plastik? Auf den ersten Blick ist oftmals kaum ein Unterschied wahrzunehmen, doch spätestens bei Klima- und Umweltschutz gibt es große Unterschiede. Der rechte Baum ist hier übrigens der echte Baum.

Natur pur oder eine Imitation aus Plastik? Der CO2-Fußabdruck von Kunststoffbäumen ist etwa sieben- bis zwanzigfach so hoch, wie der eines echten Baums, schätzt Carbon Trust, eine in Großbritannien ansässige Umweltberatung. Einen Großteil des Fußbadrucks machen Plastikherstellung und die Weiterverarbeitung aus. Die große Mehrheit der Plastikbäume kommt dazu aus China und hat lange Transportwege nach Deutschland.

Die Tanne aus Plastik ist am nachhaltigsten, wenn der Kunststoffbaum mindestens über zehn Jahre genutzt wird und dafür zehn echte Bäume nicht gekauft werden, schätzen die Umweltberater von Carbon Trust.

Die Schätzungen der Umweltberater aus UK können nur als Orientierung dienen, denn so einfach ist ein Vergleich nicht. Kommt der Plastikbaum tatsächlich aus Fernost, wo wurde die Nordmanntanne aus dem Baumarkt gezüchtet und welche Wege legte der Nadelbaum vom Förster zurück? Wie viele Weihnachten erlebt das Imitat und wie werden die echten Bäume entsorgt? Wurden die Tannen, Fichten und Kiefern gedüngt und gespritzt?

CO2-Fußabdruck von Weihnachtsbäumen

Mit Blick auf den Transportweg schlägt der echte Weihnachtsbaum fast immer den Baum aus Plastik. Rund 90 Prozent der hierzulande verkauften Weihnachtsbäume stammen aus Deutschland. Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen produzieren zusammen etwa zwei Drittel der deutschen Bäume. In Bayern gibt es nur kleinere Anbaugebiete.

Wächst der Weihnachtsbaum auf einer Plantage oder nach streng kontrollierten Richtlinien in Wäldern auf? Auf Plantagen kommen oft Pestizide zum Einsatz. Der Bund Naturschutz berichtet dazu: "Tests bei Weihnachtsbäumen haben wiederholt gezeigt, dass in konventionellen Weihnachtsbaumplantagen verbreitet Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt werden." Dies schade Tieren, Pflanzen, Gewässern und Böden, so die Naturschützer.

Umweltfreundlicher sind Bio-Weihnachtsbäume, diese kommen ohne Kunstdünger und Umweltgifte aus. In einem Telefonat mit unserer Redaktion empfiehlt Waldreferent Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz in Bayern: "Wir raten den Verbrauchern zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume oder Bäume direkt aus dem Wald vom Förster und Waldbesitzer zu kaufen."

Wie nachhaltig ein echter Weihnachtsbaum letztendlich ist, hängt zum Großteil auch von seiner Entsorgung ab. Landet der Nadelbaum auf einer Mülldeponie, wird beim Verrotten Methan freigesetzt - das Gas ist 25 Mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid. Beim Verbrennen hingegen setzt der Baum nur genauso viel Kohlenstoff frei, wie er zuvor gebunden hat.

Fazit und Einkaufstipps

Kauft man einmal einen Weihnachtsbaum aus Plastik, nutzt diesen bis ans Lebensende und macht ihn nicht kaputt, dann ist die Imitation am nachhaltigsten. Im besten Fall findet sich ein gebrauchter Kunststoffbaum. Besteht die Gefahr, dass man sich nach drei Weihnachten an dem Imitat satt gesehen haben könnte oder man den Charme eines echten Tannenbaums nach ein paar Jahren vermissen wird, ist der Griff zum Original besser.

Bei echten Bäumen sollte auf das Angebot von Förstern und Waldbesitzern aus der Region zurückgegriffen werden. Der Bund Naturschutz veröffentlicht jährlich einen bayernweiten Einkaufsführer mit Adressen für den Kauf von Weihnachtsbäumen, die ohne Pestizide wachsen durften.

Bei einem Kauf an anderer Stelle, sollte auf Bio-Anbau geachtet werden, dabei helfen Siegel. Das PEFC-Siegel (Programm für die Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen) garantiert nachhaltige Waldwirtschaft. Das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) bestätigt, dass keine Pestizide und keine mineralischen Düngemittel eingesetzt wurden. Das FSC-Zeichen versichert, dass vorrangig heimische Baumarten angepflanzt und regelmäßig kontrolliert wurden. Oft weisen Anbieter ihre Bäume zudem mit dem Zeichen "original regional" aus.