Aus der Zeit gefallen

„Das Ende einer Ära“: Diesen legendären Dienst hat die Telekom seit heute eingestellt

Johanna Michel

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

1.12.2024, 11:57 Uhr
Ein Service der Telekom ist seit dem 1. Dezember Geschichte. (Symbolbild)

© Federico Gambarini/Federico Gambarini/dpa Ein Service der Telekom ist seit dem 1. Dezember Geschichte. (Symbolbild)

Nach 29 Jahren ist Schluss: Die Telekom hat zum 1. Dezember den Auskunftsdienst eingestellt, über den in den vergangenen Jahrzehnten über 550 Millionen Anfragen eingegangen sind, wie das Unternehmen in einer Mitteilung erklärt. Aber: So glanzvoll das auch klingt, sei die Nachfrage nach dem Dienst in den letzten Jahren jedes Jahr um rund 20 Prozent geschrumpft. Da der Bedarf nach dem Service heutzutage kaum noch genutzt wird, habe sich das Unternehmen dazu entschieden, den Dienst komplett abzuschaffen.

Während der gesamten Zeit haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am anderen Ende der Telefonleitungen den skurrilsten Anfragen gestellt. Telekom nennt in der Mitteilung verschiedenste Beispiele. "Egal ob jemand ins österreichische Skigebiet Sankt Anton (üblich abgekürzt mit St. Anton) wollte, den neuesten technologischen Schrei (Klapphandy) hinterfragte oder schlicht die Auskunft mit dem Hausarzt verwechselt hatte: die Telekom nahm sich auch derlei skurriler Wünsche gewissenhaft an." Auch ein fragwürdiger Anruf wird als Zitat in der Mitteilung angebracht: "Guten Tag. Ich habe gestern eine Urinprobe bei Ihnen abgegeben…".

Mit solch lustigen Situationen und einem Angebot für – vermutlich vor allem ältere Personen – ist jetzt Schluss. Seit heute, 1. Dezember, wurden Inlandsauskunft, Auslandsauskunft und der Weckservice eingestellt. Auch, weil die Telekom diese Dienste nicht mehr kostendeckend anbieten kann und die eingesparten Mittel heutzutage besser in zukunftsfähige Infrastrukturen wie Glasfaser- und Mobilfunknetze sowie in digitale Services investiert werden können.

Internet-Auskunft inzwischen einfacher

"Das Angebot ist aus der Zeit gefallen", sagte Thomas Zähringer, Experte für die Auskunftsdienste bei der Telekom. Seiner Meinung nach kennen Menschen unter 20 Jahren solche Angebote gar nicht mehr – verständlich, nachdem die Glanzjahre solcher Dienste schon einige Jahre zurückliegen. Aber auch ältere Generationen dürften schon lange nicht mehr bei der Auskunft angerufen haben. "Digitale Services am Handy haben der Auskunft einfach den Rang abgelaufen. Lassen Sie uns mal den Selbsttest machen: Wann haben Sie zuletzt bei der Auskunft angerufen?", fragt Zähringer weiter.

Denn: Inzwischen nutzt fast jeder ein Smartphone, auch Notebooks, PCs und Tablets machen eine Auskunft über eine Internet-Suchmaschine deutlich einfacher, als tatsächlich nach dem Hörer zu greifen. Ab sofort geht das jetzt bei der Telekom gar nicht mehr, dem Unternehmen zufolge gibt es eine Auskunft über persönlichen Kontakt jetzt nur noch über die Nummern alternativer Auskunftsdienste.

Für die inzwischen nur noch weniger als zehn Prozent des ursprünglichen Call-Center-Teams bedeutet das auch Veränderung. Laut Mitteilung sei für viele jetzt der Ruhestand die nächste Station, für andere geht es einfach in andere oder neue Projekte. Eins ist laut Claudia Richter-Rückert, die seit mehr als 23 Jahren den passenden Kontakt für Anrufer suchte, aber klar: "Das wird bestimmt auch wieder sehr schön. Aber eines ist sicher, die netten Anrufer bei der Auskunft werden uns fehlen."

1 Kommentar