Urlaubs-Roulette

Schnäppchen-Reisen ins Ungewisse: Was sich hinter „Blind Booking“ verbirgt und wie es funktioniert

12.7.2024, 05:00 Uhr
Reisen ins Unbekannte: Mit "Blind Booking" können Urlauberinnen und Urlauber ordentlich Geld sparen.

© Andreas Arnold/Andreas Arnold/dpa/dpa-tmn Reisen ins Unbekannte: Mit "Blind Booking" können Urlauberinnen und Urlauber ordentlich Geld sparen.

Fluggesellschaften versuchen verständlicherweise, ihre Flüge so gut wie möglich auszulasten. Reisende haben dagegen ein Interesse daran, so wenig wie möglich für einen Flug zu bezahlen. Diese beiden Bedürfnisse erzeugen eine Gemengelage, für die sogenannte "Blind Bookings" wie geschaffen scheinen. Diese Überraschungsreisen laufen ab wie jede andere Urlaubsbuchung - mit einem nicht unerheblichen Unterschied: Die Reisenden wissen nicht, wohin es geht. Klingt verwirrend? Wir bringen Licht ins Dunkel.

Fernweh-Anfall, mögliche Reisedestinationen suchen, Ziel festlegen, buchen - so läuft im Regelfall die Urlaubsplanung. Beim Blind Booking ist es ganz ähnlich, nur dass Schritt drei wegfällt. Oft wissen Urlauber dabei erst wenige Tage vor Abreise, wo es hingeht. Doch wie funktioniert das Ganze? Packt einen die Reiselust, kann bei diversen Plattformen gestöbert werden - nach Flügen oder ganzen Pauschalreisen. Die Auswahlmöglichkeiten sind ebenso endlos wie umfangreich erklärt. Anbieter wie "waynabox", "Wowtrip" oder"blookery" locken mit satten Rabatten im Vergleich zu konventionellen Flugreisen.

In den USA wird Blind Booking bereits seit einigen Jahren betrieben, während es in Deutschland bisher eher wenige Anbieter gab. Doch der Trend greift auch hierzulande um sich. Grundsätzlich sollen sich so Flug und Hotelübernachtung billig buchen lassen, alternativ können Urlauber das Reisemodell auch nur für eine der beiden Kategorien auswählen. Eurowings, Tochterfluggesellschaft der Lufthansa, hatte schon vor Jahren Blind-Booking-Optionen im Angebot, nahm diese aber wieder aus dem Programm – und bietet sie seit Ende 2023 wieder an. Auch die Konzernmutter hat ähnliche Optionen im Angebot.

Der Sprung ins Blaue startet zunächst mit dem Ziel-Zeitraum und der Wahl der Reiseart. Hier lässt sich oft aus Kategorien wie "Städtetrip", "Strandurlaub" und weiteren wählen. Dann werden Abflugort, das gewünschte Startdatum und die Länge der Reise festgelegt, anschließend erfolgt die Buchung. Dann heißt es warten, erst kurz vor Abflug wird Geheimnis gelüftet. Es besteht im Vorfeld zwar die Möglichkeit, einige Zielflughäfen auszuschließen, aber Achtung: Je mehr Flughäfen der Streichung zum Opfer fallen, desto teurer wird der Trip. Ähnliches gilt für die Unterkunft.

"Geheimnisvolle" Reisen im Trend

Es wird empfohlen nicht "zu spontan" zu buchen, heißt: Am besten spätestens zwei Wochen vor dem gewünschten Reisedatum, besonders wenn Einschränkungen, wie bestimmte Flugzeiten oder aussortierte Zielorte dazu kommen. Einen Haken gibt es. Bei den Überraschungsflügen fallen häufig Extrakosten für Koffer an. Zudem gilt es, auf die Sitzplatzbestimmungen zu achten. Hier können sich Kostenfallen verstecken, die die Preise bei der Buchung in die Höhe treiben.

Für wen eignen sich also Überraschungsreisen? Wer hinsichtlich der potenziellen Ziele eingeschränkt ist - zum Beispiel aufgrund von etablierten Vorlieben oder Routinen - kann enttäuscht werden. Ähnlich verhält es sich dann mit der Unterkunft. Die gebuchten Flüge sind außerdem weder umbuch- noch stornierbar.

Wer dagegen flexibel, offen und neugierig ist, kann mit dem Reisetrend auf seine Kosten kommen. Die gewohnte "Qual der Wahl" aus hunderten möglichen Zielen entfällt, weil die Fluggesellschaft bestimmt, wo es hingeht. Für Unentschlossene lassen sich durch das "Blind Booking" Ziele erkunden, die ohne diese Reiseart vielleicht niemals infrage gekommen wären. Alles, was es braucht, sind Spontanität, ein gültiger Personalausweis und Freude am Ungewissen.

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