"Verbrechen an der Natur"
Warum Sie Hecken aus Kirschlorbeer aus Ihrem Garten entfernen sollten
8.4.2024, 15:26 UhrPflegeleicht und schön anzusehen - das sind bei vielen Hobbygärtnern die Hauptkriterien für die Pflanzenwahl im eigenen Garten. Vor allem bei großen Hecken um das eigene Grundstück sollte das Stutzen und Pflegen nicht allzu lange dauern. Viele greifen daher auf Kirschlorbeer oder Thuja zurück.
Laut Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland, kurz NABU, ein großer Fehler. Bereits 2021 veröffentlichte er hierzu auf der NABU-Website einen Artikel, der seitdem durchaus kontrovers diskutiert wird.
Seine Meinung: Diese und viele weitere Pflanzen seien für Tiere und die Umwelt völlig nutzlos. "Wer Kirschlorbeerhecken pflanzt, begeht ein Verbrechen an der Natur", so Hofmann. "Selbst eine Betonmauer ist ökologisch wertvoller, auf ihr wachsen mit der Zeit wenigstens Flechten und Moose." Bestenfalls ein wenig Unterschlupf finden Vögel zwischen den Blättern, ernähren kann die Pflanze sie nicht.
Daraufhin erreichte den Bund laut Nachtrag eine Vielzahl an Protestmails. Auf sie reagiert der NABU wie folgt: "Zugegeben, die Zuspitzung im obigen Text provoziert, aber die Grundaussagen stimmen weiterhin. Wer sich mutwillig seinen Kirschlorbeer im Garten halten und daran erfreuen will, soll das tun. Hier geht es um die reihenweise Pflanzung in Neubaugebieten, die massiv Gartenlebenräume entwerten."
Auch auf das Argument, dass Amseln und andere Drosseln die Beeren gerne essen, reagiert der NABU: Meise, Rotschwänzchen und Zaunkönig bräuchten Insekten als Nahrung. Und der Kirschlorbeer ist alles andere als insektenfreundlich.
Kirschlorbeer verdrängt heimische Pflanzen
Der Kirschlorbeer wurde als Zierpflanze aus der Türkei hierzulande eingeführt. "In den vergangenen Jahren gab es eine Inflation dieser Sträucher, gemeinsam mit den ebenfalls exotischen Rhododendren verdrängen sie heimische Pflanzen. Damit verschwindet die Nahrungsgrundlage für Insekten und damit die Babynahrung vieler Vögel", ärgert sich der Naturschützer.
"Wer Lorbeerkirschen anpflanzt, zeigt, dass er keine Ahnung und keine Geduld hat", wird Hofmann deutlich. Zum einen, weil Kirschlorbeer für Menschen giftig sei, zum anderen, weil sie sich über die Gärten langsam in den Wäldern verbreite und dort heimische Pflanzen verdränge.
Kirschlorbeer auch aus ganz anderen Gründen nicht im Garten geeignet
Aber auch aus ganz anderen Gründen ist der Kirschlorbeer laut einer Expertin nicht als Gartenhecke geeignet: Er sei kein guter Sichtschutz, findet die Baumschulerin Gabriele Bschorr. Das Gehölz wachse nicht so dicht wie zum Beispiel die Hainbuche. Und wenn die Hecke zu viel Sonne oder Frost ausgesetzt ist, wird sie schnell braun.
Außerdem verträgt sie keinen Heckenschnitt mit der Motorschere, weil dabei zwangsläufig viele Blätter beschädigt werden. Die Blätter und Samen des Exoten sind auch noch giftig, schwer kompostierbar und keine geeignete Nahrung für Insekten.
Auch der beliebte Bambus ist keine gute Idee, da er sich stark verbreitet - und zwar im ganzen Garten, wenn man ihn nicht stoppt, warnt Bschorr. Wer sich für den Bambus entscheidet, sollte zudem wissen, dass er für heimische Tiere kaum einen Nutzen hat - ähnlich wie Bambus, Dahlien, Rhododendron und Thuja. Wer den Bambus dennoch vorzieht, sollte unbedingt eine Rhizomsperre anlegen, die die Pflanzen am Wuchern hindert.
Sie suchen Alternativen? Diese Hecken empfehlen Naturschützer
Stattdessen rät NABU zu heimischen und insektenfreundlichen Alternativen. Dazu gehören: Brombeere, Weißdorn, Hainbuche, Liguster, Haselnuss und Vogelbeere. Eine immergrüne Ausweichmöglichkeit ist die Eibe. Bschorr empfiehlt ebenfalls die Hainbuche, Liguster und Eibe sowie die Apfelrose, die laut der Baumschulerin alle schnell dicht werden.
Als Sichtschutz geeignet ist auch die Kornelkirsche, in der sich Vögel wohlfühlen. Sie blüht im Frühling und trägt später säuerliche Früchte, die sich zu Marmelade, Kompott oder Likör verarbeiten lassen. Optisch ansprechend ist auch die Felsenbirne: Der Strauch färbt sich im Herbst rot-orange, im Sommer trägt er kleine, essbare Früchte.
Vorsicht: Hecken dürfen erst ab Oktober entfernt werden
Wer sich für eine der Alternativen entscheidet, muss beim Entfernen der alten Hecke allerdings wichtige Fristen beachten: Denn laut Bundesnaturschutzgesetz dürfen Hecken zwischen 1. März und 30. September nicht entfernt oder zurückgeschnitten werden. Seit 1. Oktober ist dies wieder ohne Weiteres möglich - mit der gebotenen Rücksicht auf die Tierwelt.
Verstöße gegen die Vorgaben gelten als Ordnungswidrigkeit. Ein unerlaubter Heckenschnitt kann teuer werden, abhängig von der beschnittenen Fläche. Bis zehn Meter Hecke liegen die Bußgelder in Bayern zwischen 50 und 1000 Euro, bei über 100 Metern kann es mit bis zu 15.000 Euro richtig teuer werden.