Tipps, um die Geräte zu finden

Intim, heimlich und illegal: Airbnb kämpft mit versteckten Kameras

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

18.7.2024, 12:52 Uhr
Eine Überwachungskamera mit Stacheldraht im Hauseingang.

© ROBERT KALB via www.imago-images/imago images/robertkalb photographien Eine Überwachungskamera mit Stacheldraht im Hauseingang.

Seit Jahren bietet die Online-Plattform Airbnb Reisenden eine meist kostengünstigere Alternative zu Hotels und anderen Unterkünften. Sogenannte "Hosts" können sich online auf der Seite registrieren und ihre eigene Wohnung als mögliche Bleibe anmelden. Was für viele Urlauber eine attraktive Alternative ist, entwickelt sich für andere zum regelrechten Albtraum. Denn: Durch versteckte Kameras werden private Ausflüge, zur voyeuristischen Straftat.

Urlauberinnen und Urlauber müssen immer wieder feststellen, dass sie in ihrer kurzfristig gemieteten Wohnung ohne Erlaubnis gefilmt werden. Eine Recherche von "CNN" erklärt, dass das Problem größer scheint als angenommen: Laut Bericht erreichten das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren rund 35.000 Kundenanfragen, in welchen Gästinnen und Gästen eine mögliche Überwachung in ihrer Ferienwohnung melden. Das Unternehmen selber soll dagegen viel zu selten etwas unternehmen.

Wie "CNN" berichtet, hatte ein Airbnb-Mitarbeiter während einer Anhörung erklärt, dass Beschwerden über versteckte Kameras in der Regel nicht an Strafverfolgungsbehörde weitergeleitet werden. Im Rahmen interner Ermittlungen wendet sich das Unternehmen jedoch möglicherweise direkt an den Gastgeber. Strafverfolgungsexperten kritisieren dieses Vorgehen scharf, da es Verdächtigen Zeit gibt, Beweise zu vernichten.

Auf Anfrage des Nachrichtenportals erklärt das Unternehmen, dass Beschwerden über versteckte Kameras selten sind. Sollten jedoch welche einlaufen "ergreifen wir angemessene und schnelle Maßnahmen, die die Entfernung von Gastgebern und Angeboten beinhalten können, die gegen die Richtlinie verstoßen". Gleichzeitig zieht sich Airbnb, laut Bericht, vor Gericht aus jeglicher Verantwortung und argumentiert, dass es wenig Kontrolle darüber hat, was in den Unterkünften passiert.

EU-Regeln für mehr Sicherheit

"Airbnb versucht offenbar die Angelegenheit häufig intern zu klären – und geht dabei offenbar so dilettantisch vor, dass wichtiges Beweismaterial verschwindet", erklärt Andreas Noll, Netzreporter für "Deutschlandfunk-Nova". In Deutschland ist die Überwachung von Hauseingängen, öffentlichen Geländen und in einer vermieteten Wohnung verboten. Wie das Nachrichtenportal berichtet, wird die heimliche Überwachung von vermieteten Wohnungen mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstraße von bis zu zwei Jahren geahndet.

Das Europäische Parlament stellte 2022 bereits fest, dass die mangelnde Transparenz bei kurzfristigen Vermietungsgeschäfte wie Airbnb, es den Behörden erschwert, die Dienste effektiv zu überwachen und zu regulieren. Die Herausforderung bestehe darin, örtliche Vorschriften, Steuern und Sicherheitsstandards zu überprüfen. November 2023 einigten sich das Europäische Parlament und der Rat auf Maßnahmen, wonach Gastgeber von Mietobjekten in EU-Mitgliedstaaten online registrieren müssen. Zudem müssen Online-Plattformen die Richtigkeit von Immobilienangaben überprüfen und stichprobenartige Kontrollen durchführen.

Ende April dieses Jahres hatte Airbnb weltweit verboten, dass Gastgeberinnen und Gastgeber Überwachungskameras oder Aufnahmegeräte in ihren Unterkünften platzieren. Bereits davor waren versteckte Kameras verboten. Unklar bleibt, wie das Unternehmen plant, die Maßnahmen durchzusetzen.

Wie erkennen? So schützen Sie sich im Urlaub

Um sich selber vor versteckten Kameras zu schützen, schlägt Kaspersky, ein Unternehmen für Sicherheitssoftware, einen Trick mit der eigenen Smartphone-Kamera vor. Dafür müsse man das verdächtige Zimmer zunächst gut verdunkeln und das Licht aus machen. Schaltet man dann gleichzeitig Taschenlampe und Kamera ein, sollte der Bildschirm dort aufleuchten, wo sich eine Kamera befindet. Der Trick funktioniert auch bei einer separaten Taschenlampe.

Sucht man selber nach der Kamera, sollte man besonders das Schlafzimmer und das Bad unter die Lupe nehmen, empfiehlt Kaspersky. Auch Rauchmelder, Haushaltsgeräte, Wandbilder, Uhren, Blumentöpfe oder Spielzeug werden gerne als Verstecke genutzt.

Es ist jedoch möglich, dass das Smartphone mit einem Infrarotlichtfilter ausgestattet ist und sich dadurch nicht für die Suche geeignet ist. Mithilfe einer Fernbedienung kann man testen, ob das Smartphone dafür tauglich ist. Insgesamt ist die Methode aber recht zeitaufwändig und eignet sich nur für eine oberflächliche Inspektion.

Eine weitere Option wäre, per App zu scannen, welche Geräte mit dem lokalen WLAN-Netz verbunden sind. Die Liste kann man dann überprüfen und nach verdächtigen Geräten checken.